JOE LYNN TURNER, 23.07.2007
Link: www.joelynnturner.com 

Mit ´Second Hand Life´ macht Joe Lynn Turner abermals deutlich daß er mit seiner Band zu den legitimen Nachlassverwaltern der legendären Rainbow bzw. des hochklassigen Hard Rock gehört.
Der sehr sympathische Sänger stellte sich gerne meinen Fragen.

Schweres-Metall (SM): Hallo Joe, ich hoffe Dir geht es gut!?
JLT: Mir geht es großartig, danke, ich hoffe Dir ebenso!

SM: Dein aktuelles Album beinhaltet tolle Hard Rock Songs und erreichte 7,5 von 10 Punkten in unserem Magazin. Wie lange dauerten Songwriting und Produktion?
JLT: Vielen Dank für die Info bezüglich des Abschneidens des Albums in Eurem Magazin. Einige dieser Songs sind schon etwas älter, quasi aus meinem Archiv, andere wurden extra für dieses Album komponiert. Bis ein Album beendet ist schreibt ein Songwriter wie ich es bin ständig an neuen Songs. Genau so machen es die Musiker mit denen ich zusammen arbeite auch, daher ist es unmöglich Dir jetzt einen genauen Zeitraum zu nennen. Ein neues Album zu kreieren ist ein immer währender bzw. fortlaufender Prozess.

SM: Meiner Meinung nach ist das Rainbow lastige "Blood Red Sky" der absolute Höhepunkt von 'Second Hand Life' und kann zudem mit großartiger Gitarrenarbeit aufwarten. Würdest Du mir zustimmen?
JLT: Ich denke dieser Track unterscheidet sich schon von den anderen. Er sticht tatsächlich heraus. Ich stimme Dir zu das der Song einen Rainbow-artigen Sound hat. Verschiedene Leute haben mir gesagt das sie der Sound an meine Arbeiten mit Yngwie Malmsteen erinnern würden. Es sieh so aus als würden die Fans diesen Song sehr mögen und ich bin natürlich froh dies zu hören. Es ist ein sehr starker Song, sei es nun die Produktion, Arrangement, das Instrumentale, der Text, alles eben. Ich habe "Blood Red Sky" auch schon Live in Japan gespielt und großartige Reaktionen darauf erhalten.

SM: Bitte erzähle uns doch etwas über Deinen Gitarristen Karl Cochran, der auf dem kompletten Album einen wirklich tollen Job abgeliefert hat.
JLT: Er ist ein unglaublicher Gitarrist & Songwriter. Er gehört eigentlich schon zur Familie... er ist einer der "usual suspects" wie ich die Typen gerne nenne die oft mit mir Live Gigs absolvieren bzw. Alben aufnehmen. Im Alter von 30 Jahren begann Karl mit seinen Studien über den legendären Jazz Gitarristen Harry Leahey. Zudem arbeitete er bereits mit Corky Lang (Mountain), Felix Pappalardi (Cream), Jarr Größe Ricky Sebastian, Eric Singer (Black Sabbath, Brian May of Queen), Bob Daisley (Black Sabbath, Rainbow, Ozzy Osborne) & Ace Frehley (Kiss).

SM: Ist die aktuelle Joe Lynn Turner Band lediglich ein Studio-Projekt oder kann man diese als "echte" Band bezeichnen?
JLT: Wenn Du die Leute meinst welche das aktuelle Album eingespielt haben und alle erstaunliche Musiker sind, dann muß ich Dir sagen daß diese sehr beschäftigt sind. Das heißt sie stehen nicht immer zur Verfügung wenn ich gerade eine Show spielen muß. Sicher, wenn jeder gerade verfügbar wäre wenn ein Gig anstehen würde wäre das eine tolle Situation! Aber das ist nicht die Realität. Wenn ich für einige Shows nach Deutschland komme bzw. für einige andere Shows in Europa wird die Besetzung folgendermaßen aussehen: Karl Cochran, der die beiden letzten CD´s miteinspielte, Greg Smith am Bass, der ebenfalls zu den "usual suspects" gehört, Mike Sorrentino am Schlagzeug, sowie Camine Giglio am Keyboard.

SM: Welche Gigs sind denn in Deutschland geplant und was können Deine Fans von diesen erwarten?
JLT: Am 30. September findet das UNITED FORCES OF ROCK FESTIVAL bei Euch statt (Rockfabrik Ludwigsburg; Anm. des Autors). Ich plane von jedem etwas zu bieten, das heißt neben meinen Solo-Alben sind auch Songs von Rainbow und Deep Purple mit dabei. Ich freue mich schon sehr darauf.

