JUDAS PRIEST & FIVE FINGER DEATH PUNCH

16.06.2015
Luxemburg/Esch-Sur-Alzette, "Rockhal"

Bandlinks:
www.judaspriest.com/; www.fivefingerdeathpunch.com/

Wenn einer eine Reise tut dann kann er was erzählen, selbst dann wenn die Reise ins nur knapp 100 km entfernte Luxemburg geht. Es ist Dienstag, 16.06.2015 und die Metalgötter von JUDAS PRIEST geben sich die Ehre die "Rockhal" im altehrwürdigen Großherzogtum zu beschallen. Mit dabei FIVE FINGER DEATH PUNCH aus den USA. Diese 2005 gegründete Band um ihren charismatischen Sänger Ivan Moody sind, betrachtet man sich die US Chartplatzierungen, in ihrem Heimatland längst Superstars der dortigen Metalszene und in Deutschland auch spätestens seit der 2013er Scheibe 'The Wrong Side Of Heaven And The Righteous Side Of Hell Vol. 1&2' eine Hausnummer. Da aber der überwiegend größere Teil des Publikums mit Judas Priest gealtert und eher im Retro-Modus beheimatet ist, durfte man also gespannt sein wie die Mischung aus harten Shouts/Grooves und weichen, melodischen Parts von der NwobHM-Gemeinde aufgenommen würde.

Entgegen der Aussagen mancher Ticketverkäufer ist die "Rockhal" heute abend nicht ausverkauft, ja sogar ein Teil der Halle abgehängt. Dahinter tummeln sich die Judas Priest Die-Hard-Fans, die sehnsüchtig auf IHRE Band warten und sich lieber die Zeit mit quatschen und ein paar Bierchen vertreiben … anyway, als FFDP gegen 20.30 Uhr mit "Under And Over It" und gutem Sound loslegen (leider nicht so druckvoll wie auf Konserve) ist dennoch mächtig Stimmung in der Halle, denn die 100 bis 200 (ich hab sie jetzt nicht Abgezählt) die das Konzert der Amis nicht verfolgen möchten machen den Käse jetzt auch nicht runder. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich ich mich mit der Diskographie der Band aufgrund meiner konstanten Retrophase wenig beschäftigt habe, wurde ich positiv überrascht. Energie pur, gestandene Mannsbilder und Musiker auf der Bühne die allesamt das Zeug zum Rockstar haben (ja, auch der Basser) und ihre Arbeitsgeräte beherrschen. Zudem wurde nicht nur gebrüllt sondern Songs auch stellenweise mit ganz viel Gefühl vorgetragen. Die Mischung machts eben. Höhepunkte ohne Zweifel das Bad Company- Cover und "Burn Motherfucker", sowie die abschliessende Zugabe "The Bleeding" wobei die Herren nochmal beweisen konnten wie tight und arschcool sie sind. Im November kann man diese fantastische Band im "den Atelier" (ebenfalls in Luxemburg) wieder bewundern. Ich bin mir sicher dass FFDP an diesem Abend einige neue Fans dazu gewonnen haben und das "Atelier" im Winter aus allen Nähten platzen wird.

