ENTORX, 18.06.2014

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Die fünf Musiker von ENTORX kommen aus der Westpfalz bzw. Vorderpfalz und haben ihre Band bereits 2009 gegründet. Man spielt eine sehr gekonnte Mixtur aus Death & Thrash Metal mit progressivm Einschlag. Von 'Broken Ways', dem ersten vollständigen Album des Quintetts ist unsere Katrin nach wie vor schwer begeistert. Deswegen lag es auf der Hand dass unsere Genre-Expertin die Band zum Interview bat und die Metaller hatten einiges zu erzählen, doch lest selbst ...

Schweres-Metall (SM): Hallo Bogdan, passend zur Review eures aktuellen Albums 'Broken Ways' welche allerdings schon etwas zurückliegt, habe ich natürlich die Chance ergriffen, euch bzw. dir ein paar Fragen zu stellen. Beginnen wir mal mit der Masterfrage: Wann, wie und warum wurde Entorx gegründet?
Bogdan: Die Band wurde am 9. September 2009 gegründet. Nach dem sich meine Band Tremescum auflöste, hab ich nach Leuten für eine neue Band gesucht. Als erster hat sich Ilja gemeldet.Mein Bruder Taras,der auch bei Tremescum Bass spielte, schließte sich uns auch an. Der erste Schlagzeuger hielt aber nicht lange durch.Nur 3 Monate. Danach kam die Suche nach einem neuen Drummer. Alexander kam im Mai 2010 dazu und begleitete die Band 1 Jahr lang. In der Zeit wurde die erste EP 'Theta Waves' aufgenommen und veröffentlicht. Im Mai 2011 kam wieder ein Besetzungswechsel. Alex ging, Nico kam. Nico spielte mit uns ca. 9 Monate lang und verließ die Band. Wieder mal im Mai, aber schon im Jahr 2012 kam Simon als neuer Schlagzeuger dazu. Halbes Jahr später entschied sich Ilja die Band zu verlassen. 1 Monat später kam René als Sänger dazu. Im Sommer 2013 begaben wir uns,noch in 4-Mann-Besetzung, wieder ins Studio und nahmen unser Debüt Album 'Broken Ways' auf. So blieben wir knappe 9 Monate in der Besetzung (René,Taras,Simon und ich), bis sich Tim meldete und die Band mit der zweiten Gitarre verstärkte.
Eine Bandgeschichte voller Besetzungswechsel. Nun ist Entorx recht stabil :-)

SM: Wie entstand denn der Name ENTORX und was bedeutet er?
Bogdan: Der Name Entorx entstand während einem "Brainstorming". in einer Raucherpause bei einer Probe. Wir waren schon lange auf der Suche nach einem passenden Bandnamen und sind durch zufälliges "Wortpuzzeln" aus Torx (wie eine Schraube) und En-(einfach so,weil’s gut klang) zu diesem Namen gekommen. Der Name Entorx hat keine besondere Bedeutung. Ist eher ein Name, der gut klingt und zur Band passt.

SM: Ihr beschreibt euch ja selbst als Band des Genres Death, Thrash und Prog Metal. Hat sich denn euer Stil im Laufe der Zeit geändert, oder ist er, wie man so schön sagt, mit euch gewachsen bzw. aus euren verschiedenen Geschmäckern zusammengewachsen?
Bogdan: Ja,grob könnte man uns in diese "Schublade" stecken. Aber nur sehr grob!
Bei Entorx gibt’s/gab’s kein Konzept nach dem streng musiziert wird. Wir experimentieren gern mit Elementen aus anderen Musikrichtungen. Das gab’s bei uns von Anfang an. Hauptsache,uns gefällt die Musik und der Song klingt angenehm fürs Ohr. Die Bezeichnung Progressive Metal wird oft mit 20 minütigen Soli und einer komplizierten Songstruktur verbunden. Bei uns trifft das nicht ganz zu. Wir spielen zwar gerne mit "krummen" Takten rum,machen das aber so, dass nur wenige es bemerken und im Takt headbangen können. Progressiv sind bei uns eher die Einflüße aus anderen Musikrichtungen und das Kombinieren mit Death Metal!
Klar, mit jedem neuen Bandmitglied kommen neue Einflüße in die Musik rein. Dadurch verändert sich leicht die grobe Richtung. Oder besser gesagt, dadurch öffnen sich neue Türen für musikalische Experimente. Ich würde sagen,dass unser Stil der gleiche geblieben ist. Wir erweitern nur mit jedem neuen Song unseren musikalischen Horizont. Renè: Nun, jeder von uns hat seinen eigenen individuellen Musikgeschmack. Ich persönlich stehe eher auf Death Metal, Goregrind und Black Metal.

