DOMAIN, 18.09.2006
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Mit ihrem neuesten Album ´Stardawn´ und dem darauf befindlichen gar 25-minütigem Epos "Shadowhall" feiern die deutschen Melodic Metaller DOMAIN ihr 20-jähriges Bandjubiläum. Also Gründe genug Gitarrist Axel "Ironfinger" Ritt zum Gespräch zu bitten!

Schweres-Metall (SM): Hallo Axel, wie geht´s dir?
Axel: Danke der Nachfrage, alles in Allem recht gut. Ich bin froh dass das neue Album zzgl. der ganze Bonus-Sachen für die 20th Anniversary Limited Edition endlich fertig gestellt sind. War ein Riesenbatzen Arbeit.

SM: Euer aktuelles Album „Stardawn“ ist meiner Meinung nach wesentlich straighter und melodischer als der Vorgänger „Last Days In Utopia“ ausgefallen. War dies beabsichtigt u. wie lange habt ihr insgesamt an dem Album gearbeitet, insbesondere an dem 25minütigen Mammut-Epos „Shadow Hall“?
Axel: Wir hatten im Vorfeld des Albums ausufernde Diskussionen wie das neue Album zu konzipieren wäre. Einige wollten das Album lieber den Melodic Metal Bereich stärken und den Epic-Bereich zurück fahren, Andere, zu denen auch ich gehörte, wollten die Epic-Symphonic-Anteile beibehalten und lieber noch ein wenig mehr ausbauen. Wir einigten uns schließlich darauf den Fans 8 Nummern im klassischen DOMAIN-Sound/Song-Gewandt aus Melodic-Metal und Power-Metal zu präsentieren, während ich die Aufgabe erhielt, einen ausufernden Epos zu komponieren in dem bzgl. der symphonischen Orchestereinsätze aus dem Vollem geschöpft werden konnte. So hat jeder in der Band seine Prioritäten wahren können und der Fan bekommt ein Art "zweigeteiltes Album" auf dem beide Trademarks, welche DOMAIN ausmachen, ausreichend vertreten sind.

Der Epos "Shadowhall hat mich tatsächlich an die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit gebracht. Es ist die Vertonung einer Geschichte um einen Vampir-Clan, welche jedoch auch als Liebesgeschichte oder als Story "Gut gegen Böse" gesehen werden kann, aufgeteilt in 7 verschiedene Chapter. Die 7 Kapitel beinhalten unterschiedliche Passagen der Geschichte und mussten entsprechend vertont werden, d.h. ich musste mich bei den Kompositionen dieses Mal deutlich stärker im Bereich der Filmmusik aufhalten als jemals zuvor, dennoch musste es immer DOMAIN bleiben und nicht "Axel Ritt sperrt sich im Studio ein und lebt seinen Spieltrieb aus" ;-) Das Schreiben der Partituren war diesmal extrem aufwändig, ich habe knapp 3 Monate an den Arrangements des Orchesters und der Band gesessen, danach kam die Vorproduktion und schließlich die eigentliche Produktion. Von den 12 Monaten Produktionszeit, welche "Stardawn" verschlungen hat, gehen knapp 8 Monate auf den Titel "Shadowhall". Hilfreich ist auch immer dass unser Keyboarder Erdmann Lange gelernter Geiger und Orchesterleiter ist, mit ihm kann ich mich in kniffeligen Arrangement-Fragen gerade im Bereich der Streicher jederzeit kurz schließen.

SM: Ist beim Songwritingprozess die komplette Band involviert, oder ist es eher Teamwork zwischen Dir und Sänger Carsten Schulz?
Axel: Bei einigen Titeln war die gesamte Band involviert, der überwiegende Teil der Kompositionen wird aber immer noch von mir komponiert, bzw. von Carsten getextet.

SM: Eine kleine Überraschung auf „Stardawn“ dürfte sicherlich die Coverversion von „Don´t Pay The Ferryman von Chris de Burgh sein, die in diesem Heavy-Gewand jedoch absolut klasse rüberkommt. Was gab den Ausschlag für diesen Song?
Axel: Eine witzige Geschichte. Das erste Konzert, welches unser Sänger Carsten je besucht hat, war ein Chris De Burgh Konzert. So wie es aussieht, hat es einen bleibenden Eindruck hinterlassen, denn er brachte die Idee zu dieser Covernummer an. Zu Anfang konnte ich mich so gar nicht mit dieser Idee anfreunden. CDB hat zwar einen sehr guten Ruf als freundliche und höfliche Persönlichkeit, aber sein Standing im Metal-Bereich ist doch eher marginal ;-) Je mehr ich mich aber mit dem Arrangement beschäftigte umso mehr konnte ich tatsächlich Parallelen zu DOMAIN Trademarks wie z.B. die häufig von uns benutzten Synth-Brass Sounds erkennen und so reifte der Gedanke an eine Powerversion dieser Nummer immer mehr. Um ehrlich zu sein, ich hätte nicht gedacht dass die Nummer so gut wird. Nach anfänglicher Skepsis ist mittlerweile sogar unsere Plattenfirma so sehr von dem Potential der Nummer überzeugt, dass eine separate Rockclub-Promotion gestartet wurde um die wichtigsten Discotheken mit dem Dancefloor-Hammer zu versorgen.

