KISS FOREVER & SIN CITY @ "Burg Lemberg Open Air"

01.09.2017
Lemberg (bei Pirmasens), "Burg Lemberg"

Band-Links:
www.sin-city.de
www.kissforeverband.hu/

Festival-Link:
www.openair-lemberg.de/

Burg Lemberg von KISS FOREVER & SIN CITY in den Grundfesten erschüttert!

Das zweite Konzertwochenende des "Burg Lemberg Open Air" war quasi ein Feiertag für die Hard-Rock-Fans aus der Region. Denn mit KISS FOREVER aus Ungarn und SIN CITY aus Zweibrücken waren immens erfahrene und zudem sehr populäre Tribute Bands mit jeweils vollständigen Konzerten angekündigt.
500 Rockmusikfreunde fanden den Weg in die um Anno 1200 errichteten mittelalterlichen Gemäuer auf einer Höhe von immerhin 458 Metern.


Die Originalband KISS ist seit ihrer Gründung im Jahr 1973 in New York ununterbrochen aktiv und zählt mit über 100 Millionen verkaufter Tonträger zu den erfolgreichsten Rockbands weltweit. Die Band-Mitglieder fielen durch individuelle Kostüme auf und zeigten sich bis 1983 in der Öffentlichkeit nur geschminkt, wobei jedes Bandmitglied eine eigene, festgelegte Schminkmaske hat (Demon, Starchild, Spaceman & Catman).

Wie populär KISS auch heutzutage noch ist zeigte sich an dem Fakt das etliche Besucher T-Shirts ihrer Lieblinge trugen und drei sogenannte Die-Hard-Fans aus Pirmasens direkt nach ihrem Eintreffen an den Bühnenrand stürmten und zudem noch wie ihre Idole Gene Simmons und Paul Stanley geschminkt waren. Ein echter Hingucker, der viele Festival-Besucher dazu animierte vor allem vom wohl an die zwei Meter großen und komplett kostümierten Gene Simmons-Double eifrig Fotos mit dem Smartphone zu schießen, sprich mit ihm für selbige zu posen.

Gegen 20:30 Uhr betraten dann die Musiker von KISS FOREVER in theatralischer Manier die Bühne und alleine das war schon fast das Eintrittsgeld wert. Nach sympathischer Begrüßung der fünf Hundertschaften wurde zum Auftakt "Psycho Circus" interpretiert und der Start war soundtechnisch sowie instrumental doch erstaunlich unausgegoren, ja gar etwas enttäuschend. Die Bassgitarre klang viel zu laut, das Zusammenspiel der Vier mutete ungewohnt holprig an und die Gitarren kamen viel zu knarzig aus den Lautsprechern. Naturgemäß kann auch der höchstcharismatische Original-Gesang eines Könners wie Paul Stanley von Vári „Starchild“ Zoltán nicht erreicht werden, doch er bekam die wohlbekannte Phrasierung des "Starchild" im Laufe des Gigs ordentlich hin und auch Sound & Spiel besserten sich. Sein gesangliches Pendant Gene Simmons alias Pocky "The Demon" hingegen reichte auch stimmlich ziemlich nahe an Schlabberzunge Simmons heran, ganz zu schweigen von seinem extrovertierten Bühnengehabe, das auch das Original heutzutage im Alter von 68 Jahren nicht mehr besser hinbekommt. Vervollständigt wir das ungarische Quartett von Márothy "Space Ace" Zoltán als Ace Frehley und Radek "Catman" Zikl in der Rolle von Ur-Schlagzeuger Peter Criss.
Wie schon erwähnt hatte KISS FOREVER und deren Soundmixer leider nicht die allerbeste Tagesform mit nach Lemberg gebracht und auch die Zusammenstellung der Songliste war doch etwas enttäuschend. Bei der Masse an exzellenten Songs die KISS bis dato komponiert haben mutet es dann schon befremdlich an Lieder wie die höchstmittelmäßigen "Deuce", "Domino", "Firehouse" und "Calling Dr. Love" an den Konzertanfang zu packen. Eigentlich ging es erst ab "C´mon And Love Me" so richtig los mit den Hits. Normaler Weise legt man als clevere Gruppe direkt mit drei oder vier Knüllern los, damit die Stimmung unmittelbar angeheizt wird. Nicht so die Ungarn, die jedoch mit absolut authentischen Outfits, Instrumenten und einem großen Bewegungsradius on stage überzeugten. Letztendlich verfehlten die sich leider in der Unterzahl befindlichen Klassiker wie "Crazy Nights", "I Love It Loud", "Gods Of Thunder" und "Lick It Up" keineswegs ihre Wirkung bei den gut gelaunten Fans. Auch die beiden Top-Zugaben "I Was Made For Lovin‘ You" und "Rock ‘n Roll All Night" sorgten für einen versöhnlichen und mit viel Beifall bedachten Konzertabschluss.
Fazit: Bei KISS und KISS Tribute Bands zählt die Show offenbar viel mehr als das spieltechnische.

SIN CITY agieren instrumental und was die Tightness angeht, wie der gemeine Musiker zum harmonischen Zusammenspiel innerhalb einer Band sagt, ohne Wenn und Aber in einer höheren Liga als KISS FOREVER. Dies machte der direkte Vergleich im Rahmen dieses Open Airs mehr als deutlich.
Auch von der Gestaltung der Songliste setzte man neben den bockstarken eigenen Liedern "Harder Than A Stone" und "Tires On Fire" vom aktuellen Album 'Th13teen' voll und ganz auf die größten Hits der Vorbilder aus Australien. So war schon der Einstieg mit "Hell Ain´t No Bad Place To Be" vom 'Let There Be Rock'-Album aus dem Jahr 1977 ein echter Knüller, bevor ab dem genialen "Shoot To Thrill" und dem unverwüstlichen "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" der Stimmungspegel auf und vor der Bühne stetig anstieg. SIN CITY präsentierte sich als eine derart eingespielte Einheit das schon ein Schweizer Uhrwerk als Vergleich herhalten muss.
Das heißt Lars Lunova trieb die Band mit seinem punktgenauen und dynamischen Schlagzeug-Spiel im Zusammenwirken mit dem grundsoliden Bassisten Patrik Apel unermüdlich nach vorne, das Gitarrendoppel Jürgen Gegner/Frank Seiler versteht sich wie einst die Young-Brüder bei AC/DC nahezu blind und Porty Portner singt mit seinem rauen, kraftvollen Organ einen Brian Johnson nun schon seit vielen Jahren locker an die Wand. Auch von der Bühnenpräsenz ist er ein absolut charismatischer Frontmann, welcher die Fans jederzeit fest im Griff hat. Letztendlich servierte SIN CITY mit dem grandiosen "Hells Bells" und dem lediglich AC/DC-Insidern bekannten "Up To My Neck In You" zwei Zugaben die es wahrlich in sich hatten und die Anhänger von harter Rockmusik nach fast vier Stunden ausgelaugt aber hochzufrieden zurückließ.

Gesamtfazit: Auch der dritte Teil des "Burg Lemberg Open Air" war was die Grundpfeiler Publikumsresonanz, Performance der Bands, Wetter und die Organisation (durch den Quasimoto Musik- und Kulturverein e.V.) betrifft abermals ein voller Erfolg.

Bericht & Photos: Pit Schneider