MATT GONZO ROEHR & HERZLOS

22.11.2013
Pirmasens, "Quasimodo"

Band-Links:
www.gonzomusic.com
www.herzlos.biz

Immerhin kamen am Freitagabend 50 Leute mehr ins "Quasimodo" als noch am 19. April diesen Jahres. Also spielte Roehr mit seiner Band das letzte Konzert seiner Tournee, bzw. des laufenden Jahres letztendlich vor 150 Anhängern des harten Deutschrock im Pirmasenser Musikclub.

Doch bevor der ex-Gitarrist der immens erfolgreichen, aber mittlerweile seit acht Jahren aufgelösten Böhse Onkelz auf die Bühne kam, spielte HERZLOS aus der Nähe von Kaiserslautern eine dreiviertel Stunde im Vorprogramm. Kantiger Deutschrock der Schnittmenge Frei.Wild/Betontod mit einigen Punk-Einflüssen trifft deren Stil wohl am Besten. Sänger Marvin Glytas versuchte alles um die Besucher in Wallung zu bringen, was ihm schließlich auch gelang. Songs wie "Pappis Prinzessin" und "Hoch die Gläser" kamen an und heizten den Fans schon mal gut ein.

Während der gut zwanzigminütigen Umbaupause versammelte sich die Hälfte der Fans schon direkt vor der Bühne. Erste "Gonzo"- Sprechchöre wurden laut, welche dann in Jubelarien übergingen als der Gitarrist und seine drei Begleitmusiker schließlich in schwarzen Anzügen auf die Bühne geschlendert kamen. Man hatte sich für den heutigen Gig etwas Besonderes einfallen lassen, was Roehr auch zuvor ankündigte. Die vier ersten Songs "Sekt oder Selters", "Tage des Donners", "Mit fliegenden Fahnen" und "Gegen Eure Lügen" wurden in softeren Versionen zum Besten gegeben. Das heißt, zurückhaltendes Schlagzeugspiel, E-Kontrabass, Piano und Roehrs filigranes Gitarrenspiel brachten ganz neue Facetten dieser Band hervor, und den Fans gefielen diese neuen Arrangements der genannten Songs offensichtlich gut. Nur vereinzelt konnte man Zurufe wie "zieh’ endlich diesen Anzug aus …" vernehmen.

Ab Song Nummer fünf "Vom ersten Blick zum letzten Kuss" ging es dann richtig los, d.h. die Musiker hatten sich umgezogen und jetzt wurde richtig fetzig losgerockt. Rhythmusgitarrist und Keyboarder Ferdy Doernberg grinste das gesamte Konzert über beide Backen, legte etliche Meter auf der Bühne zurück und bildete beim Großteil des Programms mit Roehr ein fabelhaft eingespieltes Gitarrenduo. Sehr gut zu hören bei den zweistimmigen Leads des Songs "Zuflucht vor dem Sturm". Bass & Drums bildeten ebenfalls ein präzises Soundfundament. Was die Böhsen Onkelz einst von anderen Deutschrockbands abhob, waren neben den hymnenartigen Songs mit den authentischen Texten zum Mitgrölen vor allem das exzellente Gitarrenspiel von Roehr. Immer wieder machte er seine herausragenden Qualitäten auch beim Konzert im "Quasimodo" deutlich. Ob kantige Riffs, flüssige Leads oder hochmelodische, fast schon furiose Soli, dieser Mann ist ein absolutes Ass an den sechs Saiten! Einzig das rein instrumentale "Barra da Tijuca", vom 2007er Soloalbum ist mit seinen neueren Songs nicht zu vergleichen, bzw. geht eher in die Santana-Richtung. Danach war jedoch mit "Finde die Wahrheit" oder "Helden leben lang" wieder reinster harter Deutschrock angesagt und das Quartett war mit enormer Spielfreude bei der Sache.

Als Sänger wie auch als Frontmann/Entertainer hat Roehr inzwischen noch einmal deutlich an Profil gewonnen, bzw. die Routine einer weiteren Tournee machte sich erneut bemerkbar. Seine Ansagen, sprich die Interaktion mit den Fans, waren hochsympathisch. Auch machen inzwischen seine eigenen Songs das Groß der Setlist aus. Das war vor einem halben Jahr an gleicher Stelle noch ganz anders. Lediglich der naturgemäß heiß umjubelte Zugabeblock war mit vier Onkelz-Hits gespickt, von denen "Wir ham’ noch lange nicht genug" und "Erinnerung" herausstachen.

Bericht & Photos: Pit Schneider