LAZARUS DREAM (Carsten "Lizard" Schulz - Gesang)
14.11.2020

Link: facebook.com/lazarusdream

Schon mit ihrem Debütalbum 'Alive' überzeugte das Pfälzer Metal-Projekt LAZARUS DREAM um Sänger Carsten "Lizard" Schulz (Ex-Evidence One; Domain) und Multiinstrumentalist Markus Pfeffer (Winterland) das Groß unserer Redaktion.
Wer bei Melodic Metal in der Schnittmenge Def Leppard, Van Halen, Queensryche, Evidence One hellhörig wird, ist bei diesem starken Album genau richtig! Und das Beste daran ist dass die beiden dem Longplayer zusammen mit Trommler Markus Kullmann (Sinner, Vooodoo Circle und weiteren Gastmusikern eine gehörige Prise internationales Flair eingehaucht haben. Unser Pit unterhielt sich mit Frontmann Schulz über naheliegende Themen...

Schweres-Metall (SM): Servus Carsten, wie geht´s dir während des zweiten Lockdowns, bzw. was treibst du so in der momentanen sowie unsäglich nervenden Corona-Krise, welche ja den kompletten Livemusik-Sektor seit Mitte März nahezu lahmlegt?
Carsten: Servus, das was ich eigentlich immer mache: Ich bin im Studio und produziere weiter. Von daher habe ich es deutlich besser als viele meiner Kollegen, die nicht mehr live spielen können und gerade wirklich zu kämpfen haben.

SM: Kommen wir zu eurem Debütalbum, welches in unserem Magazin sehr gut bewertet wurde.
Wann und wie reifte der Entschluss von Markus Pfeffer und dir quasi dieses Projekt Band aus der Taufe zu heben, oder kann man euch als echte Band bezeichnen?
Carsten: Erst mal, vielen Dank für das Review!
Zur Frage: Markus und ich haben LAZARUS DREAM tatsächlich bereits 1999 gegründet, mit kompletter Besetzung, zumindest zu Beginn, und den ersten Tracks, die wir auch als Demos aufgenommen hatten. Leider zerfiel das Line Up, und wir gingen alle unsere Wege. Markus gründete irgendwann WINTERLAND und schlug eine komplett andere musikalische Richtung ein, ich bin bei DOMAIN eingestiegen. Anfang dieses Jahrs, als der erste Lockdown gerade drohte, und die Welt mehr und mehr in Schockstarre verfallen war, meldete sich Markus wieder bei mir. Um es kurz zu machen, warum die Zeit zuhause nicht nutzen und LAZARUS DREAM nun "richtig" machen?! Also haben wir innerhalb weniger Wochen im Prinzip das gesamte Album geschrieben und produziert, das heißt, die alten Songs von damals überarbeitet und jede Menge neue dazu gepackt. Von daher würde ich sagen, mehr als ein Projekt, aber zu einer richtigen Band fehlen dann doch mehr Mitglieder.

SM: Was gab den Ausschlag Markus Kullmann für die Drums zu engagieren und ist er festes Mitglied?
Carsten: Ich! Markus ist einer meiner besten Kumpel, und einer der besten Rockdrummer Europas! Punkt.
Außerdem hatte auch er Corona-bedingt leider wenig zu tun.

SM: Wie lange habt ihr für das Songwriting und die nachfolgenden Aufnahmen benötigt?
Carsten: Zieht man die Zeit von vor 20 Jahren ab, etwas mehr als zwei Monate.

SM: Kompliment für deinen Gesang auf 'Alive'. Dieser ist nach wie vor höchst charismatisch, wie schon auf dem Evidence One-Highlight 'Tattooed Heart'. Und auch stilistisch geht´s phasenweise in diese Richtung. Würdest du mir zustimmen?
Carsten: Vielen Dank! Ja, das kann ich so stehen lassen. Die Roots beider Bands sind die gleichen. DOKKEN, QUEENSRYCHE usw. sind unüberhörbar und sollen auch erkennbar sein – das war bei E1 damals nicht anders. Von daher war meine Herangehensweise was meinen Gesang und die Lines angeht sicherlich in gewisser Weise ähnlich zu damals. Dass man das hört, finde ich sogar gut, ehrlich gesagt.

