SABATON, ELUVEITIE & WISDOM

13.09.2012
Saarbrücken, "Garage"

Bandlinks:
www.sabaton.net/
http://eluveitie.ch/
www.wisdom.hu/

Die deutschen Panzer rollen wieder durch Europa. Aber im Gegensatz zu dem, zugegebenermassen, nicht gerade amüsanten Überraschungsbesuch deutscher Truppen in Polen vor 70 Jahren haben die Besucher der Saarbrücker Garage ordentlich Spass in den Backen, denn die Invasion findet diesmal nur musikalisch in Form des Schweden 5ers von SABATON statt, die mit feinstem Power Metal wieder durch die Hallen der Republik preschen um die Massen zu begeistern und Propaganda für ihr neuestes Werk 'Carolus Rex' auf der "Swedish Empire Tour" zu betreiben. Klingt martialisch? Klar tut es das, denn der Schwedenbomber punktet nicht nur musikalisch sondern auch gerade wegen seiner Songtexte. Die Thematik des 2. Weltkrieges wird oft besungen, wie überhaupt alle Kriege. Heroisch, jedoch mit viel Respekt und ohne Gewaltverherrlichung geht das von statten und ist verfassungsrechtlich völlig unbedenklich. Und wenn dann noch die musikalische Umrahmung professionell und mit höchster Spielfreude dargeboten wird freut sich das Kritikerherz.

Zur Verstärkung sind heute abend die beiden Supportacts WISDOM und die Folk-Metaller von ELUVEITIE mit am Start. Als die Ungarn von WISDOM gegen 19.20 Uhr ihren Set eröffnen ist die Halle schon gut gefüllt. Mittlerweile haben sich die Fans darauf eingestellt dass die Konzerte in der Saarbrücker Garage in der Regel gegen 19 Uhr bereits beginnen da ja um 23 Uhr aufgrund der Lärmschutzregelungen in der Stadt erfahrungsgemäß Schluss sein muss. Zurück zu den "jungen Wilden" Ich persönlich war gespannt wie sich die Ungarn schlagen würden. Das sehr gute Debütalbum "Judas" ließ schließlich hoffen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Nicht nur optisch erinnern die Musiker in ihren schwarzen Lederoutfits an Hammerfall und Co., nein auch musikalisch gehts in die Richtung des 80er Jahre Power Metals. Und mit Gabor Nagy hat man einen Frontmann der sein Instrument Stimme beherrscht. Die Metalposen und das theatralische schwenken des freien Arms hat er jedenfalls drauf und keiner der Jungs wirkt hölzern auf der Bühne. Überwiegend werden die Songs des Debütalbums präsentiert. Mit "Wasted Years" von Maiden gibts noch ein 1A Cover und das Auditorium dankt zum Abschluss mit hochgestreckten Armen, mehr als warmen Applaus und den unvermeidlichen Pommesgabeln. Eine starke Leistung. Und vor allem war alles handgemacht und LIVE. Auch wenn mancher Ton der Backing Vocals daneben war so hatte man den Eindruck dass hier alles "echt" ist, was man von Eluveitie nicht gerade behaupten kann.

Eigentlich mag ich ja Heavy Metal, gepaart mit Mittelalter-, keltische, gälische Folklore-Musik, Flöten, Geigen was auch immer. Es muss halt "live" sein. Kurz nach 20 Uhr wirds auf der Bühne recht kuschelig denn gleich 7 Musiker entern die Bühne und legen los. Neben der klassischen Rock/Metalbesetzung haben die "Helveten" zusätzlich noch eine Geigerin und eine Drehleier Spielerin im Aufgebot. Der Sound ist richtig gut, alle Instrumente bis auf die Drehleier sind durchaus im Raum auszumachen und die Flöte des Sängers gespielt durch das Gesangsmikro erhellt laut und klar die Garage. Zu klar für die Garage und für meinen Geschmack. Da wird doch getrickst, ist mein erster Gedanke und ich sollte recht behalten denn ein paar Songs später hört man die Flöte aus dem Off kommen. Da stellt sich mir die Frage was noch so alles nicht echt ist da oben, denn zumindest einige Geigenpassagen sind anhand der Hand- und Führbewegungen der Geigerin als Fake auszumachen. Theoretisch könnten auch die Gitarren noch zusätzlich zum Spiel gesamplet sein um den Sound noch fetter zu machen. Ist die moderne Technik des samplens jetzt Fluch oder Segen? Nun, ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ergeben sich durch den Einsatz des Laptops neue Möglichkeiten um den Fans das bestmögliche Konzerterlebnis zu geben, auf der anderen Seite können musikalische Schwächen bzw. das unmöglich Umsetzen eines bis zum Anschlag technisch hochgestylten Albums kaschiert werden. Nicht meine Welt, dann lieber ein paar "blaue" drin und das Gefühl "ehrliche" Musik aufgetischt zu bekommen wenngleich man sagen muss dass Eluveitie einen anständigen Set in puncto Bühnenpräsenz, Ausstrahlung und Kommunikation abgeliefert haben und gegen 20.50 Uhr die Bühne unter tosendem Applaus verlassen.

