HUMAN FORTRESS, 28.08.2003
Link: www.human-fortress.com 

HUMAN FORTRESS aus der ehemaligen deutschen Rock-Hochburg Hannover haben mit ihrem zweiten Album ´Defenders Of The Crown´ einen hochmelodischen Power Metal Knüller der Güteklasse 1a vorgelegt, welcher nun wirklich keinen Fan dieser Stilrichtung enttäuschen dürfte, und die Band eigentlich einen großen Schritt voran bringen müsste!
Also fackelte ich nicht lange, und bat Gitarrist Torsten Wolf zum Interview.

Schweres-Metall (SM): Hallo Torsten, Euer neues Album ´Defenders Of The Crown´ ist meiner Meinung nach ein absoluter Knaller geworden! Wie sind die bisherigen Reaktionen von Presse und Fans ausgefallen?
Torsten: Hallo Pit! Es freut mich sehr, dass Dir das Album so gut gefällt. Nun, die Promotion hat erst angefangen und es ist noch sehr schwer ein Urteil zu fällen. Es sieht aber danach aus, dass wieder einmal die Obertrasher bei den großen deutschen Magazinen unser Werk nicht objektiv bewertet haben. Viele unserer Fans waren daraufhin dermaßen verletzt, dass sie bitterböse Briefe an die Redaktionen geschickt haben. Im Ausland und bei den kleinen- und mittelgroßen Magazinen hat Human Fortress dagegen ein überragendes Feedback mit Spitzenbewertungen im Soundcheck erhalten. Bei METALREVIEWS.COM wurden wir mit 95% sogar Album des Monats. Auch die Fans drehen teilweise total durch und bombardieren uns jetzt schon mit Einträgen im Forum oder Gästebuch auf unserer Homepage, obwohl das Album noch nicht einmal veröffentlicht wurde. Wir haben früh damit angefangen unsere Fans mit Soundfiles im Internet zu füttern. Unser Auftritt auf dem Wacken Open Air hat die guten Reaktionen auf unser neues Album sicher genauso positiv beeinflusst.

SM: Erzähle unseren Lesern doch bitte mal kurz wie HUMAN FORTESS eigentlich entstanden sind, und wie seid ihr auf Jioti gestossen, der Euch mit seiner charismatischen Stimme einen unverwechselbaren Touch verpasst?
Torsten: Nach dem Rauswurf unserer Sängerin bei TIMEZONE hatten Pablo und ich 1997 nach einem Ersatzmann gesucht. Ich fragte ihn, welche Sänger in der hannoveraner Muckerszene er für die Besten hält. Er nannte mir zwei Namen. Einer davon war Jioti Parcharidis. Wir haben ihn dann in unseren Proberaum eingeladen und der Rest ist Geschichte.

SM: Was Euch von anderen Power Metal-Bands abhebt ist Eure stilistische Vielfalt. Wie schon in meiner CD-Kritik angesprochen habe ihr es Euch nicht nehmen lassen auch Mittelalterliche Einflüsse wie in "Siege Tower" zu verarbeiten. Gibt es ausgesprochen Fans dieser Epoche bei Euch, oder wie kamt ihr auf diese Idee?
Torsten: Die mittelalterlichen Einflüsse kommen ganz klar von Jioti und unserem Keyboarder Dirk. Uns war es aber wichtig, diese Elemente richtig zu dosieren. Wir sind ja keine reine Mittelalterband wie z. B. "In Extremo". Wir sind in erster Linie eine songorientierte Metalband mit epischen Melodien und mittelalterlichen Einflüssen. Bei den Fans kommt diese Mischung auch sehr gut an.

