RAGE, 20.12.2009
Links: www.rage-on.de/ www.myspace.com/rage & www.andrehilgers.de/

Den 5ten Februar 2010 sollten sich alle RAGE Fans bzw. Anhänger von qualitativ hochwertigem melodischem Power Metal fett im Kalender ankreuzen, denn an diesem Tag erscheint das neuen Album
'Strings To A Web', welches uns jetzt schon vorliegt und wieder ein absoluter Hammer geworden ist, sprich alle Stärken dieser Ausnahmeband offenbart! Auf der oben aufgeführten myspace Seite könnt schon jetzt den neuen Song "Into The Light" anchecken. Zudem steht im März nächsten Jahres eine Europa-Tour mit den Support-Bands Jaded Heart & Seven an. Also Gründe genug um den gut gelaunten RAGE-Drummer André Hilgers zum Interview zu bitten.

Schweres-Metall (SM): Hallo André, wie geht´s Dir?
Ich nehme an Du musst Dich erst mal von den stressigen Aufnahmesessions zum neuen Album 'Strings To A Web' erholen?
André: Super, kann mich nicht beklagen. Na ja es geht, wir sind ja schon seit Ende September fertig. Da ist ja bereits etwas Zeit vergangen. Vielmehr stecken wir in Silvestershow-Vorbereitungen und im vorweihnachtlichen Einkaufsterror...

SM: Wie lange habt ihr insgesamt an dem Album gearbeitet und wie zufrieden bist Du selbst mit dem Ergebnis?
André: Vom Anfang des Songwritings bis zum Endmix ca. 8 Wochen +/-. Das war die schnellste Produktion die wir je gemacht haben. Es war alles ziemlich tight. Das war auch der Grund dafür, dass wir ziemlich geil vorbereitet ins Studio gegangen sind. Jeder kannte seine Parts und Charlie Bauerfeind brauchte nur noch den Aufnahmeknopf drücken. Es war sehr entspannt und da wir vorher bis ins kleinste Detail die Songs geprobt haben, auch 'ne ziemlich sichere Sache. Vom Ergebnis sind wir mehr als begeistert, zumal Charlie Bauerfeind auch einer meiner Wunsch-Produzenten war.

SM: Was sagst Du zu den bislang erschienenen CD-Reviews? Bei so manchen habe ich das Gefühl die Journalisten nehmen sich immer weniger Zeit für das einzelne Album im überfüllten "Monats-Soundcheck"…
André: Ein paar habe ich schon gelesen, tja. Du kennst das ja, im heutigen Zeitalter und die eigentlich geniale Erfindung "Internet", kann ja jeder mittlerweile Reviews schreiben. Bei manchen stellt sich tatsächlich die Frage ob das Album gehört wurde. Da es noch gar nicht freigegeben war. :-)

SM: Wo siehst Du die Unterschiede zwischen 'Carved In Stone' und 'Strings To A Web'?
André: Dass wir in den letzten 2 Jahren noch besser als Band oder Team zusammen gewachsen sind. Bei 'Carved' wollten wir auf "Nummer Sicher" gehen. Bei 'Strings' war der Plan wieder ein bissle in Richtung 'Unity' zu gehen. Allerdings haben wir das nicht geschafft, sondern unsere Erwartungen noch übertroffen, nicht zuletzt gilt da natürlich auch ein sehr grosses Lob an Charlie, mit dem wir am Anfang schon ein paar Diskussionen führen mussten, was unseren Sound betrifft. Victor und ich hatten schon sehr präzise Vorstellungen, was unseren Sound betrifft. Daher auch die Wahl des Produzenten, wir wollten seine Erfahrung und sein "Know How" nutzen, der über jeden Zweifel erhaben ist, aber nicht diese typische Bauerfeind-Produktion-Sound abfahren.

SM: Was sind Deine Lieblingssongs vom neuen Album und warst Du ins Songwriting involviert?
André: Defintiv "Hellgirl", da es meiner kleinen Tochter Samantha Pearl gewidmet ist! "Into The Light" und "The Edge Of Darkness"…. letztendlich sind aber alle Songs ´en Hammer, wir sind noch nicht wirklich sicher was wir Live spielen sollen. Ich würde mich eher als Arrangeur und Ideengeber sehen, mit Songwriting hat das nicht viel zu tun. Ich kenne zwar den Unterschied zwischen Dur und Moll, aber das überlasse ich erstmal noch den Jungs. Aber bei "Hellgirl" haben Peavy und ich schon zusammen Eckpunkte des Textes diskutiert und er hat dann den Text geschrieben. Obwohl sie mich gebeten haben Songs zu schreiben und mir einen Haufen Möglichkeiten einräumen; ich denke beim nächsten Output werde ich mal ein paar Ergüsse zum Besten geben. Zumal ich beste Voraussetzungen in meinem kleinen Studio habe.