SM: Ich denke eine Double Headliner Tour zusammen mit Cornerstone wäre doch mal eine tolle Sache für alle Fans des melodischen Hard Rock. Wie denkst Du darüber und kennst Du die Jungs von Cornerstone persönlich?
JLT: Da stimme ich Dir zu! Das ist eine großartige Idee! Doogie ist ein guter Freund von mir und die Band ist toll! Das wäre ein sehr cooles Package.

SM: Hast Du noch Kontakt zu Ritchie Blackmore und was kannst Du uns zu den nicht verstummenenden Gerüchten einer Rainbow Reunion sagen?
JLT: Es scheint so als würde ich jeden Tag ein Rainbow Gerücht hören... LOL! Aber ehrlich, diese Gerüchte sind nicht wahr. Ich würde mir wünschen sie wären es, denn ich denke eine Rainbow Reunion, wenn auch nur für einige ausgesuchte Konzerte, wären sehr erfolgrech. Ritchie und ich haben großen Respekt voreinander und wir bleiben in Verbindung. Ich wäre sehr erfreut wieder mit ihm zusammenarbeiten zu können, aber ich weiß das er sehr auf Blackmore´s Night fixiert ist und davor haben ich großen Respekt. Ich weiß das er sehr glücklich ist diese Musik zu machen. Er war schon immer ein Fan von diesem Sound.

SM: Du bist nun schon eine lange Zeit im Musik-Buisness aktiv. Was denkst Du wo die Unterschiede sind zwischen der Hard Rock/Metal Szene zwischen dem 'Bent Out Of Sharpe'-Album welches Du 1983 mit Rainbow eingespielt hast und der Gegenwart?
JLT: Es scheint so als wäre in den USA melodischer härterer Rock wieder im Kommen. Für viele Jahre, seit Nirvana damals explodiert sind, ging der Trend dahin einen zornigen Sound mit weniger Melodien zu kreieren. Also haben die Gitarristen ihre Insturmente tiefer gestimmt bzw. ihren Sound dahingehend verändert. Zu guter letzt kontrollieren Großunternehmen was im Radio gespielt wird und was nicht. Und es gibt nicht mehr viele aus der Zeit als ich noch bei Rainbow war. Früher gab es mehr individuelle Plattenfirmen, heute gehören viele Plattenfirmen zusammen. Das Internet und das downloading haben heute ebenfalls einen großen Einfluß, positiv wie negativ.

SM: Was magst Du am Musik-Buisness und was kannst Du überhaupt nicht ausstehen?
JLT: Ich wünschte die Entscheidungen würden mehr in Richtung Integrität der Musik fallen und nicht dahingend innerhalb kürzester Zeit den größtmöglichen finanziellen Gewinn zu machen. In den 60er, 70ern und 80ern war es noch möglich einen Künstler bzw. eine Band langfristig aufzubauen. Nun sieht es so aus als wäre es egal das ein Künstler lediglich für einige Jahre populär ist. Ein Album als Kunstform ist auch weniger wichtig geworden weil sich die Hörgewohnheiten der Leute einfach geändert haben. Es ist jedoch sehr wichtig wie Du die Songs eines Albums zusammenstellst, also die Reihenfolge dieser. Das ist sehr wichtig.

SM: Was waren die absoluten Highlights Deiner bisherigen Karriere?
JLT: Da gibt es Highlights von allen Phasen meiner Karriere. Damals bei Rainbow und Deep Purple einzusteigen ragt sicherlich heraus. Ich wuchs damit auf Deep Purple Cover Songs in der High School Band zu singen, letztendlich dann tatsächlich in dieser Band als Sänger zu sein war unglaublich! Die Alben welche ich mit Yngwie Malmsteen gemacht habe sowie die ausverkauften Shows in Rußland... definitiv Highlights. Desweiteren ein Konzert für das Kabinett des russischen Präsidenen, die Tour mit Cem Koksal in der Türkei und zusammen mit den New New Japan Philharmonic aufzutreten.

SM: Joe, ich bedanke mich sehr für dieses Interview! Letzte Worde von Dir an unsere Leser bzw. die deutschen Hard Rock-Fans?
JLT: Ich hoffe die Fans beim UNITED FORCES OF ROCK Festval zu sehen! Ich weiß deren unglaubliche Loyalität und Unterstützung über all die Jahre sehr zu schätzen. Ich mache weiterhin Musik weil es Fans gibt die sie hören wollen. Die Fans halten meine Inspiration am laufen. Danke Yvonne und Eurem Magazin für die Unterstützung.

(Yvonne Bernhard, Juli 2007)