DUNGEON, 07.12.2005
Link: www.dungeon.cd/ 

´Resurrection´ der australischen Ausnahmeband Dungeon wurde verdientermaßen Album des Monats November in unserem Magazin. Die Truppe hat vor einigen Wochen eine erfolgreiche Europa Tournee mit Megadeth hinter sich gebracht, und zwei Bandmitglieder sind leider kurz danach ausgestiegen... also Gründe genug um sich mit Bandleader Lord Tim Grose eingehend zu unterhalten!

Schweres-Metall (SM): Hallo Tim, ich hoffe es geht Dir gut. Eure aktuelle CD ´Resurrection´ ist das “Album des Monats November” in unserem Magazin – congratulations! Und meiner Meinung nach ist es im Stil von Legenden wie die alten Iron Maiden, Judas Priest & Manowar gehalten! Stimmst Du mir da zu?
Tim: Ja, wir sind alle große Fans von Maiden und Priest, und obwohl ich selbst kein so großer Fan von Manowar bin, sehe ich doch wo man den Einfluss auf unser Songwriting heraushören kann. Es ist fantastisch, das Album des Monats zu sein – Danke! :-)

SM: Ich bin sehr von Songs wie Death From Above”, “Fight” und dem Epos “The Legend Of Huma” beeindruckt. Wie geht Ihr an das Schreiben der Songs heran und woher habt Ihr Eure Ideen für die Texte?
Tim: Das ist bei jedem Song unterschiedlich. Es ist schwierig mich zu erinnern was ich dachte als wir viele dieser Songs geschrieben haben, da das jetzt schon so lange her ist, aber ich für meinen Teil würde sagen, dass ich normalerweise eine Melodie oder Gitarrenriff habe oder auch einen Text, und dann verbringe ich die Zeit mit der Aufnahme und dem Entwickeln des Arrangements. Die Ideen für die Texte stammen von überall her, von Büchern, über persönliche Erlebnisse und sogar über Australische Geschichte haben wir auf unseren späteren Alben geschrieben (“Ressurection” ist natürlich eine Neuauflage unseres Debüts von 1999)

SM: Bitte teile uns Deine Eindrücke der gerade beendeten Tür mit Megadeth mit, wie kamst Du mit Dave Mustaine aus und gab es irgendwelche witzigen Vorkommnisse, die Du uns erzählen möchtest?
Tim: Dave war großartig! Ich bin seit meiner Teenagerzeit Megadeth Fan und somit war ich wirklich besorgt, Dave zu treffen und herauszufinden, dass einige beliebte Gerüchte über in wahr sein könnten und er ein Arschloch sei. Glücklicherweise hatte ich da nichts zu befürchten – er ist einer der großzügigsten, gutherzigsten Menschen, die ich je getroffen habe und gibt sich besonders Mühe sicherzustellen, das seine Fans und jeder in der Band und Organisation zufrieden ist. Es war ein absolutes Vergnügen mit Megadeth und deren Crew auf Tour zu sein, jeder war fantastisch und das Publikum war unglaublich. Ich würde jederzeit mit den Jungs wieder auf Tour gehen. Es gab wirklich keine witzigen Vorkommnisse, außer von Ort zu Ort zu kommen, auf dem Flughafen zu schlafen oder beinahe Züge zu verpassen... es war sehr hektisch, glaubt mir!

SM: Laut einer deutschen Zeitschrift sind zwei Mitglieder der Band ausgeschieden. Was waren die Gründe dafür, werden Dungeon weitermachen oder wirst Du Dein Solo-Projekt Lord vorantreiben?
Tim: Nun, wie ich schon sagte, war die Tour sehr stressig. Was viele Leute nicht bemerken ist, dass Dungeon sich selbst managen, somit haben wir das ganze Tourmanagement und die Planung selbst gemacht. Anstatt also einfach zu versuchen jede Nacht die beste Show die wir können zu liefern, mussten wir den Transport buchen, die Ausrüstung mieten, mit Promotern und Labels sprechen, Interviews geben etc. Das war wirklich ermüdend. Als die Tour zu Ende war waren wir wirklich sehr ausgebrannt. Ich nahm mir eine Woche frei zur Erholung aber für alle anderen, die nicht ihr Leben lang so eng mit Dungeon verbunden waren wie ich, begann es sich eher anzufühlen wie ein Job als eine Band mit der sie gerne touren. Also anstatt darauf zu warten, dass die Sache beginnt hässlich zu werden und sich schlechte Gefühle entwickeln, sprachen wir darüber und entschieden, uns früh zu trennen und unsere (immer noch gute) Freundschaft zu retten. Danach dachte ich gut darüber nach, was Dungeon ist und was Dungeon nicht ist, und ich entschied, dass dies wirklich nicht mehr Dungeon war. Es fühlte sich falsch an. Ich entschied es wäre das Beste, ein letztes Album herauszubringen und dann unter dem Namen LORD, meinem Soloprojekt, weiterzumachen. LORD wird tatsächlich nicht mehr mein Soloprojekt sein wenn Dungeon aufhören, sondern eine Gruppe die Dungeon-Songs spielt – sehr wahrscheinlich wird daraus Dungeon mit einem neuen Line-up und einem neuen Namen.

