POWERWOLF, 29.05.2007
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'Lupus Dei' nennt sich das bislang beste traditionelle Power Metal Album des laufenden Jahres. Jeder Song darauf ist ein Hit mit Mitgröhl-Refrain und geht bei Live Gigs (wie zuletzt in Neunkirchen/Saar selbst beobachtet) ab wie Schmidt´s Katze! Da fast die gesamte deutsche Metal Presse in punkto Powerwolf ebenso denkt wie meine Wenigkeit, scheint die Band um den charismatischen Sänger Attila Dorn zweifellos auf dem Weg nach oben zu sein. Ich fragte mal bei Gitarrist Matthew Greywolf nach.

Schweres-Metall (SM): Hi Matthew, wie geht’s Dir?
Matthew: Sehr gut. Ich habe heute schon einen wahren Interview-Marathon hinter mir. Das ist anstrengend, aber es ist schön zu sehen, dass das Medieninteresse an "Lupus Dei" so groß ist…

SM: Ich habe Euer neues Album "Lupus Dei" nun oftmals intensiv gehört und muß sagen es ist verdammt stark geworden. Mit einem solchen Hammer habe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht gerechnet! Redaktionsintern ist die Scheibe zudem ein ganz heisser Anwärter auf den Titel "Album des Monats Mai". Wie ist das sonstige Pressefeedback bislang ausgefallen?
Matthew: Dankeschön, es freut mich das zu hören. Die Pressereaktionen bisher sind auch sehr sehr gut ausgefallen, mit Ausnahme des deutschen Metal Hammers, der das Album nicht zu mögen scheint – aber damit kann der Wolf sehr gut leben, hahaha…. Es freut uns vor allem, dass "Lupus Dei" bei unseren Fans gut ankommt, denn auch wenn wir die Presse sehr respektieren, schreiben wir ein Album nicht für die Presse, sondern für die Fans. "Return In Bloodred" war ein Debutalbum aus dem Nichts, und wir wissen es sehr zu schätzen, dass unsere Fans das Album zu einem großen Erfolg gemacht haben, und wir wollten die Fans nicht enttäuschen – das war unsere größte Motivation. Und jetzt, wo "Lupus Dei" draussen ist, und die Reaktionen mehr als nur gut sind, ist das natürlich ein gutes Gefühl.

SM: Die gewaltige Steigerung zum Debut Album "Return In Bloodred" ist unüberhörbar. Wo habt ihr die Scheibe aufgenommen & produziert bzw. was habt ihr dieses mal anders gemacht?
Matthew: Wir haben beim Songwriting sehr viel Wert auf eingängige Refrains gelegt, weil wir finden, dass ein geiler Metalsong nicht hundert Riffs braucht, sondern vor allem einen verdammt guten Refrain. Wir sind so weit gegangen, dass wir beim Songwriting die den jeweiligen Song immer zuerst den Refrain geschrieben haben. Dann haben wir den Refrain zwei Wochen lang bewusst nicht mehr gespielt – und wenn dann nach diesen zwei Wochen jeder einzelne von uns den Refrain noch auswendig singen konnte – dann, und nur dann war er gut genug für "Lupus Die", und wir machten uns daran, den Rest des Songs zu schreiben. Auf die Art und Weise entstanden einige unserer meiner Meinung nach besten Songs. Davon abgesehen ist "Lupus Dei" sehr viel härter und metallischer ausgefallen als "Return In Bloodred". Vielleicht hängt das damit zusammen, dass wir viel getourt sind, als Band zusammengewachsen sind, und gerade Attila sehr viel gute Metalmusik für sich entdeckt hat in den letzten zwei Jahren…
Aufgenommen haben wir das Album in verschiedenen Studios in Deutschland, teilweise auch in einer Kirche, und dann in Schweden mit Fredrik Nordström gemixt. Fredrik war ja auch schon für den Sound auf unserem Debut Album verantwortlich, und er ist mittlerweile zu einem festen Teil des Wolfsrudels geworden, haha… er ist genauso positiv Metalverrückt wie wir, und hat zudem einen ähnlichen Humor, das macht ihn zum perfekten Produzent für Powerwolf…

