METAL HAMMER PARADISE 2014

14. bis 15.11.2014
Ferienpark Weissenhäuser Strand, Ostsee

Festival-Links: www.metal-hammer-paradise.de/ & www.weissenhaeuserstrand.de/

Was ist das schlimmste an dem Winter? Vereiste Autos? Weihnachtsartikel ab Oktober? Kälte? Schnee? Für mich nicht. Es ist eher der Fakt, dass keine andere Jahreszeit weiter entfernt ist von meiner geliebten Festivalsaison. Also eine gewisse Summertime-Sadness um es mal in Lana Del Reys oder auch Sharon den Adels Worten zu sagen, ist also grundsätzlich mal vorhanden. Dann ist auch noch ausgerechnet November, der mit Abstand beschissenste Monat des Jahres. Da geht ja gar nichts, nicht Mal Weihnachtsmarkt…
…habe ich gedacht. Dann stieß ich auf eine art winterliches El Dorado im Norden Deutschlands, nämlich auf das "Metal Hammer Paradise" im Weißenhäuser Strand in Schleswig-Holstein, also quasi genau an der Ostsee. Ich weiß selbst nicht genau, warum ich da vorher noch nichts von gehört hab, aber man kann ja nicht alles wissen und besser spät als nie, weiß ich es ja jetzt. Was das ist? Es folgt eine Zusammenfassung.


Weißenhäuser Strand, die Location ist ein Ferienpark nahe der A1 (Nähe Oldenburg) in einer Dünenlandschaft an der Ostsee. Geboten werden hier generell zahlreiche Wellness-Möglichkeiten, Sportaktivitäten und sonstige Freizeitangebote, ganz so, wie man das von einem Ferienpark eben so erwartet. Allerdings wird eben jenes große Gesamtangebot an diesem auserwählten Wochenende teilweise kostenlos, teilweise günstiger, rein an eine Schar Metalheads angeboten. Zusammen mit ca. 25 Bands ergibt das das "Metal Hammer Paradise". Über die ganz oben aufgeführten Links könnt ihr euch das alles schon mal in weiser Voraussicht für 2015 ansehen.
Ich fand, das klang ziemlich geil, also bin ich mal in Fotografen-Begleitung hin. Die Hinfahrt war ja tatsächlich ganz angenehm, da wir über Nacht (Abfahrtszeit 05:00) gefahren sind und kaum was los fahr. Mit Pipi-Pausen, diversen Auto-Verwechslungs-Zwischenfällen und Final-Destination-Szenarios, kamen wir nach 7 Stunden an unserer persönlichen Final Destination an. Als nicht reguläre Gäste haben wir allerdings anders residiert und zwar im ca. 10 Minuten entfernten Heiligenhafen in einer süßen, kleinen Pension, die von sehr, sehr netten Nordlichtern geleitet wurde. Als absolutes Highlight um dieses Festival zu besuchen, sei zu aller erst einmal folgendes genannt:
Die Ostsee ist tatsächlich vor der Haustür. Südländer wie ich können sich das gar nicht vorstellen, die Tür zu verlassen und am Strand zu stehen, unweit von Schweden und Dänemark, umringt von Möwen und diesem unsäglichen Wind. Hier hast du Glück wenn du irgendwo einen Fluss hast, mit Enten drin und exotisch wird’s allerhöchstens in Richtung Frankreich. Ihr merkt, Urlaubsfeeling pur.
Also nachdem wir uns dieses schöne Fleckchen mal angeschaut hatten, begaben wir uns "nach Hause" und packten erst mal aus. Dann meldete sich, wie es eigentlich abzusehen war, der Magen zu Wort und wir gingen einkaufen. Wer denkt, dass sich Supermarkt-Sortimente deutschlandweit nicht unterscheiden, irrt gewaltig. Geht mal im Norden einkaufen. Wer jetzt sagt, "ich sitz jedes Jahr in Wacken, ich kenn das!", irrt auch ;). So, nach dem Essen und dem Frisch machen, traten wir unsere erste Reise zum Weißenhäuser Strand an.
Das Finden war kein Problem, die Autobahn hat ihre eigene Abfahrt. Das Einchecken, wie auch die Parkplatzfindung erwiesen sich als ebenso problemlos.
Verwirrend war für Open-Air-Festival-Gewohnte wie uns erst mal die Aufteilung der Location.
Es gab ein Zelt, eins wie diese, die man auch auf Sommerfestivals findet, in dem sich die Maximum Metal Stage befand, unweit davon, auch freistehend das Riff Rondell, die kleinste Bühne des Festivals, die in einer Art Stall aufgebaut war. Dazwischen befanden sich ein Weg von ca. 20 Metern, zumeist von Rauchern besetzt, die auch dem stärksten Seewind trotzten und ein kleiner Grill-Imbiss-Stand, an dem man Wurst und Braten erstehen konnte.
Quasi wie im Bermuda-Dreieck der Stages, lag auf diesen 20 Metern Weg (Anm. von mir: Mein Orientierungssinn ist nicht höher als der eines Knäckebrotes. Sollte ich hier falsche Entfernungen oder Lagen angeben, sorry!) der Eingang zum "Hauptgebäude", in dem sich folgendes befand:
- Der Baltic Ball Room, die mittelgroße Stage
- diverse Restaurants und Imbiss-Möglichkeiten
- ein Piratenspielplatz (!)
- Die Autogrammstunden
- Ein Café
- Die Spielhalle
- Der Metalmarkt, der leider auf diesem Festival ein klein wenig kläglich ausfiel.

