BLIND GUARDIAN & INFINIGHT
08.06.2012
Saarbrücken, "Garage"
Bandlinks:
www.blind-guardian.com/
www.infinight.de/
Mordor? ...hinter Saarbrücken gleich links! BLIND GUARDIAN, die Krefelder Band und Meister in Sachen epischen Fantasy Metal fegten wie einst ein gewisser Sauron in Mittelerde durchs kleine, beschauliche Saarland und sorgten für einen Besucheransturm in der Garage den man in solch einem Ausmass schon lange nicht mehr bei einer "klassischen" Metalband erlebt hat. Trotz Fussball EM Auftakt in Polen/Ukraine proppenvoll die Hütte. Respekt!
Generationenübergreifend (von 'Batallions Of Fear' dem 1988er Erstlingswerk bis zum aktuellen Album 'At The Edge Of Time' von
Blind Guardian waren so ziemlich alle Altersklassen vertreten) bestgelaunt und friedlich ausgelassen miteinander feiernde Metalheads
unterschiedlichster Religionen, Weltanschauungen und Konfektionsgrößen huldigten dem einzig wahren Gott, dem Heavy Metal!
Hier brauchts keine Hundertschaften und Unmengen an Steuergeldern.
Bevor man aber überhaupt den Geschichten um Hobbits, Elfen, und Zwerge lauschen konnte musste man die schwierige
Nebenquest "Erhalte Einlass!" lösen, was sich als äußerst zäh gestaltete.
Als gegen 19 Uhr die Garage die Tore öffnet, haben sich bereits lange Schlangen links und rechts des Eingangs gebildet und so
beschließt der Rezensent (der eh schon 15 Minuten später als geplant vor Ort war) nach 20 minütigem Anstehen und gefühlten
3 Meter weiterkommen den Weg durch die Mitte zu nehmen. Mit einem beherzten "Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!" ziehe ich
zwar einige böse Blicke auf mich, doch der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel und so schaffe ich es noch die letzten 4 Stücke des
Supports der Saarbrücker Formation "Infinight" anzuhören. Leider bleibt bis auf das eher suboptimal dargebotene Cover "Aces High"
von Iron Maiden nichts in meinem Gehörgang zurück was mein Interesse wecken würde mich mehr damit auseinanderzusetzen.
Aber das ist ja wie immer Geschmackssache, dem Publikum in der bereits gut gefüllten Halle scheint es jedenfalls gefallen zu haben
und honoriert den Auftritt der Band am Ende mit ansprechendem Applaus.
Kaum eine andere Band weltweit versteht es musikalischen Anspruch mit Texten aus dem reichhaltigen Fundus der Fantasy Literatur
so geschickt miteinander zu verknüpfen wie Blind Guardian. Wo andere Bands vom gleichen Schlag kitschig, klischeehaft und wie ein
billiger Dreigroschenroman in puncto Lyrics zu Werke gehen, schwebt der Geist von Guardian Mastermind Hansi Kürsch erhaben über
allem. Würde mich nicht wundern wenn der Herr nach seiner Musikerkarriere als Fantasy-Autor noch von sich hören lässt.
Zudem ist es ein Genuss den beiden Gitarristen Marcus Siepen und Andre Olbrich bei ihrer Arbeit zuzusehen.
Eine halbe Ewigkeit scheinen die Fans auf ihre Idole im Saarland gewartet zu haben, und in der Tat muss man das Rad der Zeit lange
lange zurückdrehen um einen Termin im Saarland zu finden. Zuletzt 2002 (Saarburg) um es genau zu sagen. Zwar konnte man die
Band noch 2010 bei der 'At The Edge Of Time' -Tour in Trier sehen, aber dass man Blind Guardian einmal in der Garage Saarbrücken
erleben darf ist schon was besonderes. Und so war es auch kein Wunder dass um 20.34 Uhr Ortszeit das obligatorische Intro die volle
Halle zu Begeisterungsstürmen veranlasste und sich die Pommesgabeln gen Himmel streckten. Mit "Sacred Worlds" und für die
Garage außergewöhnlich gutem Sound (wenn auch nicht dem besten) gings dann auch gleich in die vollen und die Band und
Frontmann Hansi schienen von der feiernden Masse beeindruckt zu sein was natürlich umso mehr motivierte. Mit "Welcome To Dying"
gabs dann auch gleich den ersten Klassiker aus dem 90er Album 'Tales From The Twillight World' bevor dann zum ersten Mal die
geballte Sangeskraft der Fans zu "Nightfall" den Boden der Halle erzittern ließ. Überhaupt scheinen die Guardian-Anhänger
die textsichersten zu sein.
