KNEIPENTERRORISTEN, VIVA LA TIA & SCHACHT

13.05.2011
Pirmasens, "Quasimodo Music- & Event Hall"

Band-Links:
www.kneipenterroristen.org
www.viva-la-tia.de
www.myspace.com/schachtmusik

Lautstarke "ONKELZ-Party" im Quasimodo!
Die KNEIPENTERRORISTEN & VIVA LA TIA gaben den Fans die Vollbedienung, SCHACHT wirkten etwas deplaziert.

Nach wie vor ist die Musik der 2005 aufgelösten Multi-Platin Band BÖHSE ONKELZ äußerst populär. Bands, die sich dem Erbe von Russell, Weidner, Röhr & Schorowski angenommen haben gibt’s unzählige. Doch die vielleicht authentischste neben den Tirolern FREI.WILD sind die KNEIPENTERRORISTEN aus Hamburg. Aber auch VIVA LA TIA konnten absolut überzeugen.
Aber fangen wir von vorne an, nämlich mit SCHACHT aus Pirmasens. Die drei Musiker haben sich dem Industrial Metal verschrieben und erinnern vom Sound her eher an RAMMSTEIN als an die ONKELZ. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Besucher gar nicht so richtig warm werden wollten mit dem düsteren, mechanischen Metal des Trios. Songs wie "Abwärts", "Tanz" oder "Strand" entfalten zwar auch Live eine bedrohliche Endzeitstimmung und sind zweifellos sehr intensiv, was jedoch fehlt ist die ein oder andere Melodie bzw. ein Refrain, der im Ohr hängen bleibt, bzw. den die Zuschauer mitsingen können. Vieles ist doch ziemlich monoton. So blieb letztendlich der etwas fade Beigeschmack, dass sich SCHACHT musikalisch zwar achtbar aus der Affäre zogen, aber stilistisch überhaupt nicht in den Kontext "Onkelz-Party" passten.
Richtig los ging es de facto also erst mit VIVA LA TIA aus Speyer, die mit Jochen Meyer ("Voodoo Circle", ex-"Domain", ex-"Casanova") am Bass einen bekannten Musiker in den eigenen Reihen haben. Als einzige ONKELZ-Tribute Band hat man eine Frau als Sängerin, was Ihnen aber absolut zum Vorteil gereichen sollte, wie sich im laufe des Konzerts zeigte. Frontfrau Yvonne hat eine Stimme, um die sie wohl so mancher Sänger der vielen ONKELZ-Coverbands beneidet. Rau, knarzig aber dennoch kraftvoll und sehr authentisch brüllte sie etliche Hits der Originale in den Club, der nun mit etwa 250 Leuten gut gefüllt war. Die einzigen kleinen Kritikpunkte, wenn man denn welche anbringen will, waren dass Meyer alle Ansagen übernahm. Das sollte die Band überdenken, denn dies ist eigentlich Sache der Frontfrau und würde ihr noch mehr Sicherheit im Umgang mit den Fans geben. Denn so wurde ihr fast jede Gelegenheit genommen mit den Besuchern in Kontakt zu treten. Zweitens war die Gitarre zu leise und wurde von der Bassgitarre übertönt. Höhepunkte eines intensiven und musikalisch einwandfreien Auftritts waren sicherlich "Benutz mich", der Klassiker "Nenn mich wie du willst", "Keine Amnestie für MTV" sowie das intensiv/balladeske "Bin ich nur glücklich wenn es schmerzt". Doch auch der als Zugabe gebotene eigene Song "Geister der Vergangenheit" steht absolut in der Tradition der großen Vorbilder und kam sehr gut an. Insgesamt also ein äußerst gelungener Vortrag von VIVA LA TIA, die absolut auf dem richtigen Weg sind und eine große Spielfreude an den Tag legten.
Nach der obligatorischen Umbaupause bestieg nun der Headliner des Abends die Bühne. Bei den KNEIPENTERRORISTEN wurde die Lautstärke sogleich mal einige Stufen nach oben gefahren, der Sound war insgesamt sehr basslastig, doch die Gitarre im Gegensatz zur Vorband nun deutlich zu hören und die vier Hamburger kamen direkt und ohne Umschweife auf den Punkt. Ebenso die Fans, es wurde mehr als deutlich auf welche Band sie gewartet hatten. Ein Dutzend von ihnen drehten regelrecht am Rad, tanzten wild umher und rempelten sich direkt vor der Bühne an was das Zeug hielt. Das ist wohl mittlerweile so üblich bei hartem Deutsch-Rock dieser Art. Mit Songs wie "Dick und durstig", "Könige für einen Tag" und dem lauthals von den Besuchern mitgesungenen "Danke für nichts" ließ man dann auch rein gar nichts anbrennen und fackelte quasi ein Feuerwerk für alle ONKELZ-Nostalgiker ab. Sänger Jörn Rüter war permanent auf der Bühne unterwegs und stand lediglich dann für einige Sekunden still wenn er aus seinem Literkrug Bier trank. Er ist ein hyperaktiver Frontmann, der an diesem Abend aber auch etwas gehetzt wirkte. Dass die KNEIPENTERRORISTEN auch mit eigenen Songs punkten können bewies dann das absolut Live-kompatible 'Das dreckige Dutzend', die erste Singleauskopplung aus dem neuen Album 'Das jüngste Gericht', welches am 27. Mai erscheint. Das Highlight "Nur die besten sterben jung" wurde dem 2010 verstorbenen Sänger der amerikanischen Metal Band TWISTED TOWER DIRE, einem engen Freund der Terroristen gewidmet. Ein großer Pluspunkt der Band ist sicherlich Gitarrist Martin Christian, der neben etlichen feinen Melodielinien auch sehr gute Soli spielte und die Band somit auf ein für dieses Genre qualitativ hohes Level hievte. Kein Wunder, denn nebenbei spielt er noch bei der anspruchsvollen deutschen Underground Power Metal Band PARAGON. Schlagzeuger Karsten Kreppert agierte wuchtig und punktgenau, ebenso wie Bassist Robert Wegner. Frontmann Jörn Rüter erinnerte mit seinem heiseren, rauchigen Organ nicht nur einmal an Onkelz-Sänger Kevin Russell, ohne allerdings dessen Intensität zu erreichen. Insgesamt also ein Auftritt der bei den anwesenden Fans nur glückliche Gesichter zurück ließ und die Streetcredibility, sprich die Bodenhaftung und Fan-Nähe der KNEIPENTERRORISTEN, unterstrich.

Bericht & Photos: Pit Schneider