NACHT DER DROHENDEN SCHATTEN X
feat. KHAOS AEON, MALCUIDANT, SUPPLICIUM, KADOTUS, NAEAR MATARON, TROLL & DODHEIMSGARD
25.02.2012
Speyer, "Halle 101"
Festival-Link
www.drohende-schatten.de/
25.02.2012, Speyer, Halle 101.
Eine Ära ging zu Ende, eine Institution im deutschen Untergrund Black Metal
Konzert Bereich nahm Abschied, und daß wie man sagen kann, mit stolz erhobenem
Haupt, und dem Blick nach vorn gerichtet.
Großer Parkplatz, Große Halle, kaltes jedoch sonniges Wetter, "The same procedure as last year!".
Auf dem Gelände der Halle 101 in Speyer anzukommen, vermittelte einem immer
irgendwie wie das Gefühl endlich da angekommen zu sein, wo man passender in
diesem Augenblick nicht sein könnte. Zwar nicht ganz wie Zuhause, aber doch
in gewisser Weise heimelig und familiär. Eine Menge fröhlicher "Brüder" und
„Schwestern“, ebenso viele von weit weither angereiste "Cousins" und "Cousinen"
aus dem europäischen Umland, eine handvoll betrunkener "Onkel" und "Tanten",
und immer über dem eigenen Selbst, die Vaterfigur-ähnlichen Musiker und Musikerinnen
auf der Bühne, die einem im Übertragenen Sinne die Leviten lasen.
Wie schon gesagt, waren der Aufbau und die organisatorischen Aspekte der Black Metal Konzertreihe "Nacht der drohenden
Schatten" oder auch des "Sinister Howling" immer recht identisch was den Aufbau vor der Halle, in der Halle selbst, und auch den
Ablauf des Tages anging.
Vom Eingang aus, am Grillstand vorbei, den Merchandise ignorierend geradewegs zur Bar, und von da aus, mit einem kühlen Bier in
den Grallen, zielstrebig vor zur Bühne, wo KHAOS AEON der Opener der letzten "Nacht" gerade anfingen. Zwar war die Halle zu
diesem Zeitpunkt noch recht leer, was jedoch das Los der Opener eben so ist, und auch kein Hindernis für die Band darstellte,
die ihre halbe Stunde Spielzeit ausgezeichnet nutzte und hauptsächlich Lieder ihres bald erscheinenden Albums 'Koenigreich' aber
auch von ihren vergangenen Veröffentlichungen zum besten gab.
Nach einer kurzen Umbaupause kam auch schon die zweite Gruppe des Abends und die erste Band aus Frankreich MALCUIDANT
zum Zuge. Einigen Untergrundlern schon länger bekannt, war dies der erste Auftritt außerhalb Frankreichs mit ihrem aktuellen
Knaller Album namens 'Et les Cieux s'assombrirent...' im Gepäck. Gnadenloser Black Metal ohne viel Geschnörkel, technisch trotzdem
Top, und wer hätte es gedacht, optimaler Sound. Ja, der Sound war schon immer ein Problem auf
der "Nacht". Dem einen immer zu viele Höhen, dem anderen zu viel Bass, der nächste hört die Melodie der Gitarren nicht richtig,
und was es sonst noch für Gemecker nach den Konzerten gab. Aber meiner Meinung nach musste man einfach nur die richtige
Stelle in der Halle finden, und dann passte es schon; meistens. Nüja, zurück zur Band. Mit 40min Spielzeit, wenigstens zehn Minuten
mehr als der Opener, schafften es die beiden MALCUIDANT-er definitiv das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Am klaren Gesang würde ich zwar noch ein wenig feilen, aber die Kraft und die Emotion mit denen die Lieder dargeboten wurden
waren wir ein fesselnder Mahlstrom.
Nach der ersten französischen Band des Abends, wie soll es anders sein, kommt bekanntlich irgendwann die zweite französische
Band des Abends, und in diesem Fall sogar direkt im Anschluß. SUPPILICIUM mit ebenfalls 40 Min. Spielzeit, und einem herrlichen Mix
ihrer drei bisherigen Veröffentlichungen luden zum satanischen Stelldichein.
Als Hörer der ersten Stunde muß ich wirklich sagen, daß jeder, der SUPPILICIUM nicht kennt, oder sie kennt und noch nicht live
gesehen hat, wirklich etwas verpasst hat. Eine der besten Gruppen die der französische Untergrund hervorgebracht hat, sowohl live,
wie auf CD. Der Hass auf alles christliche und humane wird durch die gurgelbrecherischen Schreie des Sängers Urgarr-oth auf CD
schon wunderbar übertragen, doch noch um ein hundertfaches an Kreuzigungen und brennenden Kirchen verstärkt, durch die
Präsenz des Sängers und der restlichen Band auf der Bühne.
