MYRATH (Zaher Zorgati; Gesang) 30.04.2019

Links: www.myrath.com/ & facebook.com/myrathband

MYRATH aus Tunesien heißt die erfolgreichste und wohl auch beste Metal-Band des Orients.
Mit dem neuen Album 'Shehili' (VÖ: 3. Mai 2019) möchten die fünf Musiker nun auch den deutschen und europäischen Markt knacken. Die Chancen hierzu stehen sehr gut, denn besagter Longplayer stotzt nur so vor exzellenten Songs und progressive sowie orientalische Einflüsse sind unüberhörbar. Doch auch die superben Melodien begeistern direkt und mit Frontmann Zaher Zorgati hat das Quintett aus dem einstigen legendären Karthago einen Sänger mit zentnerweise Charisma in den Stimmbändern vorzuweisen. So besitzt MYRATH nicht nur eine Menge Qualität sondern auch einen sehr hohen Wiedererkunnungswert. Unser Pit sprach mit Zaher (Photo rechts: i.d. Mitte) nicht nur über das neue Album, sondern beispielsweise auch über die Arbeitsbedingungen von Metal-Musikern in seiner Heimat ... Doch lest selbst!

Schweres-Metall (SM): Hello Zaher, ich hoffe dir geht es gut soweit! Bitte stelle MYRATH unseren Lesern bzw. den deutschen Metal-Fans vor, da ihr ja noch recht unbekannt in unseren Breitengraden seid.
Zaher: Hallo Pit. Zuerst einmal möchte ich mich bei dir für die Möglichkeit eines Interviews bedanken!
Für alle die uns immer noch nicht kennen, wir spielen "Blazing Desert Metal". Das ist quasi ein neues Genre und eine Mixtur aus einer Menge von Einflüssen. Wir mischen Prog-, Alternative- und Symphonic-Metal/Rock mit andalusischer Musik und den Klängen von Berber-Tongeschirren aus der Sahara.
Unser Ziel ist es unser Fokus auf das kreieren von Gefühlen zu richten und eine magische Erfahrung sowohl auf CD als auch auf der Bühne zu entfachen. Jeder unserer Songs erzählt eine Geschichte.

SM: Das anstehende neue Album 'Shehili' gefällt mir und und meinen Kollegen in der Redaktion sehr gut. Euer Songwriting-Talent, die spannenden orientalischen Einflüsse, das instrumentale Können und deine charismatische Stimme beeindrucken absolut. Was war euer Ziel mit der Band bevor ihr euch für die Aufnahmen im Studio verschanzt habt?
Zaher: Ich danke dir vielmals!
Unser Ziel war etwas einzigartiges zu erschaffen. Aber glaube mir, es ist sehr viel einfacher das zu sagen als es dann auch zu tun. Wir investierten eine Menge Zeit um Sachen auszuprobieren, dann wieder zu löschen, nochmal zu versuchen, usw.
Es war insgesamt ein sehr langer Prozess.

SM: Welche Songs von 'Shehili' sind deine Favoriten? Und bitte erzähle uns von eurem phantastischen Videoclip zu "Dance". Das ist ja ein kleiner Film in der Tradition von Kino-Hits wie "The Prince Of Persia: The Sands Of Time"! Würdest du mir zustimmen?
Zaher: Ich denke es ist das erste Mal seit dem Bestehen von MYRATH, dass ich mit allen Songs total glücklich bin. Jedes Lied ist einzigartig und erzählt seine eigene Geschichte.
Ich bin sehr stolz auf "Monster In My Closet", bei dem wir ein tunesisches Rhythmus-Muster, "Fazeni" genannt, eingefügt haben.
"Dance" ist richtig metaphorisch mit der realen Geschichte eines syrischen Tänzers, eines Ballet-Tänzers, welcher viele Todes-Drohungen von der Terror-Organisiation ISS bekam. Diese forderte ihn auff mit dem Tanzen aufzuhören. Aber er träumte und tanzte und ließ sich ein Tattoo mit den Worten "Dance Or Die" auf seinen Hals stechen.
Diese wahre Geschichte zieht sich durch unserer Song-Trilogie "Believer", "Dance" und "No Holding Back".