SM: Eine Menge deutscher Fans sind traurig über die Trennung der Band, da auf den letzten beiden Alben großartige Metal-Songs enthalten waren. Was können wir von der angekündigten DVD erwarten und wann wird sie in Europa veröffentlicht?
Tim: Nun, die letzte DVD sollte mit einem letzten Dungeon-Album (das im Moment zu Hälfte geschrieben ist) verbunden sein und wird alle unsere Video Clips, Filmmaterial der allerletzten Dungeon-Show sowie seltene frühe Filmaufnahmen der Band und Interviews mit vielen Ex-Mitgliedern enthalten. Wenn Du ein Dungeon-Fan bist, wirst Du diese DVD genießen und es ist ein passendes Ende für 16 Bandjahre.

SM: Nun eine Frage zu Deiner beeindruckenden powervollen Stimme: Von welchen Sängern bist Du beeindruckt oder besser beeinflusst und hattest Du je Gesangsunterricht?
Tim: Ich hatte eigentlich nie Gesangsunterricht obwohl ich mit einigen Gesangslehrern sprach, welche mir sagten, meine Technik sei 100% korrekt, was für mich erstaunlich ist! Ich bin mit 80er Pop Bands wie Duran Duran aufgewachsen bevor ich Dokken, Queensryche, Helloween und Iron Maiden entdeckte. So könnte man sagen, meine Gesangslehrer waren Don Dokken, Geoff Tate, Michael Kiske und Bruce Dickinson, weil ich stundenlang dagesessen und versucht habe mit ihrem Klang und Tonumfang überein zustimmen als ich begann. Natürlich war ich zu Anfang schrecklich, aber als wir anfingen regelmäßig aufzunehmen und zu touren, begann sich mein eigener Stil und Power zu entwickeln und ich lernte mehr als ich je beim einfachen Mitsingen mit meinen Helden hätte lernen können.

SM: Von welchen Bands/Musikern sind die anderen beeinflusst oder beeindruckt?
Tim: Wir sind Fans aller Metal-Stile, von AOR bis extremen Black Metal, aber ich würde sage die Haupteinflüsse seien Docken, Leatherwolf, Iron Maiden, Judas Priest, Helloween, Megadeth, Soilwork, Blind Guardian, Queensryche, Slayer, Kreator, und viele andere…

SM: Bitte erzähl uns was über die Metal-Szene in Australien, besonders in Deiner Heimat.
Tim: Sie ist sehr klein aber voller beeindruckender Weltklassebands, von denen traurigerweise die meisten Leute nie hören werden weil Australien einfach so isoliert vom Rest der Welt ist. Ich könnte aus dem Stehgreif mindestens 20 Bands nennen, von denen ich denke sie sollten internationale Aufmerksamkeit erfahren aber für jede genannte Band gibt´s 5 mal mehr als ich kenne, die ich vergessen habe. Schaut mal unter www.ausmetalguide.com nach, für eine Riesenliste großartiger Aussie-Bands.

SM: Kennst Du die deutsche Metalszene und welche Band aus unserem Land sind in Australien populär?
Tim: Natürlich, deutscher Metal ist ziemlich populär unter den Metalheads hier unten. Die beliebtesten Bands wären Blind Guardian, Helloween, Gamma Ray, Edguy, Doro, Destruction... vielleicht auch Masterplan? Es ist eine große Ehre für uns, dass wir mit der Hälfte dieser Bands auch auf Tour waren :-)

SM: Vielen Dank für dieses Interview und die uns gewidmete Zeit. Letzte Worte von Dir an unsere Leser oder besser die deutschen Metal-Fans?
Tim: Ich will nur Danke sagen für die Unterstützung, die Ihr und die anderen Magazine Dungeon gezeigt habt, ohne Eure Unterstützung hätte niemand von uns oder unserer Musik gehört. Vielen Dank also an jeden, der unsere Alben gekauft hat oder uns auf den letzten paar Touren gesehen hat, das bedeutet uns alles. Ich hoffe Euch gefällt das letzte Dungeon-Album und unterstützt LORD genauso wie Ihr Dungeon unterstützt habt. Cheers!! :)

(Pit Schneider, Dezember 2005)