SM: Kann man das neue Album als Konzept-Scheibe betrachten (leider liegen mir keine Texte vor)? Und wenn ja, wer hat sich diese "Schweinearbeit" mit geschichtlicher Recherche usw. gemacht?
Torsten: Nein, "Defenders Of The Crown" ist kein Konzeptalbum. Es gibt schon ein Konzept dahingehend, dass Jioti stets über mittelalterliche Themen, wie die historischen Kreuzzüge, über Burgbelagerungen oder die Tugenden ehemaliger Ritter singt. Außerdem sind viele fikitve Texte dabei, die aus der Welt des Rollenspiels stammen. Richtig ist sicher auch, dass sich Jioti sehr viel Mühe bei den Texten gibt und überwiegend auf diese typischen in schulenglisch verfassten Geschichten verzichtet. Bei unserem Debutalbum war das noch nicht so, da die Texte noch nicht alle von Jioti geschrieben wurden. "Forgive and forget" und unser Bundysong "Little flame" zum Beispiel stammten aus meiner Feder.

SM: Wie muss man sich den Songwriting-Prozess vorstellen? Gibt es dahingehend bei Euch einen "starken Mann", oder kann sich jeder einbringen?
Torsten: Einen Boss gibt es bei uns nicht. Wir sind eine demokratische Band. Wenn einem Bandmitglied ein Song nicht gefällt, wird daran so lange gearbeitet bis er von der gesamten Band abgesegnet wird. Daher dauert es dann schon einmal ein bißchen länger bis ein Song fertig ist. An "Gladiator of Rome" haben wir sechs Wochen gearbeitet. Bei unserem neuen Album haben den Löwenanteil Jioti, Dirk und ich geschrieben. Allerdings haben sich Pablo und besonders Laki stärker beim Songwriting eingebracht und mit klasse Ideen die Songs verbessert. Bei den Gesangslinien hat Sänger Jioti natürlich das letzte Wort.

SM: Im Gegensatz zu anderen Bands scheint ihr auch viel Wert auf die Cover-Gestaltung zu legen, das neue ist auch wieder absolut klasse geworden. Wer hatte die Ideen dazu?
Torsten: Das Artwork finde ich auch richtig klasse. Wir wollten auf gar keinen Fall so ein kitschiges Metalcover haben. Wir orientieren uns da eher an die Computerspiel- Branche mit deren fantastischen Rollenspiele - Cover. Das Cover ist stilistisch an Spiele wie Baldur´s Gate II bzw. Morrowind orientiert. Daher wurde auch wieder Mathias Janke (www.mj-graphics.de) mit dem Artwork beauftragt. Der Typ hat es einfach drauf und ist selbst großer Rollenspiel -Fan! Er hat auch schon viel für Ark, Tommy Newton und Kamelot gearbeitet.

SM: Was gab eigentlich den Ausschlag dafür das ihr die Plattenfirma gewechselt habt, bzw. was hat gerade für Massacre Records gesprochen?
Torsten: Der Labelwechsel war eine geschäftliche Entscheidung, die wir zusammen mit unserem Management und unserem Anwalt getroffen wurde. Massacre hatten uns einfach das beste Angebot gemacht.

SM: Wie siehst du die Metal-Szene momentan generell? Denkst du in den 80ern war Euer Stil angesagter bzw. die Labels aufgeschlossener?
Torsten: Das ist ein gute Frage. Hier gibt es so einiges von meiner Seite beizutragen. Der Markt war deutlich besser, da sich die Leute einfach mehr LP´s und CD´s gekauft haben. Damals gab´ es noch kein Internet zum kostenlosen downloaden. Die Fans wußten Musik irgendwie mehr zu schätzen. Wenn selbst eine Band wie Helloween, die mit "Keepers" Gold in Deutschland bekommen haben, heute nur noch 4000 Alben in unserem Land verkaufen, dann sieht man ja wie dieser Markt eingebrochen ist. Die Leute begreifen einfach nicht, dass sie damit die Bands zerstören können. Wir haben es auf unserer Homepage bereits angedeutet, dass es kein drittes Album von Human Fortress geben wird, wenn der Großteil der Leute sich das Album wieder aus dem Netz ziehen. Wir können uns als Band nicht immer wieder hoch verschulden und in teuren Studios mit Topproduzenten wie Tommy Newton arbeiten, wenn hinterher das Album von den Leuten im Netz gestohlen wird. Als Fan hatte ich mir früher darüber natürlich keine Gedanken gemacht. Wir haben alles dafür getan, dass die Fans einen fairen Gegenwert für ihr Geld bekommen.
Das Album wird von Massacre zum Special Preis angeboten. Wenn die Händler den Preis weitergeben, dürfte wohl niemand mehr als 13,00 Euro für die CD bezahlen. Es gibt unserer Meinung nach nicht einen einzigen Ausfall auf "Defenders Of The Crown" mit einer Gesamtspielzeit von fast einer Stunde. Mehr können wir wirklich nicht tun!

