KNOCKDOWN Festival 2016

18.12.2016
Karlsruhe, Schwarzwaldhalle

Festival-Link: www.knockdown-festival.de

Darf es etwas Core sein?
Die "Schwarzwaldhalle" in Karlsruhe hatte am Samstag schon das "KNOCKOUT Festival" hinter sich gebracht und so erwartete man mit Spannung den Sonntag. Zwölf Bands standen auf der Running Order, die sich von Szenegrößen bis hin zu Newcomern insgesamt sehr gut las.


Den Auftakt machten AS WE ARISE die Voting Sieger des dieses Jahres spielten eine solide Show. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass die 2. Band im Voting gekommen war um mit den anderen zu feiern und so blieb auch eine Danksagung von As We Arise an die zweitplatzierten nicht aus, dem Sportsgeist war genüge getan.

Mit DESOLACE betrat eine Band die Bühne die man als Karlsruher definitiv kennt, spieltechnisch auf hohem Niveau mit einer guten Portion Gitarrenaction und einem Frontmann der seiner Band in nichts nachsteht.

VITJA sind inzwischen schon mehr Leuten ein Begriff, sie liefern ihre Show druckvoll und energetisch ab. Beim Publikum kommt das an und die Stimmung steigt was nicht zuletzt an den provokanten Ansagen des Sängers David Beule liegt.

Die Band WAGE WAR die als Ersatz für Asteroid Boys einsprangen hätten besser nicht ins Line Up passen können, sie waren ein mehr als würdiger Ersatz. Man bekam den Eindruck ein Panzer aus Breakdowns und harten Riffs walzt einen einfach nieder. Genau das was das Publikum wollte, Wage War lieferten ab.

Was kann man zu DESOLATED sagen, wer mit eigenem "Moshpitagenten" anrückt, Bandanas und eine "Fuck the world" Attitüde, kurz es wurde Brutal. Der von der Band mitgebrachte Stagehand sprang mehrfach in den Pit und moshte sich durch die überraschten Gäste. Der Sound roh und aggressiv, tiefe Gitarren und eine Stimme die vor Aggression triefte, der perfekte Soundtrack für eine zünftige Straßenschlägerei.

Bei RISE OF THE NORTHSTAR kann man sich streiten, denn sie bewahren ihr Image auch live. Die Kanji Schriftzeichen auf den Bannern, die Mortal Kombat Optik des Gitarristen, der Sänger der seine Cap immer so tief trägt, dass man meinen könnte er hätte keine Augen, ein Image das funktioniert. Daneben machen die Jungs eine unglaubliche Show, ja rasteten förmlich auf der Bühne aus und das Publikum mit ihnen. Wer für eine Show kam, der hatte hier zum ersten mal wirklich Gelegenheit.

Zwei Sänger in einer Band, das muss man rechtfertigen können. Und TO THE RATS AND WOLVES können das. Wer sie auf CD gehört hat ist nicht annähernd darauf vorbereitet wie intensiv ihre Live Performance ist. Sie interagieren viel mit dem Publikum und das Publikum liebt sie dafür. Ihre Bühnenoutfits und ihr wildes Auftreten passen zur Musik und machen das Erlebnis rund. Musikalisch gibt’s hier Clean Gesang und Shouts und eine ganze Portion Action.

STRAY FROM THE PATH haben sich in der Szene schon einen Namen als gute Live Band gemacht, anders sollte es auch heute nicht kommen. Ganz zu schweigen von der größten Menge Crowdsurfern die es über das komplette Festival geben sollte. Der Sänger ist unentwegt unterwegs und heizt damit sich selbst und dem Publikum ordentlich ein. Definitiv eine Band die man auf dem Plan behalten sollte wenn sie mal wieder in Deutschland spielt.