SM: Und passend dazu, wer sind deine/eure musikalischen und gesangtechnischen Vorbilder?
Bogdan: Ich habe keine bestimmten Vorbilder. Ich höre gerne Bands wie: Opeth, Revocation, Death, Hypno5e, Between The Buried And Me, Devin Townsend, Dream Theater, The Ocean, Textures uvm. Und lasse mich von ihnen inspirieren ohne sie zu kopieren.
Tim: Ich höre mittlerweile quer durch: Led Zeppelin zählt zu meinen großen Vorbildern, höre aber auch viel Grind (Nasum/Jaka/Kuru) oder recht popige oder punkige Geschichten wie Yusuf Islam, Wednesday13/Murderdolls, Qotsa, Tool, Black dahlia murder, Exhumed die Terrorgruppe oder lokale Bands wie Into Darkness (Heidelberg) ... an Entorx hat mich deswegen auch die musikalische Herausforderung gereizt: so progressive war ich noch nie unterwegs.
Simon: Ich habe die letzten 10 Jahre sämtliche Phasen gehabt, von Speed-, Death-, Prog.-, Thrash Metal über Jazz, Postrock bis zu Doom/Sludge ... Sämtliche Bands aus diesen Richtungen haben mich inspiriert und mein Stil ist dadurch aus einer Kombination aus Allem geprägt - selbst so mancher Hip-Hop Beat hat mich schon zu coolen Drumparts inspiriert, wie z.B. im Titelsong "Broken Ways"!
René: Gesangstechnisch orientiere ich mich stark an Peter Tägtgren. Die Screams orientieren sich an denen von Mitch Lucker von Suicide Silence.

SM: Wie läuft der Songwriting-Prozess bei euch ab?
Tim: Bogdan ist die treibende Kraft hinter den meisten Songs. Er präsentiert als Tab oder in der Probe einen fertigen Song in Rohfassung- d.h. ohne Solo; genaue Abfolge der Wiederholungen usw. ... In den Proben finalisieren wir dann alles: Zuerst bringt sich Simon mit seinen Drumparts ein. Dabei ändern wir oft schon die Reihenfolge oder Länge der einzelnen Riffs. Mir liegen eher einzelne Riffs oder kleine Aneinanderreihungen von Ideen. Aktuell bearbeiten wir zwei davon, was unheimlich viel Spaß macht, da Boggi völlig andere Ansätze und Einflüsse hat.
Simon: Zu den Texten: die Lyrics werden bisher überwiegend von René, Bogdan und mir geschrieben. Wenn ich z.B. anfange einen Text zu schreiben, tippe ich ein paar Zeilen bzw. Strophen und gebe ihn an René oder Bogdan weiter. Letztendlich stellt René bei den Proben die Songtexte dann in eine, zum Song passende Form um.
René: Nun ja, meistens kommt einer der Gitarristen und sagt "hey ich hab da was neues, hört euch das mal an", er spielt es uns vor und wenns uns gefällt, macht jeder was passendes dazu. Das wird dann solange angepasst, bis jeder damit zufrieden ist.

SM: Welches ist denn euer jeweiliger Lieblingssong (der berührendste) des aktuellen Albums und wieso?
Tim: Mich haut "Kill My Brain" total um. Den Song spielen wir nicht immer, weil er nicht all zu leicht verdaubar ist. Bei der Nummer kommt es sehr auf das Timing zwischen Bogdan, Simon und mir an. Passt alles, find ich "Kill My Brain" aber unglaublich dynamisch und treibend - vor allem den Solo-Part!
Bogdan: Ich mag das Lied "Broken Ways". Das spiele ich besonders gern live. Für mich ist es eine gute Mischung aus Geschwindigkeit, Groove, Melodie und Härte. An keiner Stelle verspüre ich Langweile. Und das Publikum bestimmt auch nicht.
Simon: Für mich ist "Emptiness" der beste Song. Wenn wir ihn live spielen, durchlebe ich die perfekte Mischung aus Gelassenheit, Traurigkeit und Aggression.
René: Da ich persönlich eher auf härtere Sachen stehe, mag ich Lieder wie "Inaction" und "R.S.".

