LANFEAR,
29.08.2008
Link: www.lanfear.eu/
Schweres-Metall
(SM):
Hallo Markus, wie geht´s Dir?
Glückwunsch zu 'X To The Power Of Ten', welches nach den tollen Vorgängern 'The Art Effect' &
'Another Golden Rage' wiederum ein starkes progressiv angehauchtes Metal Album geworden ist.
Markus:
Mir geht’s gut, vielen Dank für die lobenden Worte :-)
SM:
Wie im zweiten Song "My Will Be Done" habt ihr phasenweise härtemaßig eine Schippe draufgelegt,
ohne jedoch Eure typischen Melodielinien/Arrangements aus den Augen zu verlieren. War dies ein
natürlicher Prozess oder wolltet ihr bewusst ab u. an etwas mehr Härte reinbringen?
Markus:
Schwierig zu sagen. Ich gebe dir insofern Recht, dass M.W.B.D. wohl mit Abstand unser bisher
härtester Song ist, wobei ich das restliche Material eigentlich gar nicht härter finde als die
beiden letzten Alben. Dadurch, dass wir im Vorfeld extrem viel Wert auf die Arrangements gelegt
haben und jedes Instrument auch was die jeweiligen Frequenzen angeht nun mehr Freiraum hat,
überlappt sich im Mix weniger und es wirkt dadurch allgemein dynamischer, vielleicht deswegen
auch ein gewisser "Härteeffekt".
SM:
Wie lange habt ihr an der Scheibe gearbeitet und wie muß man sich bei Euch den Songwiriting-Prozess
vorstellen bzw. gibt es das typische Komponisten-Duo?
Markus:
Die ersten Songs entstanden in Basisversionen bereits kurz nach Veröffentlichung des letzten Albums.
Wie das dann eben so ist, verstrich die Zeit mal wieder wie im Flug und obwohl die Stücke eigentlich
konstant in Arbeit waren, wurde der Endschliff dann wirklich in den letzten Monaten vor der Produktion
gemacht. Ein Komponistenduo gibt es insoweit, dass die eigentlichen Songideen tatsächlich von Richie
und mir kamen, aber gerade was die letzten Feinheiten angeht, war es dieses Mal ein extrem enges
Zusammenarbeiten im Proberaum und das hört man dem Album meiner Ansicht nach auch an. Was Texte
und Melodien betrifft hatte der Nuno natürlich freie Hand und wir könnten mit dem Endergebnis nicht
zufriedener sein.
SM:
Wie sind die Reaktionen der Presse allgemein bislang ausgefallen?
Markus:
Wir sind dahingehend ja sehr verwöhnt und dachten aber eigentlich, dass die Resonanzen dieses Mal etwas
zwiespältiger ausfallen würden, zumal das Material wesentlich abwechslungsreicher ist, die Arrangements
mutiger sind und das Album für engstirnige Metaller dadurch vielleicht ungewohnt klingt. Bisher können
wir uns aber tatsächlich wieder nicht beklagen und haben wirklich supergeile Kritiken eingefahren.
Selbst im schlechtesten Fall waren die Kritiken noch richtig gut, aber ich nehme ehrlich gesagt auch
kein Review ernst, in welchem lediglich die Bandinfo abgeschrieben wird und in dem der Rest dann von
Schreib- und Sinnfehlern nur so wimmelt. Wir sind dieses Mal zu 100% überzeugt und jeder einzelne
Beckenschlag sitzt da wo er sitzen soll, wenn uns also irgendein Möchtegern-Kritiker nach zwei
Durchläufen was vom Pferd erzählen will, dann geht uns das am Allerwertesten vorbei.
SM:
Kannst Du ein paar Worte darüber verlieren warum ihr Euch Anfang 2006 vom alten Sänger Tobias Althammer
getrennt hat, der mit seinem superben Gesang nicht unmaßgeblich zur Eigenständigkeit von Lanfear
beigetragen hat?