SM: Ich habe gelesen MYRATH sei in eurer Heimat Tunesien extrem populär. Ist das korrekt?
Falls ja, wieviele Fans kommen im Schnitt zu euren Konzerten und was ist der Grund gerade jetzt nach Europa zu kommen?

Zaher: MARATH ist tatsächliche eine große Band in Tunesien. Wir spielen bei jeder Show vor mindestens 7000 Leuten. Beim letzten Konzert spielten wir gar im "Karthago Amphitheater", nahe bei Tunis. Dabei haben wir die Gelegenheit genutzt für eine Live-DVD aufzunehmen, die sehr bald veröffentlicht wird.
Tatsächlich waren wir schon vor zehn Jahren in Europa, aber nicht eine einzige Plattenfirma zeigte Interesse an MYRATH! Wir mussten uns früher um alles selbst kümmern, bis wir schließlich mit earMUSIC/Edel zusammen kamen. Das ist eine große Firma und sie wollen uns dabei helfen in Europa Erfolg zu haben. Wir sind sehr glücklich darüber mit Edel zusammenzuarbeiten, da es die erste große Plattenfirma ist die Vertrauen in unsere Musik setzt.
Zudem sind wir unserem Partner VeryCords, unserem Label in Frankreich, sehr dankbar. Dieses Label vertraut uns schon seit vielen Jahren und arbeitet in Frankreich sehr hart für uns.

SM: Gibt es eine Möglichkeit MYRATH demnächst live in Deutschland zu sehen?
Zaher: Natürlich!
Wir werden in diesem Jahr in WACKEN spielen und wir arbeiten momentan daran eine magische Live-Show zu kreieren.
Die Idee dahinter ist die Magie unserer Videoclips auf die Bühne zu bringen!

SM: Bitte beschreibe die Rock- & Metal-Szene in Tunesien und deiner Heimatstadt. Ist es schwierig für euch als Metal-Band in einem muslemischen Land zu leben?
Zaher: Mmh ... Es ist tatsächlich richtig schwierig für uns. Weil Tunesien ein muslemisch regiertes Land ist, wie du schon sagtest. Außerdem haben wir hier keine Strukturen für Musiker. Wir verkaufen keine CDs, es gibt keine Musikindustrie, keine guten Instrumenten, Musik-Geschäfte usw. Es ist tatsächlich so dass du als Musiker in Tunesien mit rein gar nichts beginnen musst ...
Und das schwierigste ist noch nicht mal sich Instrumente zu besorgen, sondern zu Beginn einfach total ignoriert zu werden. Außerdem haben wir anfangs als Band eine Menge Fehler gemacht...
Aktuell gibt es drei oder vier Bands in Tunesien. Carthagods, Persona und Nawather fallen mir da gerade ein. Aber sie haben natürlich die gleichen Probleme wie wir damals: Keine Plattenfirma, Visa-Probleme, usw.
Es ist schon sehr hart.

SM: Von welchen Bands/Musikern bist du beeinflußt bzw. beeindruckt?
Zaher: Wir in der Band wuchsen alle mit Metallica, Death, Pantera, Dream Theater und Symphony X auf.
Als ich 12 Jahre alt war, brachte mir mein in Deutschland lebender Cousin ein Audio-Kassette mit. Darauf befand sich ein Mix an Songs vieler Metal-Bands. Dies war das erste Mal das ich Metal-Musik hörte und ich war so beeindruckt ...
Aber um erhlich zu sein ist es nicht Metal was uns dabei hilft Songs zu komponieren, sondern wir hören viel Andalusische und Orientalische Musik. Das sind unsere Inspirationsquellen um Songs zu schreiben.

SM: Zaher, danke für deine Zeit bzw. dieses Gespräch!
Letzte Worte von dir an die deutschen Metal-Fans?
Zaher: Dies ist gerade erst der Anfang für MYRATH.
Es ist eine richtige große Chance für uns mit einer großen Plattenfirman wie Edel zu kooperieren und wir arbeiten zehn Mal härter als zuvor und tun das maximal mögliche um viele Metal-Fans in Deutschland erreichen zu können.
Wir sind deswegen richtig aufgeregt!

Interview: Pit Schneider
Photocredit © 2019 by Nidhal Marzouk