SM: Auch die Songs an sich sind durchweg schneller und energischer geraten und haben durchweg Mitsingcharakter aufzuweisen, was Euch vor allem Live sehr zu Gute kommen dürfte. Habt ihr ein sogenanntes Songwriter-Duo oder ist die ganze Band in diesen Prozess involviert?
Matthew (Foto rechts): Wir können nur dann komponieren, wenn wir alle fünf anwesend sind. Für uns ist es sehr wichtig, dass unsere Song ein gewisses typisches Powerwolf Feeling haben, und das entsteht immer nur dann, wenn wir alle fünf in einem Raum sind. Man kann einen guten Song schreiben, und trotzdem hat dieser Song nichts – es bedarf mehr, man braucht einen gewissen Spirit, einen Geist, der den Song zu einem Song macht, den nur diese eine Band so spielen kann… weißt du, was ich meine? Nenn es Magie, Chemie, wie auch immer – diese Situation entsteht immer nur dann, wenn alle fünf Wölfe gemeinsam ihre Passion für Metal zelebrieren können…

SM: Vor allem Attila Dorn hat meiner Meinung nach gesangsmäßig erheblich zugelegt und ist glatt in Regionen von beispielsweise Niklas Isfeldt (Dream Evil) vorgestoßen. Würdest Du mir da zustimmen?
Matthew: Attila hat einen verdammt guten Job gemacht auf diesem Album. Er hat vor allem durch unsere großartigen Fans sehr viel Selbstvertrauen bekommen, und ist beim Songwriting über sich selbst hinausgewachsen. Er hat aber auch sehr hart an seinem Gesang gearbeitet, und die Songs intensiv mit einem Gesangstrainer vorbereitet, der an einer Musikhochschule lehrt. Dadurch hat Attila die Songs im Studio in Rekordzeit eingesungen, wir konnten es selbst kaum glauben. Jedenfalls waren wir mit den Gesangsaufnahmen viel schneller fertig, als ursprünglich geplant. Das gute an Attila ist, dass er nicht sehr viele Metalbands kennt, und sich daher gesanglich auch nur an sich selbst und seinen Ideen orientiert. Dadurch schreibt er sehr originelle Gesangslinien. Zu dem vergleich mit Niklas Istfeld könnte Attila Dir zum Beispiel nichts sagen, da er ihn wohl gar nicht kennen würde. Den Vergleich mit Dream Evil bekommen wir aber öfter zu hören – was vielleicht auch daran liegt, dass Fredrik Nordström in unsere Alben involviert ist.

SM: Es wird ja vor allem in der Metal Printpresse viel spekuliert bzw. über die Herkunft von Attila (Foto links) geschrieben. Ist er tatsächlich Rumäne, lediglich rumänischer Abstammung oder gar doch deutscher? Ich meine vom Band-Image her kommt das ja ganz gut ;-)
Matthew: Es gibt eine Volksgruppe, die man die Siebenbürger Sachsen nennt. Es sind deutsche, die seit Generationen in Rumänien leben, dort aber in deutschen Gemeinden leben, und auch deutsch sprechen. Mitterweile lösen sich diese Gemeinden mehr und mehr auf, weil die meisten von ihnen in den Westen gehen, was ihnen sehr leicht fällt, weil sie Deutsch quasi als zweite Muttersprache gelernt haben. So auch Attila. Seine Familie lebt mitterweile zum größten Teil in Deutschland, er selbst mittlerweile auch. Lustigerweise steht und fällt sein deutsch mit seinem Alkoholpegel. Ist er nüchtern spricht er nahezu Akzentfrei, hat er aber getrunken, oder ist er nervös – eins von beidem trifft immer zu, wenn er auf die Bühne geht – kommt sein Akzent durch…

SM: Ist eine Tour in Deutschland geplant um das neue Album zu supporten, und wenn ja was können die Fans von diesen Gigs erwarten?
Matthew: Der Wolf wird im Herbst ausgiebig zur Messe bitten. Noch können wir nichts genaues sagen, da wir noch in den Verhandlungen für diverse Tourmöglichkeiten stecken. Fest steht aber schon mal, dass wir im Oktober/November einige Deutschland-Shows mit Grave Digger spielen werden. Alles weitere wird wohl demnächst bekannt gegeben. Wir freuen uns drauf, endlich die neuen Songs mit unseren Fans zusammen feiern zu können! Was man von den Shows erwarten kann, kann ich noch nicht genau sagen, denn gerade wenn man als Support tourt, darf man nur sehr beschränkt Showelemente auffahren, teilweise darf man das überhaupt nicht – daher will ich nichts versprechen, was wir nicht halten können – sicher ist, dass es sehr intensive Shows werden, und wer den Wolf schon einmal live erlebt hat, wird wissen, dass ihn eine ungewöhnliche Show erwartet!!!!