Nirgendwo singen die Massen so inbrünstig mit wie bei Blind Guardian, bzw. ist mir das noch bei keinem
Konzert so in Erinnerung geblieben. Andere Frontmänner müssen da zweifellos mehr in die Animation ihrer Fans stecken.
Bei Hansi Kürsch reicht eine kleine Handbewegung und die Zuschauer übernehmen die Vocals bis Konzertende.
Das scheint auch nötig zu sein denn stimmlich nimmt sich der Sänger gern mal eine Auszeit, zudem scheint er ständig seine Stimme
schonen zu wollen, denn anders als bei den Bombast-CD Produktionen sucht er sich immer (und das ist jetzt keine Momentaufnahme
sondern eher Standard) die tieferen heraus. Das tut zwar der Stimmung bei den Fans keinen Abbruch, hinterlässt aber beim
geneigten und auch ab und an mal etwas kritischerem Zuhörer einen faden Beigeschmack.
"Fly" meiner Meinung nach einer der schlechtesten Guardian Songs überhaupt animiert mich zum Toilettengang der
überraschenderweise zur Konzertanekdote schlechthin mutiert, denn auf der Toilette treffe ich einen in der deutschen
Hardrock/Metalszene bekannten gelockten Gitarristen (dessen Name ich bewusst verschweigen möchte) den ich noch am Urinal
natürlich nach dem allgemeinen befinden und wie es ihm bisher gefällt befrage. Antwort: "Ich bin eigentlich nur wegen einer Frau
hier, nicht wegen der Musik!"...so sindse, die Gitarristen, doch das nur am Rande.
Zurück zum Konzert. Mit "Time Stands Still", "Ride To Obsession", "The Last Candle" "Valhalla" und "The Hobbit" gehts zurück in
die Spur und beschert auch mir einige Glücksmomente. Danach der Schock, als nach nur einer Stunde Spielzeit mit "And The Story
Ends" das letzte Stück von Hansi Kürsch angekündigt wurde. Die allgemeine Verwirrung im Hallenrund war groß und man konnte
förmlich die vielen Fragezeichen über den Köpfen der Fans erkennen. Einige Pfiffe waren nicht zu überhören.
Keine Panik, natürlich kehrten die Krefelder zurück. Mit dem Intro von 'Nightfall In Middle Earth"' dem atmosphärisch sehr dichten
und sonst immer als Konzertintro genutzten "War Of Wrath" gings in eine lange Zugabenrunde. Zwangsläufig musste "Into The Storm"
folgen, tat es auch. "Lord Of The Rings", "Imaginations From The Other Side" "Wheel Of time" und das (leider) nicht aus dem
Set wegzudenkende "The Bards Song, was wie immer frenetisch mitgesungen und abgefeiert wurde rundeten den Set ab, bevor die
Band noch mal für "Mirror, Mirror" zurückkehrte. Um 22.20 Uhr wars dann vorbei, obwohl das Zeitfenster bis 23 Uhr in der Garage
noch Raum für den ein oder anderen Song gelassen hätte.
Fazit: Wer Blind Guardian schon öfters "live" erleben durfte, bekam wie gewohnt eine musikalisch einwandfreie professionelle
Leistung und keine großen Überraschungen in Form der Setlist geboten, was für mich der wohl größte Kritikpunkt am Ganzen ist.
Ich finde da macht es sich die Band zu einfach. "Business as usual" und das seit Jahren schon. Dabei hat die Band so viele großartige
Songs zum variieren. Die 2002er VÖ 'A Night At The Opera' wurde wieder komplett ausgeblendet. Und von 'Somewhere Far
Beyond' gabs mal wieder nur die beiden Balladen und schon wieder kein "Time What Is Time", "Somewhere Far Beyond" oder ein
"Quest For Tanerlorn". Mehr Abwechslung bitte, gerade für diejenigen die öfters bei Guardian Konzerten dabei sind, ansonsten
könnte sich schnell Langeweile breit machen.
Setlist:
Sacred Worlds
Welcome To Dying
Nightfall
Fly
Time Stands Still (At The Iron Hill)
Ride To Obsession
The Last Candle
Valhalla
Past And Future Secret
And The Story Ends
1. Zugabe:
War Of Wrath/Into The Storm
Lord Of The Rings
Imaginations From The Other Side
2. Zugabe:
Wheel Of Time
The Bard´s Song - In The Forest
Mirror Mirror
Bericht: Frank Beck
Photos: Franco Schillacci