MATT GONZO ROEHR & HERZLOS

19.04.2013
Pirmasens, "Quasimodo"

Band-Links:
www.gonzomusic.com
www.herzlos.biz

Leider fanden am vergangenen Freitagabend nur knapp 100 Anhänger des harten Deutschrock den Weg in den Pirmasenser Musikclub, der immerhin 1.000 Zuschauern Platz bieten kann. Doch davon ließen sich Roehr und seine starke Begleitband nicht beeindrucken und legten einen spielfreudigen Auftritt hin.

Doch bevor der ehemalige Gitarrist der seit 2005 aufgelösten BÖHSE ONKELZ auf die Bühne kam, spielte die 2008 in Eulenbis bei Kaiserslautern gegründete Band HERZLOS eine Dreiviertelstunde im Vorprogramm. Kantiger Deutschrock der Marke FREI.WILD trifft deren Stil wohl am besten. Trotz des bescheidenen Besuchs präsentierte sich vor allem Sänger Marvin Glytas als talentierter Entertainer und brachte dank seiner guten Kommunikation mit dem Publikum einiges an Stimmung in den Laden. Insbesondere das flotte "Pappis Prinzessin" und der Stampfer "Saufen" kamen sehr gut an. Spieltechnisch gab es bei dem doch recht simplen Songmaterial kaum etwas zu bemängeln. Lediglich der Fakt das sich viele der eigenen Lieder einfach zu ähnlich sind, ließ auch den Unwissenden erahnen dass man es hier mit einer Band zu tun hat die trotz zwei CD’s in der Hinterhand noch einiges an ihrem Songwriting verbessern muss, um mit den Großen der Szene mithalten zu können.

Als nach einer guten Viertelstunde Umbaupause der als Intro benutzte Instrumentalsong "Megalithen bei Sonnenaufgang" ertönte, versammelten sich fast alle Fans wie auf Kommando direkt vor der Bühne und erste "Gonzo"-Sprechchöre wurden laut. Roehr ließ sich nicht lange bitten und servierte mit seiner dreiköpfigen Begleitband direkt den Song "Vom ersten Blick zum letzten Kuss" vom aktuellen Chartalbum 'Zuflucht vor dem Sturm'. Der zweite Gitarrist und Keyboarder Ferdy Doernberg grinste das komplette Konzert über beide Backen, Mike Mandel am Bass groovte wie ein Uhrwerk, ebenso der Drummer. Nach "Ach, nee, is’ klar" vom 2011er Album 'Blitz & Donner' und den neuen Songs "Das Feuer" sowie "Zuflucht vor dem Sturm" wurde spontan der "Onkelz"-Hit "Heilige Lieder" eingestreut, welcher natürlich entsprechend abgefeiert wurde. Generell muss man erwähnen, dass die insgesamt acht ONKELZ-Songs (davon vier im Zugabenblock) immer einen Tick besser ankamen als die Solo-Tracks von Roehr.
Was die BÖHSE ONKELZ einst von anderen ähnlich gelagerten deutschsprachigen Rockbands abhob, waren neben den hymnenartigen Songs mit "Mitsing-Charakter" und den authentischen Texten, die exzellente Gitarrenarbeit von Roehr. Immer wieder machte er diese Qualitäten auch beim Konzert im "Quasimodo" deutlich. Ob kantige Riffs, flüssige Leads, oder hochmelodische, fast schon furiose Soli, dieser Mann beherrscht die ganze Palette. Auch ließ er es sich nicht nehmen den Titelsong, das rein instrumentale "Barra da Tijuca", vom ersten Soloalbum aus dem Jahr 2007 zu spielen. Dieser Track ist mit seinen aktuellen Songs nicht zu vergleichen, bzw. er könnte glatt auf einem SANTANA-Album stehen. Danach war jedoch wieder reinster Deutschrock angesagt und die Band hatte richtig Spaß in den Backen. Auch als Sänger hat Roehr inzwischen immens an Profil dazugewonnen und erledigte seine Doppelaufgabe mit Bravour. Die vielen "Onkelz"-Song machten jedoch auch deutlich dass sich "Gonzo" künstlerisch noch immer nicht von seiner ex-Band gelöst hat, bzw. offensichtlich noch mit sich hadert seine Konzerte großteils mit eigenen Songs zu bestreiten. Doch der Hunderschaft Fans gefiel der Auftritt des Quartetts augenscheinlich sehr gut.

Bericht & Photos (4x MATT GONZO ROEHR): Pit Schneider