ELUVEITIE, 02.03.2010
Link: www.eluveitie.ch/ 

Im Pagan/Folk Metal Bereich sind die Schweizer ELUVEITIE momentan die angesagteste Band. Nach dem rein akustisch gehaltenen Vorgänger-Album 'Evocation' gibts mit dem neuen output 'Everything Remains (As It Never Was)' wieder voll auf die Glocke! Jedoch nicht ohne die gewohnt hochklassigen und superb platzierten keltischen Sound-Elemente. Mitten auf der Paganfest-Tour nahm sich Anna Murphy (Gesang, Flöte, Drehleier) die Zeit mir einige Fragen zu beantworten.


Schweres-Metall (SM): Hallo Anna, wie geht es Dir u. wo hältst Du Dich momentan auf?
Anna: Hallo! Ich befinde mich gerade in Graz mit der Paganfest Tour. Abgesehen von meiner angeschlagenen Stimme (ja, rauchen und trinken macht Spass, ist aber nicht ideal wenn man jeden Tag singen muss ;-)) geht's mir super! Eigentlich wie immer wenn wir unterwegs sind.

SM: Bist Du und die Band vollkommen zufrieden mit Eurem neuen Album 'Everything Remains'? Ich persönlich sehe es als Euer bislang bestes an.
Anna: Das sehe ich genau so! Ich liebe das Album... ich finde keinen Song wirklich schlecht und würde auch nach wie vor keinen überspringen wenn ich die Scheibe höre. Und es geht uns eigentlich allen so, vor allem lieben wir die "Härte" des Albums obwohl es gleichzeitig auch unglaublich divers ist.

SM: Hat es Dich damals überrascht dass ihr doch vereinzelt Schelte für den Vorgänger, das rein akustische 'Evocation' einstecken musstet?
Anna: Ganz und gar nicht. Es muss ja auch nicht jedem gefallen... wir machen nach wie vor das was wir wollen, was vor allem eine Scheibe wie "Evocation I" zeigt. Und es gibt ja doch genug Leute die schätzen was wir gemacht haben und das ist alles was zählt! Aber wie gesagt, vor allem wenn man beobachtet, dass viele "Metal-Heads" nicht wirklich Musik hören, sondern sich aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen einengen müssen, überrascht mich das ganz und gar nicht. Aber sollen sie doch heulen, dafür haben wir jetzt eine umso fettere Metal-Scheibe draussen :-)

SM: Über welchen Zeitraum erstreckten sich das Songwriting und die Produktion?
Anna: Gewisse Songs gab es schon fast ein Jahr bevor wir mit den Aufnahmen angefangen haben. Der Titeltrack wurde z.B. von Chrigel auf unserer Europa-Tour mit Kreator anfangs 2009 geschrieben. Die letzten paar Songs wurden sehr kurzfristig vor Studiobeginn (und einzelne Parts sogar noch während den Aufnahmen selber) entwickelt. Das ist bei uns eigentlich immer so... vor allem Chrigel arbeitet eigentlich am besten unter Druck. Im Studio befanden wir uns dann ca. einen Monat würde ich sagen? Das sollte irgendwann im Oktober gewesen sein. Ist manchmal etwas schwierig das einzuschätzen bei so vielen Leuten, schlaflosen Nächten und genereller Verwirrung, hehe. Colin nahm sich dann auch noch viel länger Zeit als geplant und mischte fast einen Monat während wir mit Belphegor in den USA tourten.

SM: Würdest Du einige Sätze über das textliche Konzept des Albums erzählen?
Anna: Es handelt sich um eine Sammlung von Geschichten aus dem antiken Gallien. Einzelne Geschichten und Schicksale oder Legenden welche (zum Teil sehr bruchstückhaft) in die heutige Zeit überliefert wurden. Wir wollen diese Geschichten mit einem kritischen Blick, etwas fragend, eventuell sogar mit einem leicht sarkastischen Lächeln betrachten. Mit der Idee, dass schlussendlich niemand wirklich weiss wie es damals war. Deswegen der Albumtitel: 'Everything Remains As It Never Was'.