Markus:
Das ist schwer zu sagen, aber es hat eben einfach nicht mehr so richtig gepasst. Wir haben uns zwar
immer gut verstanden, aber es gab einfach ein paar Dinge die nicht mehr ganz rund gelaufen sind. Im
Endeffekt mussten wir diesen Schritt gehen um die Band am Leben zu halten, auch wenn es uns auf
persönlicher Ebene alles andere als leicht gefallen ist.
SM:
Gestaltete sich die Suche nach einem Nachfolger schwierig, wie u. wann habt ihr letztendlich
Nuno Miguel Fernandes gefunden u. kannst du uns erzählen wo er zuvor musikalisch aktiv war?
Markus:
Die Suche gestaltete sich nicht wirklich schwierig, zumal es eigentlich gar keine gab.
Wir kannten Nuno bereits und waren auch mit seiner Vorgängerband Anguish vertraut, von daher wussten
wir einfach, dass er musikalisch und menschlich super zu uns passen würde.
SM:
Was hat letztendlich den Ausschlag gegeben das ihr von Massacre zu Locomotive gewechselt seid?
Markus:
Wir waren sehr enttäuscht davon, dass es, nachdem es mit 'The Art Effect' super anlief, mit dem
letzten Album keinen deutlichen Schritt mehr nach vorne gab und hatten einfach das Gefühl, dass wir
Massacre einfach nur egal waren. Wenn man sich das Labelprogramm
anschaut, geht bei Massacre in den letzten Jahren der Trend ja eindeutig in härtere Gefilde, wir hatten
also überhaupt keine Lust darauf, dann mit dem neuen Album endgültig in der Versenkung zu verschwinden.
SM:
Wie sehen die Tourplanungen für dieses Jahr aus?
Markus:
Für dieses Jahr ist nichts mehr geplant, aber evtl. für Anfang 2009. Da wir keine Lust haben, als
Supportband einen Haufen Kohle für eine Tour abzudrücken, die dann vielleicht eh nicht besonders gut
besucht ist, sind wir momentan an einer Alternative dran, nichts Genaues weiß man aber noch nicht :-)
SM:
Was würdest Du bislang als absolute Highlights in der Laufbahn v. Lanfear ansehen?
Markus:
Jedes neue Album ist für mich ein neues Highlight und es gibt nichts Schöneres für mich, als eine
fertige Produktion zum ersten Mal am Stück zu hören und damit zufrieden zu sein, alles Andere ist
dann nettes Beiwerk. Unsere Tour mit Morgana Lefay damals war ein sehr lustiges und einprägsames
Erlebnis aber wir schauen nach vorne, freuen uns auf unsere Releaseparty, unseren diesjährigen Gig
beim ProgPower in Kopenhagen und dann sehen wir was kommt…
SM:
Von welchen Gitarristen bist du maßgeblich beeindruckt/beeinflusst?
Markus:
Beeindruckt bin ich von vielen und da ich ein absoluter Musikjunkie bin haben mich sicherlich auch
viele beeinflusst. Ich stehe dabei weniger auf reines Gefrickel, sondern auf die richtige Balance
aus Feeling und Technik. Mein altes Idol ist da Mike Oldfield, aber ich liebe auch Klampfer wie
Robert Fripp, Pat Metheny oder Allan Holdsworth. Im Metalbereich ist Jeff Loomis für mich momentan wohl
das Ultimum was die Verbindung von Kreativität und Technik angeht, aber ich liebe z.B. auch das
Spiel von Helge Engelke, der ja als Deutscher natürlich gerne mal übersehen wird.
SM:
Markus, danke für dieses Interview
Markus:
Ich habe zu danken.
SM:
Letzte Worte v. Dir an unsere Leser bzw. die Metal-Fans?
Markus:
Immer schwierig! Öffnet eure Ohren und hört nicht immer nur das, was man euch vorsetzt.
Es gibt etliche kleine Bands die mehr zu bieten haben als den immer aufgewärmten Kram alteingesessener
"Helden". Danke für’s hoffentlich interessierte Lesen und hört mal bei uns rein :-)
(Pit Schneider, August 2008)