COURRAGOUS, 03.03.2002

New Metal Bands gibt es viele. Doch eigenständige Truppen, die den modernen Sounds frönen weil es sie es so wollen und nicht weil es gerade angesagt ist, nur wenige. Zu letzteren gehören die Newcomer Couragous. Bandmitglied Chris lieferte mir ein sehr ausführliches Interview und bezieht Stellung zu interessanten Fragen über die Band und den Metal im Allgemeinen.

Schweres-Metall.de (SM) Erzählt doch mal kurz den Werdegang der Band von Gründung bis jetzt.

Chris: Die Gründung der Band reicht bis in das Jahr 1989 zurück. Damals hatten ein paar Freunde und ich die Idee, eine Band aufzumachen. Die ersten Jahre waren wir als schlechte Schülerband unterwegs, die eher durch arrogante Sprüche auffiel denn durch musikalische Glanzleistungen. Hat trotzdem viel Spaß gemacht, weil damals die Szene noch richtig zusammen gehalten hat. 1992 kam Bassist Jürgen Wieland und 1994 Gitarrist Oliver Lohmann zur Band. Damit ging es steil bergauf. Musikalische Weiterentwicklungen hatten aber auch personelle Veränderungen zur Folge. Nachdem Ende 1995 Drummer Jan Mischon einstieg spielte die Band in den folgenden Jahren regelmäßig in der gesamten Bundesrepublik und veröffentlichte mit "Liar" und "One With The Pain" zwei vielbeachtete Demos. 1998 entschlossen wir uns, endlich eine richtige CD aufzunehmen. Während der Aufnahmesession wechselten wir noch unseren zweiten Gitarristen und fanden in Gerd Lücking das letzte Mosaiksteinchen, welches uns noch gefehlt hatte. Zwei Jahre beackerten wir erneut die Live-Bühnen der Republik und spielten dabei u.a. mit Bands wie Metal Church, Avalon, Hibria, Thunderhead, Rage und Eisregen. Der Radiosender "Hessischer Rundfunk" wählte uns zur "besten Newcomerband des Jahres 1998" und das "Rock Hard" bescheinigte uns, eine der "besten Bands ohne Deal 2000" zu sein. Ende 2000 machten wir uns an die Arbeiten zur neuen CD "Remember", die trotz der Erfolge immer noch in Eigenregie veröffentlicht wurde. Daran änderte auch unser Opening-Slot beim "Bang Your Head 2001" leider nichts.

SM: Ihr habt den Nachwuchswettbewerb der Rock Fabrik Ludwigsburg gewonnen und darauf einen Gig auf dem Bang Your Head gespielt, für welchen ihr gute Kritiken bekommen habt.

Richtig. Wir haben den Nachwuchswettbewerb der Rockfabrik Ludwigsburg in Zusammenarbeit mit dem "Heavy, oder was ?!" gewonnen, so dass wir als Gewinn auf dem "Bang Your Head 2001" spielen durften. Das war eine Riesenparty. Wir haben direkt NACH Judas Priest gespielt ... 10 Stunden später halt, hehe. Es war echt phänomenal. Wir dachten eigentlich, wir würden als kleine "no name"-Band behandelt werden, und wir dürften froh sein, mal in die Nähe der "Stars" zu kommen, aber nein, die Organisatoren und auch die anderen Bands akzeptierten uns sofort und wir hatten die selben Rechte und Pflichten wie jede andere Band auch. Super. Unser Gig war zwar kurz, aber heftig. Die Kritiken nachher waren ausnahmslos positiv; habe kein einziges schlechtes Review gelesen. Ira Black von Vicious Rumors stand z.B. während unserem gesamten Set über neben der Bühne und bangte wie ein Wahnsinniger ... grandios. Auch die anderen Bands, Pressevertreter oder Businessleute - sofern sie denn schon da waren- zeigten sich alle mehr als beeindruckt. Geile Sache.

SM: Auch euer Album "Remember" konnte gute Resonanzen hervorrufen. Habt ihr mit diesem Erfolg gerechnet?