Ein grosser schwarzer Vorhang mit dem Schriftzug "Judas Priest" verhinderte während der Umbaupause den Blick auf die Bühne und sofort war es wieder da, das 80er-Jahre-Gefühl das einem wieder in die Zeit versetzt, in der große und aufwendige Bühnenshows mit schwarzem Molton verdeckt wurden und man mit glänzenden und ja sogar manchmal mit tränenden Augen den Beginn des Konzerts kaum noch erwarten konnte auf das der Vorhang endlich fällt und den Blick auf die Helden der Jugend freigibt. Nun, Tränen waren es diesmal nicht aber doch schon eine gewisse Vorfreude denn Priest hatte ich zum letzten Mal während der 'Painkiller Tour 1992' live gesehen.
Es gehört ja mittlerweile zum guten Ton einer jeden Band vor dem eigentlichen Intro einer Show einen Warm-up Song aus der Dose in voller Lautstärke über die PA zu fahren. Licht aus, Black Sabbaths "War Pigs" an und ab ging die Luzie. Textsicher wurde der Song vom Publikum abgefeiert und mit dem eigentlichen Intro "Battle Cry“ und mit jeder Menge Puff und Päng fiel das Banner und JUDAS PRIEST starteten in ihren fulminanten Set mit "Dragonaut" wobei des Metallgotts erscheinen auf der Bühne noch lauter beklatscht wurde als die Band selbst spielte. Und mittlerweile hatten auch die letzten Zuschauer den Weg vom Bierstand zur Halle gefunden. Drei riesige LED-Wände die zu jedem Song das passende Bild und Videomaterial lieferten prangten auf der Bühne und bildeten mit der imposanten Lightshow eine perfekte Symbiose. Natürlich wurde hier nichts dem Zufall überlassen. Dafür ist die Band schon viel zu lange im Geschäft. 40 Jahre sind es mittlerweile die diese Herren (in Teilen) bereits auf den Bühnen dieser Welt unterwegs sind, alleine diese Tatsache sich so lange in diesem Business zu halten gebührt ewiglichen Respekt, und wer sie schon öfters "live" gesehen hat der wusste vom ersten Song an, die Altherrenriege hatte richtig Bock auf Party. Einen bedeutenden Anteil an dieser Frischzellenkur hat ohne Zweifel Richie Faulkner an der Gitarre der Glenn Tipton ziemlich blass aussehen und K.K. Downng nicht vermissen liess und der seine Leistung mit einem fantastischen Gitarrensolo gegen Ende des Konzerts krönte. Mein persönlicher Magic Moment. Immer wieder zog es Faulkner an den Bühnenrand. Man merkte ihm an dass er den Kontakt zu den Fans suchte, lieferte sich einige Einlagen mit dem Metal God himself, wohingegen Glenn Tipton und Ian Hill wie gewohnt mit dem Bewegungsradius eines Bierdeckels stoisch und wie man sie nunmal kennt ihr Ding durchzogen. Rob Halford ist sowieso über alles erhaben und hatte sein Publikum mit jeder noch so kleinen Handbewegung im Griff. Es gab aber auch noch genügend musikalische Highlights zu bewundern. "Love Bites" zum Beispiel, das live sensationell funktionierte, oder das superbe "Redeemer Of Souls" vom letzten Album. Selbst das von vielen Hardcore Fans verschmähte "Turbo Lover" wurde begeistert aufgenommen was mich wieder an die 86er Tour mit einer blutjungen Doro Pesch im Vorprogramm erinnerte. Das unvermeidliche "Breaking The Law" durfte natürlich genausowenig fehlen wie die obligatorische Harley zu "Hellbent For Leather" bevor die Band mit "Electric Eye" und "You`ve Got Another Thing Comin'" zurückkehrte. Das sollte es aber noch nicht gewesen sein denn nach einer erneuten kurzen Pause kamen Halford & Co. zurück und spielten ihr wohl bekanntestes Stück der "Neuzeit" - "Painkiller" - wobei hier alle Register in puncto Technik gezogen wurden um der hohen stimmlichen Anforderung genüge zu tun, was aber keinesfalls die Leistung des nun schon 64-jährigen Sängers (!) schmälern sollte. Immer noch meine tiefste Anerkennung und "Chapeau".
"Living After Midnight" beendete dann das Konzert das gerne noch eine Stunde länger hätte dauern können. Zwar habe ich persönlich den ein oder anderen Song schmerzlich vermisst ("Nightcrawler", "Ram It Down") aber bei dem breitgefächerten Angebot an Songs ist das mehr als verständlich. In dieser derzeitigen Verfassung ist Priest immer noch eine Macht und ohne jede Einschränkung wärmstens zu empfehlen.

Zwei kleine Wermutstropfen blieben an diesem Abend dennoch. Zum Einen, die T-Shirtpreise. Das sind Schweinepreise und ein absolutes NO GO. 35,- €uro für ein T-Shirt mit Bandaufdruck (Priest als auch FFDP) zu verlangen sind bei Produktionskosten um die 10,- €uro (und das ist noch großzügig gerechnet) entschieden zu hoch. Zweitens: Die Rückfahrt nach Saarbrücken gestaltete sich mehr als schwierig denn aufgrund eines einzelnen (!) Kassenautomaten am Parkplatz und der damit verbundenen Wartezeit verzögerte sich die Abfahrt um ca. 2 Stunden und hinterliess einen mehr als bitteren Nachgeschmack den die wirklich freundliche Security und das Personal der "Rockhal" sowie die moderaten Preise bei den Getränken nicht wettmachen konnte. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Was für ein Glück dass Heavy Metal Fans nicht aggressiv sind und sich (zwar mit einigem Murren aber friedlich) ihrem Schicksal fügten und sich in die Schlange einreihten. Bei einem Hip Hop-Konzert wäre dies definitiv in die Hose gegangen ;-)

Setlist FFDP: 01. Under and over it 02. Hard to see 03. Lift me up 04. Bad Company 05. Burn motherfucker 06. Coming down 07. Never enough 08. Here to die 09. The Bleeding (Zugabe)
Setlist JUDAS PRIEST: War Pigs (Black Sabbath) Battle Cry (Intro) 01. Dragonaut 02. Metal gods 03. devils Child 04. victim of changes 05. Halls of Valhalla 06. Love Bites 07. March of the damned 08. Turbo Lover 09. Redeemer of Souls 10. beyond the realms of death 11. Jawbreaker 12. Breaking the law 13. hell bent for leather 14. Electric Eye 15. You`ve got another thing coming 16. Painkiller 17. Living after midnight

Anmerkung der Redaktion:
Im Vorfeld wurde uns vom Judas Priest Management u. vom Veranstalter schriftlich ein Pass f. den "Fotograben" zugesichert. Letzendlich wurde dieser jedoch nicht ausgehändigt, so dass die Fotos aus dem Pubklikum heraus geschossen werden mussten ...

Bericht & Photos: Frank Beck