SM: Das 5-teilige über 16-minütige Epos "Empty Hollow" ist wohl der bislang anspruchsvollste RAGE Song. Wie entstand die Idee hierzu und würdest Du mir zustimmen, dass einiges an Dream Theater erinnert?
André: Es gab zu Anfang sehr viele Ideen, zuerst wollten wir ähnlich wie 'Unity' ´nen neuen Instrumental-Song schreiben. Aber Vic hatte so viele Ideen, die er dann in Minsk mit unserem Lingua Mortis Orchester erstmal aufgenommen hatte. Als er wiederkam, hatte er schon einige Parts geschrieben und wir haben im Proberaum die einzelnen Parts aneinander gereiht. So enstand der Song. Das ist der Vorteil, wenn man jemanden wie Vic in der Band hat, der sowas leicht umsetzen kann. Dream Theater standen definitiv nicht Pate, aber es ist schön zu hören, damit verglichen zu werden. Zumal wir schon grosse Fans der Band sind. Und in meinem Fall gibt es nix zu Mike Portnoy zu sagen, außer das er unerreicht bleiben wird.

SM: Apropos Dream Theater, insbesondere beim Part "Strings To A Web" fallen mir die Namen John Petrucci (Gitarre) u. Mike Portnoy (Drums) ein. Haben Victor u. Du Euch hier bewusst an diesen beiden orientiert, die ja bekanntermaßen zur Weltspitze gehören? Ihr müsst Euch ja wahrlich nicht hinter ihnen verstecken.
André: Hmm…ehrlich gesagt habe ich zu der Zeit oft das neue Album der Jungs gehört. Vielleicht hat es schon ein bisschen Einfluss auf mich genommen, aber ich hab jetzt nicht bewusst probiert es zu kopieren. In meinem Spiel stecken sehr viele Einflüsse, da ich sehr viele unterschiedliche Stile an Musik höre.

SM: Kannst Du bitte mal in einigen Sätzen die Stärken Deiner Mitmusiker Peavy & Victor erläutern? Insbesondere Victor lässt ja wieder einige Soli vom Stapel, die scheinbar nicht von dieser Welt sind.
André: Immerhin sind die Jungs mittlerweile 10 Jahre ein Team und ich gehöre auch schon 3 Jahre dazu. Die Jungs wissen genau worum es geht und haben immer eine SEHR genaue Vorstellung von dem was sie machen oder wollen. Desweiteren ist die Leichtigkeit mit der die Jungs ans Songwriting gehen sehr geil, Peavy ist ja nicht nur Sänger, sondern muss auch alles auf´m Bass umsetzen, was Vic mit der Klampfe vormacht. Wir kommen somit nie aus dem Üben raus, da es für Victor keinen Stillstand gibt. Und da passen wir uns gerne an. Victor ist da sehr speziell, er ist nur unterwegs, am üben, Songs schreiben, wieder üben…. ich glaube das Wort SCHLAFEN gibt es in seinem Wortschatz nicht. Und was es auf Russisch heisst, weiss ich nicht *lol*. Es macht einfach tierisch Spass mit den Jungs zu arbeiten, da es auch immer wieder was Neues gibt. Victor kommt immer wieder mit neuen Sachen um die Ecke, Orchestershows, TV Total, Stockcar Rennen, Pyros aus seiner Klampfe, Akustik Shows, Band Workshops…und zuletzt haben wir noch mitten in der Drift Halle auf der Essener Motorshow zwischen quietschenden Reifen gespielt…bin mal gespannt was als nächstes kommt. Ich wäre ja mal dafür, als erste Band auf´m EVEREST zu spielen…hahaha. Ich glaube aber, dass Peavy das für kein Geld der Welt machen würde, er wäre bestimmt dafür mal in ´nem Steinbruch zu zocken….