SM: Die Limited Edition von „Stardawn“ kommt mit einer Bonus DVD daher. Kannst Du unseren Lesern dazu etwas Näheres erzählen bzw. was auf der DVD drauf sein wird?
Axel: Die auf 4000 Exemplare weltweit limitierte Version kommt in einer umfangreichen Doppel-CD + zusätzlicher DVD daher und enthält neben dem neuen Studio-Album gleich mehrere aufwendige Special-Features wie z.B.:
- 9 brandneue Studio-Aufnahmen incl. des über 25-minütigen Epos "Shadowhall"
- 35-minütiger Live-Mitschnitt des Busan-Festivals 2005 in Korea
- 15-minütiger Live-Auftritt im koreanischen TV
- 40-minütiger Tourdoku mit Band-Interview
- Diashow
- Eine aus 16 Titeln bestehende Best-Of-CD, welche Titel aus aus allen Alben von 1987 - 2005 enthält
- eine Neuveröffentlichung der Hits "Lost In The City", "I Dont Wanna Die" und "Hard Road To Midnight" in remasterten Versionen
- die Neuauflage der Titel "Stormbringer" und "Over The Hills And Far Away", welche bisher nur auf Samplern erschienen sind.
Alles zusammen in einem 5-fach DigiPak mit 3 Booklets, insg. über 240 Min. Spielzeit, mehr "Value For Money" geht nicht. Unter www.myspace.com/axelritt kann man 2 Titel des neuen Albums ("Crystal Stone Island" und "Temple Of The Earth") in kompletter Länge vorab hören.
er sich eine Sonder-Edition sichern möchtest, sollte nicht vergessen rechtzeitig vorzubestellen da es keine Neuauflage dieser Edition geben wird.

SM: Das Album markiert Euer 20-jähriges Bandjubiläum, dazu erst mal herzlichen Glückwunsch! Welche positiven und negativen Highlights fallen Dir in diesem Zusammenhang ein?
Axel: Viele schöne Momente, großartige Erfolge, grosse menschliche Emotionen, Durchhaltevermögen, endlose Streitereien und tiefe persönliche Enttäuschungen.

SM: Neoklassisch angehauchter Melodic Metal den ihr spielt, führt leider seit den großen Erfolgen von Yngwie Malmsteen zumindest hier in Deutschland eher ein Schattendasein. Stimmst du mir dahingehend zu, und wie siehst du die Zukunftsperspektiven für diesen Stil?
Axel: Diese Einschätzung kann ich nicht nachvollziehen, meiner Erfahrung nach hat unsere Stilerweiterung in den Neo-Klassizismus und die damit einhergehende Weiterentwicklung in Sachen Virtuosität die Band einen großen Schritt nach vorne gebracht. Auch die Verkaufszahlen belegen diese Entwicklung. Im Moment z.B. findet ein unglaublicher Ansturm aus Amerika auf meine mySpace.com/axelritt Seite statt, was zu einem Großteil auf die klassischen Metal-Anleihen zurück zu führen ist. Die Zeit des Belanglosigkeits-Rocks der Neunziger ist glücklicherweise vorbei, die nächste Generation von Metal-Fans möchte wieder handwerkliche Idole sehen, eine Entwicklung, die meinem Spiel sehr entgegen kommt.

SM: Wo läuft´s im europäischen Ausland am besten für euch bzw. wo seht ihr eure wichtigsten Märkte, und habt ihr einen Vertrieb in den USA?
Axel: Traditionell wird unsere Musik im tiefen Süden (Italien / Spanien / Portugal / Griechenland) und im hohen Norden (Skandinavien) sehr gerne gehört und wie bei jeder deutschen Band ist Grossbritannien eine echte Herausforderung :-) Unsere neue Scheibe wird wie auch das Vorgängeralbum "Last Days Of Utopia" weltweit veröffentlicht, lediglich der Releasetermin liegt in den Staaten, Kanada und Australien ca. 2 Wochen hinter dem Termin von Europa.

SM: Seid ihr bislang mit Limb Music zufrieden und was gab eigentlich damals den Ausschlag, dort zu unterschreiben?
Axel: LMP machen einen großartigen Job! Den Ausschlag hat damals wie heute die Tatsache gegeben dass ich mit Limb einen prof. arbeitenden und dennoch musikalisch engagierten Partner habe, den ich jeden Tag zu jeder Zeit erreichen kann. Eine effektive und schnelle Kommunikation ist in diesem Geschäft unglaublch wichtig. Zudem mag ich ihn als Mensch sehr und er "tickt" ähnlich wie ich in verschiedenen Bereichen.

SM: Wie sieht es mit Konzerten oder einer Tour in nächster Zeit aus, bzw. mit welchem Act würdet ihr gerne mal auf Tour gehen, wenn ihr es Euch aussuchen dürftet?
Axel: Wir werden das Album auf jeden Fall betouren, allerdings laufen die verschiedenen Anfragen noch. Die genaue Umsetzung ist noch nicht entschieden, aber die Planung läuft bereits. Eine Tour mit Blind Guardian oder Edguy, evtl. Dragonforce würde stilistisch sehr gut passen, zudem wären die Hallen garantiert voll ;-)

SM: Von wem bist du als Gitarrist beeinflusst/beeindruckt?
Axel: Ich war immer ein großer Fan des "großen Tons", von daher waren Künstler wie Brian May, Billy Gibbons und Jeff Beck meine erste Wahl. Dass mein größter Einfluss jedoch Gary Moore vor seiner unsäglichen Blues-Phase war, hört wahrscheinlich auch ein Tauber ;-)

SM: Welche noch lebende Person(en) würdest Du gerne mal kennen lernen?
Axel: Paul McCartney um ihm für seine Arbeit im Tierschutz zu danken und Ted Nugent um ihm für seine widerwärtige Verherrlichung des Jagens auf der Bühne seine Rübe mit einer Schrotflinte weg zu blasen!

SM: Axel, ich danke Dir für dieses Interview.?Letzte Worte v. Dir an unsere Leser bzw. die deutschen Metal-Fans?
Tom: DOMAIN ´til I die! ;-)

(Pit Schneider, September 2006)