SM: Was wäre euer absoluter Albtraum bei einem Gig?
Tim: Meinen Alptraum hab ich schon realisiert :-)
Ich bin ja noch recht "frisch" in der Band und habe in den letzten Jahren eigentlich nur im Wohnzimmer homerecordet, also recht wenig Bühnenkontakt. Meine größte Angst war immer ein kompletter Blackout vor Aufregung. Zum DEATH VS POWER im 7ner hatten wir einen Bekannten, der das komplette Konzert filmen sollte. Wir waren viel zu früh vor Ort und haben die 5 Std. Wartezeit bis zum Konzert mit einer entsprechenden Menge an Getränken überbrückt. Sprich ich war aufgeregt und rotzvoll, das Ganze wurde gefilmt …
Für "Emptiness" benutzen wir ein anderes Tuning und ich muss die Gitarre wechseln, weswegen ich den Amp kurz mute. Es hat das mehr als das halbe Lied gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass ich die ganze Zeit gar nicht mitspiele. Entsprechend dämlich ist mein Blick auf den Aufnahmen.
Bogdan: Wir hatten im Oktober 2013 einen Gig in Kaufbeuren. Noch in 4-Mann-Besetzung. Also, nur mit einer Gitarre. Auf diesen Gig haben wir uns übelst gefreut. Haben gehofft, mit unserem Auftritt neue Leute für unsere Musik zu begeistern. Dem entsprechend haben wir uns darauf vorbereitet. Eine Kleinigkeit hab ich ignoriert! In meinem Pedalboard gab’s seit kurzem einen Wackler und ich wollte nicht nach ihm suchen. Dachte, dass es auch so klappt. Was während dem Auftritt passierte,war echt enttäuschend. Man hat die Gitarre zuerst nur brummen gehört, dann hat man gar nichts mehr gehört. Ich dachte, dass mein Amp durchbrannte. Wir haben Amp ausgetauscht, was uns wieder mal Spielzeit gekostet hat. Das hat nix gebracht. Dann stellten wir fest,dass an einem Effektpedal eine Buchse locker war. Konnte man nicht auf die schnelle reparieren. Die Leute vor der Bühne haben versucht ,während wir gespielt haben, meinen Fußtreter mit Panzertape am Pedalboard festzukleben und damit das Kabel in der Buchse in der richtigen Position zu halten. Am Ende hat man den Fußtreter vor lauter Panzertape fast nicht mehr gesehen. Von unserem Set haben wir nur 6 von 9 Songs spielen können, mit Brummen das Publikum aus dem Saal verjagt und haben leider auch der Band "Running Death" ihre Spielzeit gekürzt. War also ein Desaster, was mir immer noch sehr leid tut. Jetzt checke ich sorgfältig mein Equipment vor jedem Auftritt durch!
Und eine Geschichte gibts noch. Wir waren noch mit der alten Besetzung auf einem Konzert bei Kassel. War ne lange Reise und viel Bier. Das Konzert war schlecht besucht und bei uns im Publikum standen nur 3 Leute. Wir waren sehr betrunken, haben kein einziges Lied ohne Verspieler gespielt und unser damaliger Sänger Ilja hat einen fast leeren Raum und den Mischer auf russisch beschimpft. War ein lustiger Abend an den wir uns gerne zurückerinnern. Diese Geschichte zählt aber nicht zu Albträumen, sondern eher zu Anekdoten :-)
Die besten und schlimmsten Geschichten entstehen oft nur wegen, oder dank, Alkohol!
Rene: Wir hatten leider oft die Erfahrung, dass viele Mischer entweder taub sind oder die Anlage nicht kennen … Oft ist der Gesang anfangs zu leise und daran ändert sich erst was, nachdem man mehrmals drauf hinweist …

SM: Welche Gigs stehen in Zukunft an?
Bogdan: Bis Ende des Jahres sind momentan 2 Gigs geplant:
19.09.2014 im "7er Club" in Mannheim, wo wir unser 5-jähriges Jubiläum feiern.
28.11.2014 in der "Zuckerfabrik" in Frankenthal.
Weitere Konzerte sind in Planung!

SM: Was sind denn die Rückmeldungen von Fans und Presse bisher?
Bogdan: Die Rückmeldungen von unseren Fans sind super. Sie kommen zu unseren Konzerten, moshen, bangen, kaufen unser Merch und gehen zufrieden nach Hause. Das ist das, was man als positiven Feedback ansehen kann. Und das fühlt sich für uns sehr gut an!
Das Feedback von der Presse zu unserem Album ist bis jetzt auch positiv.Es gab bis jetzt nur 1 Review in dem stand: "Ich mag die Platte nicht!". Das ist aber auch gut so. Denn, wenn alle unsere Musik mögen würden, dann könnte man uns als Mainstream bezeichnen, was wir mit Sicherheit nicht sind!
Hört lieber selbst rein und macht euch davon euer eigenes Bild ;-)

SM: Danke für das nette Gespräch! Möchtet ihr der Welt noch was sagen?
Bogdan: Geht zu Konzerten, habt Spaß und unterstützt den Underground!
Ohne Publikum machen Konzerte keinen Sinn. Und ohne Konzerte macht Metal keinen Spaß. Da fehlt einfach diese Energie,die von Musikern ans Publikum übertragen wird.
Unterstützt diese wenigen Metal-Veranstalltungen, damit Metal am leben bleibt! Vielen Dank für diese Gelegenheit! Wir sehen uns bald wieder!
René: Support your local scene! Gebt jungen, dynamischen Bands aus dem RNM eine Chance. Oft schlummern unentdeckte Talente in ihnen.

(Katrin Erbach, Juni 2014)