Auf der anderen Seite fand man die Toilettenanlage und den Durchgang zu den Appartements und Bungalows, sowie einen Edeka, Retter meines zweiten Abend. Das alles auszukundschaften wurde erst später aus die Tagesordnung verschoben, denn es gab Bands anzusehen. Zuerst schauten wir uns den Rest von AVATARIUM im Baltic Ballroom an, einer schwedischen female fronted Band, die sich selbst als "Dark, Heavy and Poetic" bezeichnet. Diese Beschreibung traf auch vollends zu, denn anders als andere Bands mit Frontfrauen, kam Avatarium wesentlich weniger bombastisch daher, dafür aber grundehrlich und irgendwie frisch. Auch Jennie-Anns wundervolle Stimme trug ihren Teil zu diesem gelungenen Auftakt eines gelungenen Festivals bei.
Als nächstes und wieder im Baltic Ballroom besuchten wir DR. LIVING DEAD, die Thrash/Crossover-Skulls aus Schweden, die mir bisher eigentlich nur von ihrem Namen her ein Begriff waren. Lustig anzusehen war das Ganze, absolut passend zu meiner Vorliebe für Bands mit Masken (vgl. Milking the Goatmachine, Slipknot) und trotz, dass Thrash nun nicht zu meinen Favourite-Genres zählt, war es das doch allemal wert.
Wieder keine Verschnaufpause, wir mussten förmlich zur Maximum Metal Stage (beeindruckendes Teil) rennen, um KNORKATOR zu sehen.
Diese Gruppierung sollte jedem ein Begriff sein, der sich selbst nicht ganz so ernst nimmt, denn Deutschlands meiste Band der Welt tut das selbst wohl auch nicht.
Alf Ator und Co. standen in den teilweisen sexiesten (abartigsten) Outfits auf der Bühne, die der Kleiderschrank hergab und vor allem Stumpen ließ kaum mehr Raum für Fantasie offen. Die Setlist war superlang, d.h. sie war super und sie war lang und die Band hat gnadenlos überzogen. Kein Problem für das Publikum, denn mit Smashern wie "Ding inne Schnauze", "Du nich" oder "Wir werden alle sterben" könnte man Zuschauer auch tagelang unterhalten. Knorkator wurde an diesem Freitag gefeiert und ich hatte das Gefühl, es könne kaum mehr besser kommen.
Danach kaufte ich mir eine Cola für einen stolzen Preis von 3,-€ + 1,-€ Becherpfand. Aber was soll ich tun, ich habe ein Fable für Festivalbecher.
Für uns folgte nach ca. 3 Stunden Stehen eine Pause. Die wurde mit der einen oder anderen Partie Billard (natürlich haushoher Sieg meinerseits), Airhockey (Auch klarer Sieg für mich) und Suchtbewältigung (im Gegensatz zu manch anderen halte ich mich ans Rauchverbot im Zelt) verbracht, bevor es denn weiter zu Gamma Ray ging.
Freunde des (Heavy) Power Metal haben an diesem Wochenende echt ihren Place to be gefunden, denn GAMMA RAY, FREEDOM CALL und EDGUY auf einem Festival lässt jedes dieser Herzen höher schlagen, auch meines.