Mit diesen Resonanzen -ehrlich- nein. Klar, wir waren und sind immer noch von unserem neuen Album überzeugt, aber die Fans und Presse feiern uns regelrecht ab. Das "Rock Hard" fand unser Album so gut, dass sie uns sogar in den offiziellen Soundcheck mit aufgenommen haben, obwohl wir ja eine Eigenpressung sind. Buffo hat uns gute "7,5 Punkte" gegeben. Im "Heavy, oder was ?!" haben wir "8 Punkte" bekommen, im "Metal Hammer" sind wir als "Demo des Monats" betitelt worden und im "Break Out" sind wir "Tipp des Monats". Damit haben wir die vier größten Printmedien im Bereich Rock/ Metal erreicht. Von den zahlreichen Fanzines und Online-Magazinen möchte ich hier gar nicht sprechen. Exemplarisch solltet Ihr mal bei www.powermetal.de  - www.nocturnalhall.de  oder www.vampster.com vorbeischauen. Ich meine, Deine Kritik ist ja auch nicht gerade schlecht, trotz tiefergestimmter Gitarren ... hehe.

SM: Was tut ihr, um nach diesen Erfolgen nicht wieder in Vergessenheit zu geraten?

Natürlich haben wir versucht, zunächst eine gute Plattenfirma zu finden, da man nur so überregional wirklich etwas reißen kann. Hat aber leider nicht geklappt. Somit haben wir uns gesagt, müssen wir halt selbst etwas auf die Beine stellen. Wir wollen viel Live spielen und auch nicht mehr all zu lange mit einer neuen CD warten.

SM: Konntet ihr in letzter Zeit viele neue Fans hinzugewinnen?

Oh ja. Auf die ganzen Kritiken hin haben sich viele neue Fans gemeldet, von denen wir auch immer wieder mehr als positive Rückmeldungen bekommen. Das hat zur Folge, dass unsere Erstauflage mittlerweile restlos vergriffen ist.

SM: Wie steht's mit 'nem Deal? Haben nach "Remember" schon Labels bei euch angefragt?

Fakt ist, wir haben bisher keinen Plattenvertrag unterschrieben. Wir haben mit zahlreichen Firmen verhandelt, aber leider wollte keiner das finanzielle Risiko eingehen. Unsere Musik lässt sich momentan halt schlecht verkaufen, da wir uns keinem Trend anbiedern. Okay, wir haben auch das eine oder andere Angebot von deutschen und ausländischen Firmen gehabt, aber wenn du die Produktion selbst bezahlen musst, keinen finanziellen Toursupport bekommst und auch ansonsten nur ganz geringe Werbemittel zur Verfügung hast, dann brauchen wir keinen Deal, für den wir dann noch massenweise an Einheiten abdrücken müssen. Es gibt derzeit so viele "Wohnzimmer"-Plattenfirmen, die alles signen und dann hoffen, dass irgendeine größere Firma eine Band herauskaufen möchte. Der bundesweite Vertrieb, mit dem diese Firmen gerne locken und angeben, ist sowieso eine Farce. Diese Erfahrung haben wir jetzt auch schon gemacht, ich weiß, von was ich rede. Dann machen wir das lieber selbst.

SM: Wie lange habt ihr für die CD inklusive Artwork, Aufnahmen etc. gebraucht? Gibt es jetzt im Nachhinein Dinge, die ihr anders gemacht hättet?

Wunder Punkt. Wir haben auf jeden Fall viel zu lange gebraucht. Intensiv haben wir ein halbes Jahr in unserem eigenen "Rawsound"-Studio aufgenommen, ein paar weitere Tage kannst Du noch dranhängen, an denen wir nicht so intensiv daran gearbeitet haben ... hehe ... Nun, im nachhinein ist man immer ein wenig schlauer, aber im Prinzip sind wir mit dem Endprodukt mehr als zufrieden. Soundtechnisch kann man es eh niemanden recht machen, und auch wir hatten irgendwann einen Zeitpunkt erreicht, an dem wir nicht mehr wussten, was gut und was schlecht ist. Ich denke, Oli und speziell Gerd haben da super Arbeit abgeliefert, die sich wirklich vor keinem "label-release" zu verstecken braucht. Für die Zukunft haben wir uns einige Veränderungen in der Aufnahmeweise vorgenommen, was aber ja nicht unbedingt mit "Remember" etwas zu tun hat.

SM: In eurer Musik verbindet ihr sowohl klassische Thrash Einflüsse als auch moderne Einflüsse. Habt ihr diesen Stil schon immer gehabt, oder hat er sich erst mit der Zeit entwickelt?

