RAGE & EDENBRIDGE

01.05.2008
Pirmasens, "Quasimodo"

Bandlinks:
www.rage-on.de/
www.edenbridge.org/

Wenn man mal auf den Konzertkalender des "Quasimodo" sieht, dann bemerkt man schon, dass die Verantwortlichen andere sind, als noch vor ein paar Jahren. Dass es sich hierbei um Karl und Pit handelt (eine kleine Schleimerei beim Chef kann ja nicht verkehrt sein) ist schon hinlänglich bekannt und nachdem SILENT FORCE, GOTTHARD, EKTOMORF, ONSLAUGHT, AXXIS und PRIMAL FEAR schon die Südwestpfalz beehrt hatten, war nun eines der deutschen Aushängeschilder im Heavy Metal Bereich dran. Keine geringeren als RAGE um Szene-Urgestein Peavy Wagner spielten in Pirmasens zum Tanz auf.

Leider hatten diese eher eine Art Zumutung zum Anheizen mitgebracht. Die Österreicher EDENBRIDGE, die diese Tage schon ihr sechstes Studio-Album veröffentlichten, konnten nicht, aber wirklich überhaupt nicht, überzeugen. Es mag zwar sein, dass fünftklassige NIGHTWISH-Kopien eben Geschmackssache sind, aber zumindest die Show sollte doch ansprechend sein. Aber außer den üblichen, zähen, Gothic Metal-Posen gab es nichts zu bestaunen. Und nach jedem Vers einmal den Kopf nach rechts und dann nach links zu bewegen ist ja nun auch nicht gerade große Stageacting-Schule. Das Hauptaugenmerk lag auf der neuen Scheibe, "My Earth Dream" wobei auch ältere Songs wie "Shine" (Album: 'Shine') oder "Evermore" vom Vorgängeralbum präsentiert wurden. Die Stimme von Sabine "Ich hab mehr Geheimratsecken als Cronos" Edelsbacher fand ich auch nicht gerade überzeugend und dass man als Gothic Metal Band keinen Keyboarder hat, sondern diese Einspielungen alle aus der Konserve kamen, war bezeichnend für diesen Auftritt. Hoffentlich nicht noch mal.

Um ca. 22:15 enterte dann genau die Band die Bühne auf die alle im gut gefüllten Club gewartet hatten. RAGE starteten mit dem Titelsong und zugleich Opener ihres neuen fulminanten Werkes 'Carved in Stone', gefolgt von "Drop Dead", ehe der erste Song der 90er folgte; "Under control" föhnte ordentlich aus den bis zum Anschlag aufgedrehten Boxen, ehe es nach kurzem Smalltalk sofort mit "Soundchaser" weiterging. Der sympathische Peavy meinte nun, dass es Zeit wäre in der Klamottenkiste zu wühlen und auch wenn ich der Meinung bin, dass Lieder von 1998 nicht unbedingt zum alten Eisen gehören, wurde "Days of December" als ein solcher bezeichnet. Doch macht nichts, denn das ändert nichts an der Klasse diese Stücks. Klamottenkiste Teil zwei stellte sich als das überaus geile "Refuge" von 'The Missing Link' heraus, welches man "auf Wunsch von André spiele". Das Trio war in bester Spiellaune und performte genial weiter. "Lord of the Flies", "Dies Irae", "Beauty" (beide letzgenannte mit Gastsängerin Jen Majura) und dem zum ersten Mal live gespielten Song "One More Time" von meinem persönlichen RAGE-Favoriten 'Welcome to the Other Side'. Mit "Lost in the Void" folgte dann erneut ein Lied des neuen Studiowerkes, bevor Ausnahmegitarrist Victor Smolski nach "No Regrets" ein erstklassiges Solo ablieferte, das weder zu lang oder gar zu langweilig war. Dieses ging automatisch in das geile "Unity" von der gleichnamigen Scheiblette über und da man gerade dabei war, wurden noch "Down" und das hervorragende "Set the World on Fire" aus dem Ärmel geschüttelt.
Man beendete das reguläre Set mit einem Medley aus "Long Hard Road", "Higher than the Sky" und "Don't fear the Winter". Nach nur kurzem Rufen erschien die Band erneut und zockte erst einmal "Open my Grave". Ein sichtlich begeisterter Herr Smolski verkündete im Freudentaumel noch, dass er gar nicht verstehe, warum hier so wenig Gigs stattfänden und dass RAGE entweder jedes Jahr oder bei jeder Tour vorbeischauen würden. Welches von beiden kann ich nun wirklich nicht mehr sagen, denn durch die ominöse Lautstärke befand ich mich gerade irgendwo zwischen Tinitus und Hörsturz. Zum Ende dann ein Lied, welches alle kannten, insofern sie sich nicht strikt dem Film "Der Schuh des Manitu" verweigert hatten. "Straight to Hell" markierte den Schlusspunkt eines Konzertes, bei dem ein Mann sang, der trotz vorgerückten Alters noch in hohen Tonlagen singen kann, ein ungewöhnlicher Gitarrenhexer und ein Exil-Pirmasenser, der seine Felle nach allen Regeln der Kunst gerbte.
Es hätte einfach nicht enden dürfen.

Bericht: David Paul
Photos: Yvonne Bernhard