Der erste Orga-Fehler schlich sich leider bei GAMMA RAY ein, denn es wollten mit Abstand viel mehr Zuschauer in den Baltic Ballroom, als reinpassten, deswegen war die Schlange davor extrem lang und neue Leute kamen nur hinein, wenn jemand anderes raus ging. Deswegen verließen wir den Gig, nach den pressetechnischen Aufgaben um regulären Fans die Chance zu geben diese Band zu sehen, allerdings nicht ohne "Masters Of Confusion" und "Avalon" noch mitzunehmen. Gamma Ray sind und bleiben meiner Meinung nach die unangefochtenen Spitzenreiter des deutschstämmigen Power Metals und verdienen die größten Bühnen, ganz klar. Vielleicht beim nächsten Mal!
Um 22:30 befanden wir uns wieder im Zelt, denn WITHIN TEMPTATION war an der Reihe, eine meiner Lieblingsbands. In gewohnter Manier legten Sharon und ihre Mannen eine Show der Extraklasse hin. Die Bühne erstrahlte, genau wie Sharons Outfit, im 'Hydra'-Look und so ging die Show auch los, mt "Paradise" feat. Tarja Turunen, welche per Beamer-auf-Leinwand der Show quasi auch beiwohnte. Guter Auftakt!
Weiter ging es mit "Faster" und "Let Us Burn", beides wunderbare Songs der Niederländer und die Songauswahl blieb den ganzen Gig über klasse. Von Klassikern wie "Mother Earth", "Stand My Ground" und "In The Middle Of the Night" über neue Hits wie "And We Run" feat. XZibit, und "Covered By Roses" zur Zugabe "Sinead" war alles stimmig und die Menge begeistert. Super Leistung und toller Abschluss für den ersten Tag, die aftershowparty sollte ohne uns stattfinden nach 20 Stunden der Wachheit.
Nach einem Mitternachtssnack in der Pension ging es auch schon in den Samstag über. Dieser startete mit einem erneuten Besuch am Meer und der Beschaffung nordischer Spezialitäten, wie Astra und dänische Kekse.
Nach einem mittlerweile notwendigen Bad (wegen Muskelschmerzen, nicht Gestank :P) machten wir uns wieder auf die Socken um noch wenigstens den Rest von SOLSTAIR mitzubekommen. Leider kamen wir so spät, dass wir aktiv nur die Zugaben bestehend aus "Fjara" und "Goddess Of The Ages" noch mitbekamen.
Wer die Isländer kennt, dass hier Melancholie und Melodik ganz wichtig sind. Das ist nicht jedermanns Sache, aber dem, der das zu schätzen lernt, wird Sòlstafir ans Herz wachsen, genau wie mir vor einer längeren Weile.
Trotz, dass wir die Hälfte verpasst haben, weiß ich, dass das Quartett aus Reykjavik viele, viele tolle songs gespielt haben, unter anderem "Köld", "Ótta", "Svartir Sandar" und "Dagmál" also einige alte große Songs und viel vom aktuellen Album 'Ótta'. Großartiges Konzert und ich empfehle auch Zweiflern: Beschäftigt euch mit Sòlstafir!
Danach sahen wir uns den Anfang von SALTATIO MORTIS im Zelt an.
Die Herren Spielmänner zählen wohl den Bands, die ich schon am häufigsten live miterlebt habe und sie legen immer wieder eine super Show hin!
"Eulenspiegel", "Prometheus" und "Früher war alles besser" bringen genau wie jeder andere Song die Halle zum Beben und Frontmann Alea ist einfach eine echte Rampensau. Dennoch verabschiedeten wir uns früher, denn wir wollten uns noch ein wenig umsehen. Der Markt war ein wenig winzig und auch das Merch der Bands war irgendwie teuer. Vielleicht liegt es an mir, aber ich will für ein Band- oder Festivalshirt nicht mehr als 15,- € Zahlen. Das seh ich irgendwie nicht ein. Also blieb mein Geld bei mir (mit Ausnahme von Unmengen an Kaffee).
Später musste auch ich für POWERFOLF auf Amorphis verzichten, schwere Entscheidung aber begleitungstechnisch dennoch demokratisch.
Powerwolf war schon immer geil. Kirchensatirisch wie eh und je stehen sie in einer großartigen Kulisse auf der Bühne und haben nur ein Ziel, den Heavy Metal in die Welt rauszutragen. Frontmann Attila versteht sich darauf, mit seinen Mannen die Menge anzufeuern und Hits wie "Werevolves Of Armenia", "Raise Your Fist" und "Resurrection By Erection" trugen ihren Teil dazu bei. Wäre dieser Auftritt der Abschluss des Festivals gewesen, wäre es ein guter gewesen, aber wir wollten unbedingt noch EDGUY sehen. Wir sahen uns das Ganze im sitzen an, denn meine Füße haben sich in ihrer Masse verdoppelt und taten verdammt weh.
Ich war auf Wacken 2014 schon enttäuscht von Avantasia aber zu Edguy war ja an sich nur Tobi Sammet die Schnittmenge, also gab ich dem eine Chance. Allerdings zog ich die nach drei Liedern, u.a. "Superheroes" wieder zurück. Entweder war ich zu müde, oder die Platten klingen tatsächlich besser als Edguy live.
Naja das wars dann, ein weniog wehmötig machten wir uns auf den Weg in die Pension um stolze 5 Stunden Schlaf zu bekommen bevor wir 9 Stunden Heimweg (Stau bei Hannover) in Angriff nehmen mussten.

Alles im Fazit ist das Metal Hammer Paradise eine geile Sache und mal so ganz anders als das typische Festival. Die Zielgruppe ist eine ein wenig andere, was vielleicht auch an den eben nicht ganz so niedrigen Preisen liegt, aber ein so friedliches Festival, habe ich in 10 Jahren nie erlebt.
Ich hoffe, wir dürfen wiederkommen in 2015 und vielen Dank "Metal Hammer"!

Bericht: Katrin Erbach
Photos: Benjamin Kuhn