Zu Beginn waren wir noch sehr Metallica-beeinflusst und auch Slayer spielten damals eine große Rolle bei uns. Mit der Zeit und dem Aufkommen der neuen Technologie -und den damit einhergehenden neuen Sounds- hat sich die Musik verändert. Einerseits stehen wir natürlich auf diese 80iger Thrash-Bands wie Testament, Forbidden, Slayer oder auch Kreator, aber auch diese Bands benötigen einen soundtechnisch neuen Anstrich, um überleben zu können. Bestes Beispiel ist die neue Testament-CD "First Strike Is Deadly". Natürlich sind die beiden ersten Scheiben in ihrer alten Form Kult, wir ziehen aber die "re-recording"-Scheibe den alten Sachen auf jeden Fall vor. Ich habe schon viele Stimmen gehört, die meinten, die neue Testament sei "nicht so gut", weil sie viel zu modern klingt und nicht so scheppert wie die Originale. Da kann ich leider nur den Kopf schütteln.

SM: Wie sieht's so mit den Fans auf euren Gigs aus? Ist das Publikum eher jünger oder kommen auch lebende Relikte aus den 80ern, mit schwerer Jeans - und Lederkutte, Kreator und Slayer Shirts?

Eigentlich beides. Wie schon erwähnt, haben wir ein bisschen das Problem, das wir zwischen zwei Stühlen sitzen. Wir haben weder das reine Papa Roach, Korn oder Stained Publikum, noch die "hardcore old school fanatics" bei unseren Konzerten. Ich denke, wenn Du zu einer Couragous-Show kommst, dann erwartet dich eine fette Soundwand, groovig harte Songs mit viel Gitarren- und Vocal-Harmonien. Man sollte auf jeden Fall dem Metal, aber auch moderneren Sounds gegenüber aufgeschlossen sein. Couragous sind definitiv eine Metal-Band und dort fühlen wir uns auch am wohlsten, trotzdem wollen wir uns soundtechnisch und musikalisch nicht limitieren lassen. Unser Ziel ist es immer, geile fette Riffs zu schreiben, nachvollziehbare Songstrukturen und Hooklines zu fabrizieren und diese in ein dynamisches und soundtechnisch modernes Gewand zu packen. Ob dadurch nun ein "moderner" oder "old school" Song herauskommt, ist völlig zweitrangig.

SM: Wie sieht's so mit der Arbeitsteilung in der Band aus. Sind alle beim Songwriting und komponieren dabei oder kümmert sich jeder um einen speziellen Bereich?

Die Vocalharmonien und Lyrics sind ganz klar meine Sache. Da redet mir auch keiner irgendwie rein. Jan und Oli geben ab und zu ihre Meinung dazu ab und es kommt auch vor, dass sie mal Vorschläge haben, aber im Endeffekt entscheide ich. Bei der Musik sind wir alle involviert. Natürlich schreiben die beiden Gitarristen mehr Songs, aber auch Jan und ich kommen mit Ideen an. Unsere Songs entstehen im Proberaum, was eine sehr langwierige, dafür aber umso schönere Arbeitsweise ist, da sich irgendwie alle mit dem jeweiligen Song identifizieren können. Klar, es gibt auch Parts oder ganze Songs, die dem einen oder anderen nicht so gefallen, aber so ist das eben. In Sachen Arrangements hat Oli ganz klar seine Hand drauf. Er ist der Meister der Übergänge und Strukturierungen. Wenn er meint, dieser oder jener Part sei kein Refrain, dann ist das so. Wir murren zwar ab und zu, aber er hat meistens Recht. Das ist jetzt auch nicht aufdiktiert, sondern hat sich einfach so ergeben. Ansonsten haben wir alle Business-Geschichten untereinander aufgeteilt. Bassist Jürgen ist unser Sprengmeister, der sich um unsere Bühnenshow und speziell um die Pyro-Effekte kümmert. Gerd ist außerdem noch unser Engineer, der sich immer darum kümmert, dass alles richtig verkabelt ist und wir aufnehmen können. Irgendwie klappt diese Arbeitsteilung bisher ganz gut.

SM: Gibt es eine spezielle Message / Aussage die ihr mit euren Texten den Leuten näher bringen möchtet?