SM: Welche Live-Aktivitäten sind in naher Zukunft geplant?
Torsten: Wir müssen aus wirtschaftlichen Gründen natürlich erst einmal abwarten, wie gut sich das Album verkaufen wird. Bei guten Zahlen wird uns Massacre sicher auf Tour schicken. Unser Management ist auch am Ball!

SM: Wie ist es um die Metal-Szene in Eurer Heimatstadt Hannover bestellt?
Torsten: Die Szene ist in den letzten zwei bis drei Jahren wieder besser geworden. In den 80er Jahren war es ja eine der Metal- oder Hard Rock Metropolen in Europa schlechthin. Neben uns gibt es noch unsere Kumpels von Galloglass (LMP) und Dreamtide (ehem. Fair Warning bei Frontiers) an neuen Bands mit Deal. Weiterhin aktiv sind auch Rough Silk, Cholane, Victory, Running Wild und die Scorpions. Es gibt aber auch einige wirklich gute Newcomer aus der Region Hannover, wie z.B. die True Metaller King Leoric, die Progmetaller Chateau oder die Trasher von Reckless Tide.

SM: Welche Ereignisse würdest Du als bisherige Highlights Eurer Karriere bezeichnen?
Torsten: 1999 als Jioti bei uns als Sänger eingestiegen ist. Er war mein Wuschkandidat!
2000 unsere erste professionelle CD-Produktion mit Tommy Newton.
2001 der langersehnte Recorddeal und die VÖ von unserem Debutalbum.
2002 die Produktion von "Defenders" mit Tommy Newton und Paulo Melo.
2003 der Auftritt in Wacken. Ein Traum ging damit in Erfüllung.

SM: Von welchen Musikern/ Bands siehst du dich beindruckt bzw. beeinflusst?
Torsten: Ich bin mit Bands wie Kiss, Iron Maiden, Accept, Judas Priest und den Scorpions aufgewachsen. Als dann die Grungewelle kam und den traditionellen Metal fast verdrängt hatte, bin ich mehr in die Richtung Melodic Rock und AOR abgewandert. Auch wenn das für viele Fans Weichspülmucke ist, habe ich als Songwriter viel bei diesen Bands gelernt. Als Gitarrist haben mich besonders Gary Moore, Wolf Hoffmann, Dave Murray und Adrian Smith beeinflusst.

SM: Welche noch lebende(n) Person(en) würdest du gerne einmal kennenlernen?
Torsten: Iron Maiden! Ich liebe diese Band für Alben wie ´Seventh Son Of A Seventh Son´, ´Fear Of The Dark´ und ´Somewhere In Time´ einfach. Auch Desmond Child möchte ich gerne einmal kennenlernen. Ihn schätze ich als Songwriter sehr.

SM: Torsten, Ich bedanke mich für dieses Interview.
Letzte Worte von dir/ HUMAN FORTRESS an unsere Leser bzw. die deutschen Metal-Fans?

Torsten: Pit, danke für das Interview! Ich möchte mich bei allen Fans für die Unterstützung in den letzten Jahren bedanken. Bombardiert uns ruhig weiterhin mit Emails. Wir beantworten jede Anfrage persönlich. Unser Fanclub sucht auch noch Mitglieder.
Kontakt bekommt ihr auf unserer Homepage www.human-fortress.com

(Pit Schneider, August 2003)