SM: Welche neuen Songs liegen Dir besonders am Herzen?
Anna: "Quoth The Raven" weil ein paar Melodien von mir geschrieben wurden und ich auch den Text zusammen mit Chrigel geschrieben habe. Da steckt definitiv am meisten Herzblut meinerseits drin.

SM: Wo siehst Du die Unterschiede von 'Slania' und dem neuen Album?
Anna: Wir haben uns definitiv extrem weiterentwickelt, vor allem was das Songwriting betrifft. Dieses Mal wurden auch 3 komplette Songs ( The Essence of Ashes, Thousandfold und Quoth the Raven) von Ivo geschrieben, was zur Diversität des Albums beiträgt. Abgesehen von dem spielt natürlich die Produktion eine extrem wichtige Rolle. Colin Richardson hat einen Mix hingezaubert den wir wirklich fast als perfekt empfinden... was Eluveitie ausmacht ist die Gleichberechtigung von fettem Metal und keltischen Folkmelodien. Und genau das hat er super hingekriegt mit seinem extrem transparenten Mix.

SM: Wer hat das tolle Cover Artwork für Euch angefertigt?
Anna: Das Cover Artwork ist von Travis Smith (www.seempieces.com)

SM: Du und Chrigel harmonieren meiner Meinung nach mit Euren beiden Stimmen noch besser als auf 'Slania'. Würdest Du mir da zustimmen?
Anna: Ja, auf jeden Fall! Bei den Slania-Aufnahmen hatte ich mich noch gar nie mit meinem Gesang richtig auseinandergesetzt... ich hab einfach mal gesungen. Dieses Mal konnte und wollte ich meine Stimme besser kennenlernen und auch besser ausarbeiten. Das hat dann auch dazu geführt, dass ich eher moderne, neue Sachen ausprobiert habe statt wieder einen auf "weichen, typischen Frauengesang" zu machen.

SM: Was erwartet ihr Euch von der Paganfest-Tour u. was können die Fans von den Shows erwarten?
Anna: Wir hoffen unsere Live Show zu verbessern, wir geben uns echt Mühe nicht Scheisse zu klingen! ;-) Die Fans können sich auf 5 neue Songs freuen, was auch uns unglaublich viel Spass macht... endlich spielen wir nicht mehr den üblichen Mist, heh. Abgesehen von dem haben wir endlich einen eigenen Lichtmann dabei was sehr viel zu einer professionelleren Show beiträgt. Ja und sonst das Übliche.... Rocken, Spass haben, sich mit den Finnen ins Koma saufen.

SM: Für die Aufnahmen (Tommy Vetterli), das Mastering (Colin Richardson) und den Mix (John Davis) habt ihr drei Koryphäen verpflichtet. War das von vornherein so geplant und wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit diesen Leuten?
Anna: Dass wir mit Tommy aufnehmen war schon länger klar und wir bereuen das überhaupt nicht, im Gegenteil. Es ist gut zu wissen, dass es so ein tolles, professionelles Studio in der Schweiz gibt und wir werden bestimmt wieder mit Tommy zusammenarbeiten. Das mit Colin ergab sich auch relativ schnell... Chrigel wollte ihn anfragen, wir waren uns aber nicht ganz sicher, da er sich in der Lage befindet (und das zu Recht) auswählen zu können auf was er Bock hat und was nicht. Da dann aber schnell mal eine Zusage kam, dass es ihm gefällt und er interessiert wäre war für uns auch klar, dass wir ihn als Mischer wollen. Colin hat dann den fertigen Mix an John Davis fürs Mastering weitergegeben... also diese Vermittlung geschah zu unserer Überraschung, denn es war nicht ganz klar wer das machen würde.

SM: Von welchen Musikern siehst Du Dich beeinflusst bzw. bist Du beeindruckt?
Anna: Manes und Ulver. Aber das hat nichts mit meinem Musizieren bei Eluveitie zu tun... ich bin aber sicher bei meinen eigenen Projekten sehr beeinflusst von diesen Bands.

SM: Anna, ich danke Dir das Interview! Die letzten Worte gehören Dir…
Anna: Danke für das Interview und Danke auch an alle Leser :-) Cheers!

(Pit Schneider, März 2010)