Eine spezielle Message verfolge ich mit meinen Lyrics nicht. Die Texte sollen eher ein gewisses Gefühl vermitteln, welches ich zum Zeitpunkt der Niederschrift empfunden habe, oder in welches ich mich versucht habe hineinzuversetzen. Musik hat was mit Emotionen zu tun und genau diese versuche ich zu wecken. Bei mir geht es nicht um Beschreibungen oder Wertungen von einzelnen Dingen oder Situationen, sondern um die Gefühle, die in solchen Augenblicken mit im Spiel sind. Da können es Gefühle sein wie Hass, Trauer, Wut oder Angst, aber auch um Liebe, Treue oder Verlangen. Natürlich lassen sich bei unserer Art von Musik mit "negativen" Emotionen bessere Klangbilder erzeugen, ich lasse mir da aber alle Türen offen.

SM: Wie viel Zeit wendet ihr neben anderen Tätigkeiten wie Job und Privatleben so im Schnitt für die Aktivitäten in und um die Band auf?

Das wird deutlich immer mehr. Nun, es ist bei jedem von uns anders, aber ich lebe für Couragous. Die Band ist mein Baby. Ich denke rund um die Uhr an die Band und bin immer irgendwie am Arbeiten dafür. Ich denke, bei den anderen ist es nicht ganz so wild, ohne eine gewisse Hingabe und Opferbereitschaft funktioniert es aber nicht. Das Business wartet nicht auf uns. Wir sind nur eine Band von vielen, so dass wir immer dafür arbeiten müssen, unseren Namen im Gespräch zu halten. Klar, wir hatten auch unsere Tiefpunkte und wenn man sieht, dass wir in der Presse ein so fantastisches Feedback bekommen, sich aber die A&R irgendwie taub stellen, dann frustet das umso mehr. Es ist aber jedem bewusst, dass das nächste Jahr ein sehr wichtiges Jahr für Couragous sein wird. Somit ist auch jeder bereit, alle anderen Interessen -sei es Hobby, Familie o.ä.- hintenanzustellen.

SM: Haben einige von euch noch andere Bands / Projekte neben Couragous laufen?

Ja, aber umso älter wir werden, desto weniger werden es ... haha. Jan und Gerd sind unsere "workaholics", die überall spielen, glaube ich. Es kommt noch dazu, dass beide absolute Musikergenies sind. Jan kann nicht nur unglaublich Schlagzeug spielen, sondern er singt auch wie ein Weltmeister und kann noch ein wenig Bass/Gitarre spielen. Auch Keyboard und Klavier sind ihm nicht fremd. Ein Multitalent eben. Gerd ist nicht nur ein Wahnsinnsgitarrist, sondern steckt Dave Lombardo am Schlagzeug noch locker in die Tasche. Außerdem hilft er noch ab und an als Bassist bei anderen Bands aus. Jan verdient sich seine Brötchen noch als Drummer bei einer "Top-40" Band und singt ganz nebenbei noch einige Hauptrollen bei Musicals. Gerd spielt noch bei den Frankfurtern Lightmare Schlagzeug und hilft manchmal bei unseren Freunden von Melancholic Seasons aus. Ich singe noch nebenbei bei Rawboned (ex-Grinder/ ex-Capricorn), was aber nichts so Besonderes ist, da wir in die gleiche Kerbe wie Couragous schlagen.

SM: Ich weiß, dass das eine Standart Frage ist, die man in fast jedem Interview lest, aber ich stelle sie aus Interesse trotzdem mal. Welche Bands oder Musiker haben euch in eurer Musik beeinflusst?

Jeden unterschiedlich natürlich. Meine All-Time Faves sind Kiss, die auch -neben Metallica- ein ganz großer persönlicher Antrieb waren, um überhaupt Musik zu machen. Oli ist ein eingefleischter AC/DC- Fan und ansonsten spielerisch von den vielen Gitarrenhexern wie Malmsteen, Gilbert, Moore, Blackmore oder Morse beeinflusst. Gerds Wurzeln liegen irgendwo im Thrash der 80iger, wobei sehr witzig ist, daß gerade er heute dem ganzen nur noch relativ wenig abgewinnen kann. Jans Background ist klassischer deutscher Power Metal sowie Slayer, und Jürgen war stark auf den amerikanischen Power Metal fixiert. Heute hat sich unser Musikgeschmack eigentlich völlig gewandelt. In jeder Musikrichtung gibt es gute und schlechte Bands. Wir ziehen für uns immer nur das Postive aus der jeweiligen Band. Wenn man unseren derzeitigen Geschmack auf einen Nenner bringen müsste, würden Namen wie Nevermore, Testament oder Machine Head fallen.