Im Anschluss an die französische Abordnung betraten nun die Finnen von „Kadotus“ die Bretter die die Welt bedeuten.
Für mich zwar stellenweise ein Mysterium weshalb KADOTUS zur Zeit wieder so trendig sind, aber nun gut. Zu dritt, statt wie auf
anderen Konzerten zu viert, ließen die finnischen "Verdammnis"-bringer keinen zweifel daran daß sie ihre Instrumente zwar
beherrschen, aber mit Leggins und Cowboystiefeln als Bühnenoutfit, scheinbarem Desinteresse am Auftritt
selbst, und einer eher mittelmäßigen Lied Auswahl, wären diese wohl eher als Opener geeignet gewesen.
Und nach einer scheinbaren Ewigkeit, einer meiner persönlichen Headliner des Abends auf der Bühne, NAER-MATARON.
Corpsepaint, Nieten, Patronengurte, Blut und Vicotnik von DHG als zusätzlichen Sänger. Eine unheilvolle Kombination, aber genau
richtig. Nicht nur eine hammer Show der gesamten Kombo, sondern auch eine wahnsinns Auswahl an Liedern, vor allem aber eben
genau von den beiden Kult Scheiben schlechthin, 'Skotos Aenaon' und 'Up from the Ashes'. Ein genickbrecherischer 50 Min.-Tanz
den wohl keiner so schnell vergessen wird.
Für jemanden wie mich, der mit der Musik der norwegischen Black Metal Szene von 1995 und 1996 groß wurde, waren die nächsten
beiden Bands ein besonderer Genuß. Zunächst hätten wir da einmal TROLL, die ohne ihren Gründer Nagash ihren Auftritt bestritten,
und daß zum ersten mal in Deutschland, seit ihrer Gründung 1992. Kristenhat, Troll Riket, Over Daudens Kolde Mark, um nur ein paar
der Titel zu nennen und all jenen die nicht anwesend waren den Sabber in die Lefzen zu treiben. Ein Klassiker nach dem Anderen,
und diese dargeboten, mit der aktuellen, vollmundigen Spielweise wie man sie von den letzten beiden Alben kennt. Hammer!
Und dann zum Ende, der Headliner des Abends. Nun, welche Band genau denn jetzt für wen, aus welchen Gründen auch immer,
der Eigentliche Headliner gewesen wäre, spielt hierbei keine Rolle. DODHEIMSGARD mit exklusiver old-school Show, und über einer
Stunde Spielzeit. Wenn das nicht mal ne Aussage ist, dann weiß ich auch nicht.
Mit Vicotnik als Sänger, mit seiner unheilvollen Stimme, dem steinernen Blick, dem typisch nordisch klingenden klaren Gesang und im
Grunde genommen aller Lieder der ersten beiden DHG Alben 'Kronet Til Konge' und 'Monumental Possession' waren diese
Nordmänner wohl für die meisten Besucher der eigentliche Grund der Anwesenheit, und das mit Recht. Zwar gab es keine wirkliche
Show oder ähnliches, was bestimmt einige im nachhinein bemängeln mögen, doch muß man ganz klar sagen, daß es für Musik der
ganz alten Black Metal Schule und insbesondere bei einer der alten Größen des nordischen Black Metals mit einer exklusiven
Darbietung ihrer ersten beiden Alben, einfach nicht passend ist auf der Bühne rum zu hopsen, "wind-zu-millen", Stagediving zu
Veranstalten, oder das Mikro in die Menge zu halten. Keine fröhlichen mit-gröhl-lieder, keine sauf-musik. Kalter, schwarzer, nordischer
Stahl!
Abschließend muß man sagen, daß es eigentlich eine Schande ist, wie unglaublich schlecht die "Drohende Schatten"-
Veranstaltungen in Speyer im allgemeinen besucht wurden.
Der Veranstalter zog Jahr um Jahr ein Urgestein des Black Metals nach
dem anderen aus dem Zylinder, mit exklusiven Auftritten, exklusiven Shows, mit den Göttern des Nordens und den schwarzen
Teufeln des Südens, und die Resonanz? Gemecker über Tonqualität, Gemecker über Getränkepreise, Gemecker über den Grillstand,
Gemecker über die Eintrittspreise... Naja wenn also das nächste mal Hades, DHG, Troll, Nehemah, Strid, Gehenna, Aosoth,
Hell Militia, Ofermod, Zemial, Lunar Aurora, Baptism, Urn, Caedes, Ondskapt, um nur einige zu nennen, in derartigen Kombinationen
auftreten wie bei diesen Veranstaltungen, und das zu günstigeren Eintritts- oder Getränkepreisen, dann ein Tipp an die Meckerer:
Nichts wie hin! Ein Drittel der oben genannten Gruppen traten wohl schon zum letzten mal auf.
Bericht & Photos: René Baumann