Danach gibts endlich das worauf alle gewartet haben. SABATON. Nach dem obligatorischen "Final Countdown" von Europe und dem klassischen Intro legen die Schweden gleich mit "Ghost Division" los, was frenetisch vom Auditorium abgefeiert wird, und zeigen warum sie Headliner dieser Tour sind. Unbändige Spielfreude, ein charismatischer Joakim Broden der jederzeit seine Fans im Griff hat, wie der total sympathische Junge von Nebenan rüberkommt und dem man jederzeit seine Kinder zum babysitten anvertrauen würde, der immer für ein Spässchen aufgelegt ist: "Noch ein Bier!" und im Rahmen seiner Möglichkeiten stimmlich überzeugt. Sicher, er ist kein eierquetschender Gesangsakrobat, das brauchts aber auch nicht, denn die Songs sind allesamt so atmosphärisch dicht dass eine Überstimme eventuell "störend" wirken würde.
Auch bei SABATON kommen Samples zum Einsatz, denn nach dem Umbruch der Band (aus dem alten Line Up sind nur noch Sänger Joakim Broden und Basser Pär Sundström übriggeblieben) hat man noch keinen neuen Keyboarder gefunden und somit war es klar dass die für den typischen Sabaton-Sound verantwortlichen schwarzen und weissen Tasten aus dem Laptop kommen würden, dafür hat man ja durchaus Verständnis und toleriert dies eher als zuvor noch bei Eluveitie. Ein musikalisches Highlight jagte das nächste, wobei das exzellent dargebotene "Carolus Rex" und das komplett in schwedisch gesungene "karolinens bön" herausstachen. Zwischendurch gabs noch einen kleinen Wettbewerb im "Bier schnelltrinken" und selbst Joakim Broden staunte nicht schlecht als ein talentierter Fan den 0,5L Krug in nur 3,2 Sek. leerte, Tourrekord! Was wieder mal beweist, die Saarländer können gut feiern und vor allem gut und viel trinken. Sehr nett auch die Rede des sympathischen Frontmannes zum aktuellen Line-Up Wechsel und wie gut die "neuen" von der Sabaton Fanbase angenommen wurden und dass es bis jetzt bei keiner Tourstation zu Unannehmlichkeiten in Form von ablehnenden Gesten oder gar Handgreiflichkeiten gekommen ist. Warum auch? Die beiden neuen Gitarristen, Thobbe Englund und Chris Rörland als auch der neue Drummer Robban Bäck haben sich prima ins Bandgefüge eingepasst, haben zudem noch begnadete Backing-Stimmen bei der manch eine Band sich sicherlich freuen würde wenn sie diese als Leadgesang hätte und auch ansonsten sieht es auf der Bühne so aus als wäre das Bandklima sehr harmonisch, was sich natürlich auch in der Qualität des dargebotenen Materials bemerkbar macht. Denn im Gegensatz zum letzten Mal in der Garage konnte ich noch eine Steigerung des Ganzen feststellen. Kein Hit wird ausgelassen. Ob "Cliffs Of Gallipolli" "Coat Of Arms" "Attero Dominatus" "Gott mit uns" Alles wird von der Menge abgefeiert als gäbs kein morgen mehr und hinterlässt beim Frontmann Spuren in Form eines megabreiten Grinsens im Gesicht. Als Zugabe gibts dann noch den Überhit "Primo Victoria", "The Art Of War" und "Metal Crue", sowie das Versprechen wiederzukommen, mit noch mehr Party, noch mehr Hits und "noch nem Bier". Also dann komm ich auch wieder...

Bericht: Frank Beck
Photos: Franco Schillacci