SM: Durch das komplette Album zieht sich ein hochklassiger mehrstimmiger Background-Gesang der Marke Van Halen, ja fast schon auf Def Leppard-Niveau, welcher 'Alive' gar internationales Niveau & Flair einhaucht. War dies von vorneherein so beabsichtigt?
Carsten: Ich sage mal, ja. Diese Musik braucht solche breiten Chorwände, die ich seit Jahren mit meinem Studiopartner Steffen Seeger zusammen arrangiere. In einem frühen Stadium der Platte, bevor wir tatsächlich anfingen, daran zu arbeiten, hatte Markus sogar den Gedanken, die Scheibe von mehreren Sängern einsingen zu lassen, ich sollte jedoch alle Lines und Chöre schreiben bzw. aufnehmen. Ich vermute einfach mal, dass da schon im Kopf hatte, dass fette Backing-Vocals einfach mein Steckenpferd sind. Die Musik braucht so etwas einfach, ebenso wie erstklassige Gitarrensoli. Gehört einfach dazu.

SM: Welche der neuen Songs sind deine persönlichen Favoriten und warum?
Carsten: Sehr schwer zu sagen. Tatsächlich habe ich ein besonderes Verhältnis sozusagen zu den drei "alten" Songs "Don’t Blame Me", "Days Of Darkness And Rain" und "Fleshburn". Alle drei gehen doch eher in klassische US Prog Metal Gefilde a la QUEENSRYCHE oder FATES WARNING, was ich schon damals enorm spannend fand. Ansonsten sind es eher die langen Tracks, wie "Dawn Of Time" oder "The Healing Echoes", aber auch unsere erste Single "Wings Of An Eagle", die mir am besten gefallen. Ist aber auch Tagesform abhängig.

SM: Sind sobald es die Pandemie zulässt Live-Gigs von LAZARUS DREAM geplant, oder seit ihr ein reines Studioprojekt?
Carsten: Nein, live werden wir nicht spielen, das würde keinen Sinn ergeben. Wir müssten uns tatsächlich erst eine Besetzung zusammensuchen und eine Menge Geld investieren, um uns irgendwo einzukaufen. Dafür sind wir dann doch zu alt, und eine Headliner-Tour ist völliger Unfug. Nee, das überlassen wir Jüngeren.

SM: Denkst du die momentane Krise verändert die Rock- & Metal-Musikszene nachhaltig, oder wird es nach Corona genauso weiter gehen wie zuvor? Und was hältst du von den "Hilfsprogrammen" des Bundes und der Bundesländer für Musiker/Künstler/Soloselbstständige, falls man diese überhaupt so nennen kann?
Carsten: Ich glaube, die ganze Kulturszene wird Jahre brauchen, bis sie sich davon erholt haben wird. Und damit meine ich nicht nur die Musiker und Künstler selbst, sondern auch alle Gewerke und Kollegen, die damit zu tun haben. Wie Du vielleicht weißt, arbeite ich seit ein paar Jahren als Booking Agent für diverse Konzertveranstalter, und was da das Jahr 2020 verbrochen hat, kannst Du Dir sicher denken. Wir schieben alle eine Bugwelle an Hoffnung auf die kommenden Jahre vor uns her, was zumindest irgendwann zu einem Stillstand, wenn nicht sogar Rückschritt führen wird. Wir werden uns, selbst wenn dieses Debakel irgendwann zu Ende ist, darauf einstellen müssen, dass liebgewonnene, unter Umständen kleinere Konzerte wegfallen, weil sie sich keiner mehr leisten kann, und bei Großveranstaltungen noch eine ganze Weile die Angst mitbangen wird.
Was die Hilfen angeht, naja, es erschließt sich mir noch immer nicht, weshalb man bestimmte Industriebereiche in kürzester Zeit mit Bergen von Geld überschüttet, und in der Kultur und drumherum die Hürden unendlich hoch setzt, sodass sich die Beteiligten geradezu wie Bittsteller vorkommen. Das ist wirklich mehr als traurig und geradezu beschämend.

SM: Carsten, danke für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir…
Carsten: Aluhüte braten das Hirn.

Interview: Pit Schneider
Preesse-Fotos: Jobert Mello