SM: Bist du mit der Arbeit von Metal Blade zufrieden und was hat damals den Ausschlag gegeben bei diesem Label einen Plattenvertrag zu unterschreiben?
Matthew: Metal Blade sind die beste Plattenfirma der Welt. Das mag übertrieben klingen, aber wir meinen das so. Wir bekommen perfekte Unterstützung, und haben absolut freie Hand in dem was wir tun. Ich kenne so viele Beispiele, in denen Plattenfirmen ein Hindernis für die Bands sind, und wir wissen es sehr zu schätzen, dass das bei uns nicht der Fall ist. Metal Blade haben von Anfang an verstanden, um was es dem Wolf geht, sie wissen, dass man einen Wolf nicht einfangen kann, man kann ihn nicht zähmen, man muss zusammen mit ihm heulen, wenn man ihn verstehen will – und das tun Metal Blade. Dort arbeiten Leute, die alles geben für die Musik, die sie lieben – genau wie es die Bands tun, die bei ihnen unter Vertrag stehen!

SM: Welche Ereignisse würdest du persönlich als die bisherigen Highlights Deiner Musikerlaufbahn nennen?
Matthew: Ohne Zweifel war unser Auftritt auf dem "Bang Your Head!!!" Festival 2006, ein denkwürdiger Moment für uns. Der Wolf musste früh morgens auf die Bühne, und wir haben nicht viel erwartet – und plötzlich standen Menschenmengen vor der Bühne, um mit uns am frühen Morgen zu feiern – und alle sangen unsere Lieder mit – das war Gänsehaut pur, und einer von den Momenten, die man nie vergessen wird.

SM: Von welchen Gitarristen bzw. Musikern bis du maßgeblich beeindruckt/beeinflusst?
Matthew: Als Gitarrist bin ich von Randy Rhoads und Wolf (!!!) Hoffmann (Accept) beeinflusst – nicht zu vergessen noch die Schenker-Brüder, weil all diese Gitarristen mit Feeling spielen, und nicht nur Skalen runterfiedeln, wie es leider sehr viele Gitarristen im Metal tun. Ein gutes Solo muss ein wichtiger Teil eines Songs sein, man muss es mitsingen können, und es darf dabei nicht darum gehen, wie gut oder schnell ein Gitarrist spielen kann – das verstehen viele leider nicht…

SM: Matthew, ich bedanke mich für dieses Interview bzw. Deine Zeit, und ich gehe mal schwerpunktmäßig davon aus das wir uns am 19. Mai beim „Saar Metal Festival II“ in Neunkirchen über den Weg laufen werden.
Letzte Worte v. Dir an unsere Leser bzw. die deutschen Metal-Fans?

Matthew: Das "Saars Metal Festvial" ist ja nun schon vorbei, und es war, wie du ja sicherlich bemerkt hast, anders gelaufen als geplant. Unser Drummer Stefane Funebre wurde zwei Tage vor dem Festival mit starken Schmerzen in der Brust und im Rücken in ein Krankenhaus eingeliefert, und da nicht auszuschließen war, dass es etwas ernst zu nehmendes sein könnte, wollten wir auf keinen Fall, dass er spielt, damit er sich schonen kann. Wir wollten aber auch unsere Fans nicht enttäuschen, die sich auf unseren Auftritt freuten – also haben wir kurz entschlossen mit einem Aushilsdrummer gespielt. Die Zeit war allerdings so knapp, dass es nur zu einer gemeinsamen Probe gereicht hat – daher war der Auftritt teilweise sehr improvisiert – aber dank des genialen Publikums war es doch ein schöner Abend, und ich denke es war die richtige Entscheidung, dass wir trotz allem gespielt haben. Das Wichtigste ist aber, dass Stefane mitterweile wieder auf dem Weg der Besserung ist, und zumindest klar ist, dass er nichts wirklich Schlimmes hat, worüber wir sehr sehr froh sind.

(Pit Schneider, Mai 2007)