SILENT FORCE
02.02.2007

Link: www.silent-force.rocks.de 

Mit 'Walk The Earth' hat das deutsche Melodic Power Metal Flaggschiff SILENT FORCE abermals ein Werk der absoluten Weltklasse vorgelegt, welches in unserem Magazin trotz enormer Konkurrenz die Trophäen "Album des Monats" & den "Schweres-Metall Award" einheimsen konnte. Also war es höchste Zeit wieder einmal Gitarrero Alex Beyrodt zum Gespräch zu bitten!

Schweres-Metall (SM): Hallo Alex, wie geht´s Dir? Zuerst zu Eurem neuen Album ‚Walk The Earth’: Dieses habe ich nun schon einige Male intensiv gehört und muß sagen, dass es ein absolutes Meisterwerk des Melodic Power Metal geworden ist!
Wie lange dauerten die Arbeiten daran insgesamt und wie zufrieden bist Du selbst mit dem Endergebnis?

Alex: Hallo Pit, mir geht es super. Ich bin sehr busy, komme gerade erst aus Los Angeles zurück wo ich auf der NAMM Show für CRATE Amps gespielt habe. Im Moment überrollen sich die Ereignisse etwas. Das Album ist in Japan im BURRN Magazin Plattes des Monats, sowie in einigen anderen Europäischen Magazinen. Wir haben gerade vorgestern eine Einladung zu einer weiteren Japan Tour erhalten. Darauf bin ich schon sehr stolz. So, jetzt aber zu Deiner Frage. Ich bin sehr zufrieden mit dem Album. Es ist die perfekte Weiterentwicklung nach unserem bis dato erfolgreichstem Album "Worlds Apart" und zeigt die Band von ihrer besten Seite. Insgesamt haben wir wohl so 1 1/2 Jahre daran gewerkelt.

SM: Um jetzt mal wahllos in die Schatzkiste zu greifen: Songs wie der Titeltrack, das rasante "Point Of No Return" oder "The King Of Fools" gehören zweifellos zum Besten was ihr bislang komponiert habt.
Wie muß man sich den Songwritingprozess bei Silent Force vorstellen?
Alex: Es gibt mehrere Wege bei SF wie Songs entstehen. Entweder wir treffen uns gemeinsam (ohne DC) und arbeiten an einer Idee, jammen und kommen so zu einem Ergebniss. Oder ein Bandmitglied kommt zu mir ins Studio und arbeitet mit mir an seiner Idee, oder ich schreibe den Song alleine. In der Vergangenheit war es so dass ich das erste Album ("Empire Of Future") komplett alleine geschrieben habe. Bei "Infatuator" hat sich dann die Band schon mehr eingebracht, bei "Worlds Apart" auch. Bei dem neuen Album ist es wohl so 60/40, heißt 60% von mir 40% gemeinsam. Wichtig ist eigentlich nur das Ergebnis, wie man da hinkommt ist wurscht. Ich muss dazu sagen, dass ich quasi permanent am komponieren bin und wöchentlich neue Songs schreibe. Das ist etwas was ich machen MUSS um glücklich zu sein und nicht zu explodieren. Ich bin ein kreativer Kopf und brauche diese Art der Kunst um zu existieren. Könnte ich keine Songs schreiben wäre ich sehr unglücklich. Das bedeutet dass ich immer eine Fülle von Songs in der Schublade habe aus der ich schöpfen kann.
Das ist Talent, aber auch Wille.

SM: Was können die Fans im Jahr 2007 von Silent Force erwarten, wie sehen die Planungen für eine Tour aus, bzw. wie steht´s mit der von vielen Fans gewünschten Präsenz auf den großen deutschen Open Airs?
Alex: Im Moment sind wir für eine weitere Japan Tournee angefragt. Wir würden gerne auch wieder einmal in Europa touren aber dazu müssen die Bedingungen einfach stimmen. Touren ist sehr teuer und wir haben in der Vergangeheit viel Geld ins Touren investiert. Ich bin es einfach leid dass immer nur andere mit vollen Taschen von einer Tour nach Hause gehen. Wir werden touren wenn die finanziellen Bedingungen stimmen. Festivals sind schwierig wenn eines der Bandmitglieder in den USA wohnt. Festivals finden ja den ganzen Sommer über statt und man kann DC nicht jede zweite Woche aus Pittsburgh einfliegen, wer soll das bezahlen?

SM: Bekanntermaßen lebt Euer Sänger DC Cooper in Pitsburgh/USA. Wurde er f. das Einsingen des Albums eingeflogen oder wie habt ihr dies gehandelt?
Alex: So ist es. DC war für 2 Wochen bei Dennis Ward im Studio und hat dort eingesungen.