SM: Für die Produktion war abermals Charlie Bauernfeind (u.a. Axel Rudi Pell, Blind Guardian, Hammerfall, Halford, Primal Fear) zuständig. Kannst Du bitte erläutern, was diesen Mann auszeichnet?
André: Seine Erfahrung, sein Tempo zu arbeiten und schlussendlich alles aus Dir rauszuholen was geht. Letzendlich haben ja Victor und er zusammen das Album produziert. Ich kann mich da an einen Fall im Studio erinnern, wo die Jungs mich 4 mal den selben Song haben spielen lassen, weil Sie meinten es wäre noch nicht tight genug…ich hab fast gekotzt. Am Ende waren die Jungs am Lachen, da die erste Version schon gut war, wollten anscheinend mal testen wie belastbar ich bin. *g* . Wichtig war für uns, dass er der Richtige war um unseren Vorstellungen zu entsprechen. Wichtig zu erwähnen wäre noch, dass Charlie auch selber Trommler ist und somit weiss was machbar ist. Kann mich noch an andere Produktionen in meiner Vergangenheit erinnern, wo am Reisbrett irgend ein Schrott am Rechner programmiert wird, der überhaupt nicht reproduzierbar ist, oder mit Drumming nicht wirklich viel zu tun hat. Das ist vergleichbar damit, als würde ich Peavy sagen vor welcher Silbe er Luft zu holen hat!

SM: Nicht nur meiner Meinung nach hattest Du bislang noch keinen solch brillanten Drum-Sound und auch Deine Leistung ist bis dato wohl die Anspruchsvollste Deiner Karriere. Würdest Du mir da zustimmen?
André: Wenn Du das sagst, heisst das ja dass wir alles richtig gemacht haben. Es war uns wichtig, dass der Sound natürlich klingt. Wir haben drumtechnisch grösstenteils auf Samples verzichtet…und wenn Du meine Fähigkeiten ansprichst…tja…da muss ich wohl meinem Ehrgeiz und Victor danken. Er ist ein ziemlich geiler Drumteacher. Ich habe eine Menge gelernt in den letzten 3 Jahren und wenn man das hört, bin ich zufrieden…das war der Plan. Als wir im Studio waren, hat Victor mal gesagt, "Also die 5 Snare ist nicht so tight, das geht besser"….Charlie und ich haben geschaut und mit den Achseln gezuckt….dann haben wir das mal im Produktionsfenster ein bissle vergrössert…und tatsächlich, die Snare war bei einem Tempo von 164 Bpm, ca. ein 32tel daneben. Das ist der Unterschied…man muss ja nicht übertreiben, aber er hört sowas und dann arbeitet man sehr akribisch daran, noch besser zu werden. Sowas spornt an und macht echt Spass. Es ist ja nix neues, dass man mit den Anforderungen wächst…somit an der Stelle, danke fürs Kompliment.

SM: Meine persönlichen Favoriten "Hunter & Prey" & "Saviour Of The Dead" haben absolute Weltklasse-Melodien bzw. Refrains. Wie lange feilt man an solchen Songs bis diese letztendlich so sind wie man sich das als Band vorstellt?
André: Diese Songs waren schnell fertig, wie schon gesagt, die Jungs kennen sich und finden sofort Melodien und Gitarren-Riffs. Ich bin der Meinung, wenn wir mehr Zeit gehabt hätten…wäre bestimmt ein Doppelalbum dabei rausgekommen. Die Jungs haben nach 25 Jahren noch so viele Ideen…wir haben noch ein paar Alben vor uns.

SM: Ihr spielt ja dieses Jahr einen Silvester-Gig in der Zeche Bochum. Kam die Idee dazu von Euch und handelt es sich dabei sozusagen um Euren "Jubläums-Gig"? Sind für die Show Besonderheiten geplant und werdet Ihr dort schon Stücke vom neuen Album zum Besten geben?
André: Der Veranstalter hat uns gefragt und wir haben zugestimmt. Es gibt nochmal ein paar Songs zu hören, die wir selten gespielt haben und natürlich auch eine neue Überraschung.

SM: Im März 2010 geht Ihr mit Jaded Heart & Seven auf Tour. Was gab den Ausschlag gerade diese Bands mitzunehmen und was können die Fans von den Gigs erwarten?
André: Als ich davon gehört habe, dass JH nicht mehr mit Primal Fear auf Tour sind, habe ich sofort an meine alten Kumpels gedacht. Und wir haben auch noch mit Seven eine sehr geile tschechische Band am Start.

SM: André, ich bedanke mich für das Interview!
André: Dank Dir.

SM: Die letzten Worte gehören Dir…
André: Tja, an dieser Stelle wie immer… kauft unser Album und lasst den Downloadscheiss, das macht die Szene immer kaputter. Bleibt gesund und rutscht gut ins neue Jahr und vielleicht sehen wir uns ja auf Tour nächstes Jahr.
Gläser hoch und keep the metal flame alive

(Pit Schneider, Dezember 2009)