Sprechen wir mal von einer Band von der man sprechen sollte: NORTHLANE! Mir bis dato nur von YouTube bekannt wurde ich direkt überzeugt. Ein Gitarrist der eine Maske trägt die über und über mit Steinen besetzt ist die im Bühnenlicht funkeln wie Sterne, ein Bassist der nicht einen sondern gleich 3 Fünf-Saiter dabei hat, ein weiterer Gitarrist der vermuten lässt, dass er selten etwas anderes als eine Gitarre in der Hand hat, der Drummer der einem klar werden lässt, dass das eigene Rhythmusverständnis nicht so weit reicht wie man glaubt. Zu guter Letzt ein Sänger der im einen Moment clean singt und im nächsten Screams abfeuert, die einen glauben lassen er hätte Reibeisen als Stimmbänder. Rhythmisch anspruchsvoll mit brachialen Parts abgewechselt von wunderschönen Harmonien, von leise bis laut und wieder zurück in Bruchteilen von Sekunden. Northlane gaben einem ein rundes Erlebnis, sollte man also die Musik die sie machen sowieso schon mögen sollte man sich keine Gelegenheit entgehen lassen diese Band wieder zu sehen.

Die Band SUICIDE SILENCE ist seit dem Tod von Mitch Lucker und der Neubesetzung des Sängerpostens einiger Kritik ausgesetzt gewesen. Betrachtet man die Show die sie an diesem Abend abgeliefert haben, ohne den Namen in Betracht zu ziehen, eine eingespielte Band mit sehr guter Bühnenpräsenz. Einzig bleibt zu mäkeln, der Sound ist insgesamt matschig, dumpf wie eine Wand aus Schall. Eingefleischte Fans behaupten die Band will das so, als Zuhörer allerdings lässt es einen orientierungslos zurück, geht doch die Songstruktur der meisten Songs verloren. Betrachtet man nun die Tatsache, dass dort auf der Bühne Suicide Silence stehen, würde man High Pitch Screams aus der Hölle und unglaublich tiefe Growls erwarten, Eddie Hermida liefert Pig Squeals und tiefe Grunts, die Frage bleibt im Raum stehen: "Ist das noch Suicide Silence oder ist das eine neue Band die Suicide Silence covert?" Es ist einfach nicht das gleiche und das soll es auch nicht, aber es trägt noch den gleichen Namen.

THE AMITY AFFLICTION als Co-Headliner, das kann man machen. Nachdem sie die ersten Songs gespielt hatten muss man sagen, nicht nur kann, nein das muss man machen. Die Band spielte ihr 60 Minuten Set mit einer Intensität von der sich viele Bands noch eine Scheibe abschneiden könnten. Knackiger Sound, brachiale Vocals, man kam auf seine Kosten. Gerade nach Suicide Silence einer ehemaligen wahren Genregröße blieb hier die Möglichkeit Eindruck zu machen, die Jungs wussten dies auch zu nutzen und machten die Show zu einem Heimspiel. Die Lyrics wurden mitgebrüllt und die Band genoss den Zuspruch der Fans.

Als letzte Band und Headliner des "Knockdown" 2016 betreten die bühnenerfahrenen Jungs von CALIBAN die Bretter. Vom ersten Song an wird einem hier mit viel Energie das Trommelfell massiert. Es wird von der ersten Note an klar, heute wird es keine Kompromisse geben. Der Sound ist überragend und klar definiert, kein Gematsche und kein Gewummere wie es früher am Abend ein Problem war. Nach Problemen mit der Funkstrecke der Gitarre, wurde diese an die "Leine" gelegt. Das tat der Show aber keinen Abbruch und nach einer kurzen Pause feuerten Caliban ein Set ab, das kaum Wünsche offen ließ. Die eigens für Caliban aufgestellten Leuchten mit dem Namen der Band und die nach oben gerichteten Led Strahler gaben der Location ein kathedralenhaftes Aussehen, minimalistisch und erschreckend einfach aber dadurch beeindruckend. Ein würdiger Abschluss für einen Abend, der sehr viel positives bot.

Bericht & Photos: Mike Tascona