SM: Wenn man Eure Alben qualitativ bewertet, muß man sagen dass ihr spätestens seit "Infatuator" mindestens auf einer Ebene mit Top-Bands wie Stratovarius, Edguy & Kamelot steht. Denkst Du nicht dass mit einer besseren Promotion der jeweiligen Plattenfirma und einer permanenten Live-Präsenz (auch auf den großen Open Airs) popularitäts- u. verkaufstechnisch bis dato wesentlich mehr für Euch drin gewesen wäre?
Alex: Naja, das ist so ein Thema über das ich jetzt stundenlang reden könnte. Ich mache es kurz, heutzutage werden Bands nicht mehr kontinuierlich aufgebaut sondern Du musst von Anfang an Erfolg haben. Früher wurden Verträge über 5 Alben geschlossen und die Plattenfirma wußte, jetzt müssen wir die Band aufbauen und investieren. Die ersten beiden Alben verdienen wir nix, ab dem dritten Album vielleicht. So sind Bands wie Pink Floyd, U2, Scorpions, usw entstanden. Heutzutage streuen die Firmen möglichst viele Bands auf den Markt und die Masse macht es dann. Du bekommst einen Deal über ein Album, wenn dann die Sales nicht stimmen bist Du weg. Ich bin über den fehlenden Support, vor allem bei "Worlds Apart", sehr sauer. Für "Worlds Apart" hat die damalige Plattenfirma gerade mal 5 Interviews weltweit zustande gebracht. Das war bei "Infatuator", unter einem anderen Label noch anders, da waren es 180.

SM: Warst Du als ehemaliger Gitarrist eigentlich bei Sinner im Gespräch, als Mat seine neue Band für das am 19. Januar erscheinende Album "Mask Of Insanity" zusammen stelle, und hast Du diese Scheibe schon gehört?
Alex: Gehört habe ich sie noch nicht. Ich stand mit Mat in Kontakt und hätte gerne ein zwei Soli beigesteuert aber es hat dann doch nicht geklappt.

SM: Erzähl uns doch mal von Eurem Japan-Trip im vergangenen Jahr zusammen mit Kamelot. Mit Sicherheit gab es einige lustige Anekdoten, und was kannst Du uns Deutschen über die japanischen Gepflogenheiten bei Metal Konzerten sagen?
Alex: Uih, das ist auch ein füllendes Thema, von Fussballplätzen auf Wolkenkratzern bis zu kotzenden Bassisten in Glasaufzügen :-)
Japanische Fans sind ganz anders. Ich kenne mich ja bestens in Japan aus, habe das Land schon 15 Mal besucht um da Workshops zu spielen, zu touren und auch privat. Wie Du sicherlich weisst bin ich ja mit einer Japanerin verheiratet. Japanische Fans sind sehr detailverliebt. Selbst wenn sie nicht selber Gitarre spielen wollen sie trotzdem alles über dein Equipment wissen, das mal als Beispiel.

SM: Welche Ereignisse würdest du persönlich als die bisherigen Highlights Deiner Musikerlaufbahn nennen?
Alex: Oh mein Gott, das ist wirklich zuviel. Ich habe alle meine früheren Idole kennengelernt, mit einigen sogar zusammen musiziert. Das Touren nimmt sicherlich einen hohen Stellenwert ein da es sehr intensive Erlebnisse vermittelt. Die Tour mit Sinner/Mr. Big war ein Highlight. Die Tour mit Primal Fear in Europa,Brasilien und Asien auch. Dann die Silent Force Stratovaruis Tour, Silent Force in Atlanta, Silent Force in Osaka, Tokyo.....Pit, nimm es mir nicht übel aber ich kann hier unmöglich die letzen 25 Jahre aufführen.....solange bin ich schon unterwegs:-)

SM: Wo lebst Du eigentlich momentan und hast Du Kontakt zur dortigen regionalen Rock/Metal-Szene?
Alex: Ich habe vor kurzem ein Haus gekauft in Brüggen, nahe der holländischen Grenze. Hier gibt es ausser mir keinen Mucker :-) Ich wohne abgelegen in einem Naturschutzgebiet an einem See und geniesse die Ruhe.

SM: Alex, ich bedanke mich für dieses Interview und hoffe man trifft sich mal wieder ;-).
Letzte Worte v. Dir an unsere Leser bzw. die deutschen Metal-Fans?

Alex: Behandle alles mit Respekt. Respektiere dich selber, deine Mitmenschen und deine Umwelt. Intelligenz ist der Schlüssel zum Frieden.

(Pit Schneider, Februar 2007)