DIE KASSIERER, FÖTUS FLÖTUS&BIMBES BIMBES
21.01.2012
Pirmasens, "Quasimodo"
Band-Links:
www.kassierer.de
www.bimbespunk.de
DIE KASSIERER hinterlassen einen faden Beigeschmack!
FÖTUS FLÖTUS&BIMBES BIMBES überzeugen durch Spielfreude!
Etwa 150 Leute fanden am verregneten Samstag Abend den Weg ins Pirmasenser "Quasimodo" um sich Punk Rock im Doppelpack
anzusehen. Die JungspundeF ÖTUS FLÖTUS&BIMBES BIMBES aus dem benachbarten Rodalben überzeugten vollends, wie schon
bei ihren zahlreichen Gigs im vergangenen Jahr. Bei den KASSIERERN aus Bochum-Wattenscheid sah die Sache etwas anders aus.
Aber beginnen
wir mit der Vorgruppe die kurz nach 21 Uhr gut gelaunt die Bühne mit "No Way"
enterte und direkt mit "Hurt My Bimbes" nachlegte. Natürlich hatte man an die
30 beinharte Fans mitgebracht welche die Band auch lautstark unterstützten.
Ebenso flitzte das Bandmaskottchen im "Batman"-Anzug permanent über die Bühne
und ins Publikum. Leider merkte man schnell dass die meisten Zuschauer nur wegen
den KASSIERERN gekommen waren, so dass sich nur ein geringer Teil direkt vor
die Bühne wagte. Aber genau davon lebt ein Konzert von FÖTUS FLÖTUS,
sprich die Interaktion von Band und Fans ist immens wichtig.
Doch das Quartett lies sich davon nicht beirren und feuerte Hits wie "Magic
Mushrooms", "I´m Not Free" und die lautstark gefeierte Punk-Version des ehemaligen
Pop-Hits "Mr. Vain" in die Menge. Abermals beeindruckte die Symbiose der durchaus
vorhandenen im Punk auch gewollten Rohheit des Sounds mit einer doch souveränen
Bearbeitung der Instrumente. Insbesondere die Rhythmusgruppe Patrick Mistler
(Bass)/Johannes Bender (Drums) sucht weit über Pirmasens hinaus ihresgleichen.
Letztendlich war dies natürlich ein überzeugender 45 Minuten-Auftritt von FÖTUS
FLÖTUS, obwohl man sagen muss dass diese Gruppe in einem kleinen Club mit dichtgedrängtem
Publikum vor der Bühne wesentlich besser zur Geltung kommt.
DIE KASSIERER hatten es scheinbar nicht so eilig auf die Bühne zu kommen, obwohl es gar keine großartigen Umbauarbeiten zu
bewältigen gab. So vertrieben sich einige Fangruppen die Zeit mit lautem Grölen von anarchistischen Parolen
wie "Arbeiten ist scheisse" oder "Saufen, saufen, jeden Tag besaufen". Dies sollte ein Fingerzeig auf den weiteren Verlauf
des Abends sein. Gegen 22:15 Uhr ertönte dann endlich das obligatorische Intro und die Musiker schlenderten in Comedy-Manier
mit hochgereckten Armen an ihre Instrumente und Sänger Wolfgang Wendland begrüßte die Fans. Das man hier keine musikalischen
Höchstleistungen erwarten durfte war von vornherein klar. Das ist nun mal bei 95% aller Punk Rock Bands so, aber so ganz ohne
Energie sprich in Proberaummanier geht’s dann auch nicht. Die meisten Songs knackten noch nicht mal die 2-Minuten Marke und
die Selbstdarstellung,
inklusive einiger mehrstimmiger reiner Gesangsdarbietungen des Trios Wendland, Mitch Maestro (Bass) und
Jürgen Rolfing (Gitarre) erinnerte mehr an eine Comedy-Show der Marke "Badesalz" (allerdings ohne deren genialen Witz) als an ein
Rock-Konzert. Wendland hatte sich schon nach dem ersten Song seines Hemds entledigt und stolz seinen dicken Bierbauch
präsentiert. Eine seiner größten Leistungen des Abends, denn viele der pupertären Texte musste er gar von Handzetteln ablesen
und sein Aktionsradius beschränkte sich auf 1m². Vor der Bühne ging es trotzdem heiß her, sprich die simplen Refrains wurden von
den beinharten Fans lauthals mitgegröhlt, Bier auf die Bühne und den Sänger geschüttet, sowie permanent geschubst und wild
umher bzw. gegeneinander gerannt. Da wurden natürlich auch Leute in Mitleidenschaft gezogen die sich einfach nur in Ruhe den
Auftritt ansehen wollten. Dagegen ist ein Heavy Metal Konzert fast schon Kindergartengeburtstag!
Die Songs "Ich töte meinen Nachbarn und verprügele seine Leiche" und vor allem das voller Inbrunst mitgesungene
"Am schlimmsten ist es wenn das Bier alle ist"
wurden exzessiv abgefeiert und scheinbar fassten einige Besucher dieses Konzert als Einladung auf sich mal wieder gründlich daneben
zu benehmen. Davon zeugten einige Handgreiflichkeiten direkt neben mir, welche aber von der Security schnell unterbunden wurden.
Das sind alles Sachen die man gar nicht sehen will, denn wenn Aggression und exzessives Besaufen anstatt Spaß bei einem Konzert
Priorität genießt wird es gefährlich. Mit dem Engagement der KASSIERER haben sich die Veranstalter keinen Gefallen getan und der
geringe Zuschauerzuspruch unterstreicht dies. Allerdings war der Bierumsatz sicherlich immens hoch. Letztendlich kann man nur
hoffen dass das Image des "Quasimodo" keinen Schaden genommen hat und zukünftig beim engagieren von Bands wieder mehr
auf musikalische Qualität als auf das Schmettern von leeren Parolen geachtet wird.
Bericht & Photos: Pit Schneider