SM: Woher kommt eigentlich der Name "Couragous"?

Na ja, das ist eigentlich eine kuriose Geschichte. In den Anfangsjahren blätterte ich im Wörterbuch und suchte mir einfach einen coolen Namen aus. Meine Wahl fiel auf "Courageous". Da ich aber übersehen hatte, dass in dieses Wort auch ein "e" gehört, habe ich es fortan "Couragous" geschrieben. Als mich kurze Zeit später eine Lehrerin darauf aufmerksam machte, behauptete ich voller Stolz, das sei Absicht. Seitdem schreiben wir uns ohne "e", wobei uns das schon einiges an Verwirrung eingeheimst hat. "Courag(e)ous" heißt übersetzt "mutig" ... wie der gleichnamige Manowar-Song.

SM: Manche Leute sind der Meinung, dass Metal nur überleben kann, wenn die Bands, wie ihr zum Beispiel, moderne Einflüsse mit in die Musik einbringen. Wie denkt ihr darüber?

Na ja, ich denke, das ist nicht pauschal zu beantworten. Dafür müsste man nun erst einmal klären, was genau die "modernen Elemente" sind. Der Metal braucht nicht zwingend tiefergestimmte Gitarren, psychotische Sänger und groovige Hüpfparts, sofern Du darauf anspielst. Meiner Ansicht nach ist der Unterschied zwischen Heavy Metal und dem sogenannten "nu"-Metal (obwohl ich dieses Wort total bescheuert finde) dieser, dass ein Metal-Song mit 100% beginnt, mit Volldampf weitergeht und endet immer noch bei 100%. Ein "moderner" Song lebt von seinen Spannungsbögen und wechselnden Dynamiken. In meinen Augen wird es für den klassischen Metal immer Fans geben, jedoch werden die kommerziellen Erfolge ausbleiben. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Es ist doch unbestreitbar, dass die "nu"-Metal Bands mit eingängigen und nachvollziehbaren Songstrukturen sowie markanten Hooklines arbeiten. Alles Elemente, die im Pop-Bereich am Fließband produziert werden. Viele versuchen derzeit Papa Roach, Linkin Park, Crazy Town oder Nickelback zu kopieren, was aber in ein paar Jahren vielleicht schon wieder völlig "out" sein wird. Dann kommt der nächste Hype, der aber trotzdem immer mit den gleichen Stilmitteln arbeitet. Der klassische Metal passt nicht in dieses Schema. Genauso wie richtiger Reggea, Folk, Jazz oder Chansons. Nur in Verbindung mit Pop-Elementen und den damit einhergehenden Zugeständnissen wird ein breiteres Publikum angesprochen.

SM: Gibt es ein Ziel, dass ihr mit der Band erreichen wollt oder seid ihr auch zufrieden, wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist?

Wir haben schon noch Träume, Wünsche und Ziele, die wir definitiv noch erreichen wollen. Zu aller erst möchten wir natürlich einen Businesspartner finden, der an uns glaubt und bereit ist, Geld, Zeit und Schweiß in uns zu investieren. Unsere Musik lässt sich schwer verkaufen, aber wir werden alles dafür tun, sofern einer nicht nur an uns verdienen möchte und in seine eigene Tasche wirtschaftet, sondern mit uns gemeinsam an einem Strang zieht. Mit dem "Bang Your Head 2001" haben wir auch große Festivalluft geschnuppert, welche wir gerne wieder riechen würden. Beispielsweise auf dem Wacken, With Full Force, Summer-Breeze oder auch im Ausland. Traum wäre es, nicht den Weckdienst spielen zu müssen, sondern später am Abend sein Können zu beweisen. Nahziel ist aber, dass wir einen starken und engagierten Partner finden. Alles andere kommt danach, hoffentlich.

SM: Welche Aktivitäten habt ihr für die nahe Zukunft geplant?

Momentan schreiben wir fleißig an neuen Songs; Oli ist extrem kreativ im Moment. Wir werden ein paar davon vorproduzieren und damit erneut hausieren gehen. Mal schauen. Ansonsten gehen wir im April mit Personal War und Red To Grey auf kleine selbstorganisierte Undergroundtour durch Deutschland. Klar, wir wissen, dass dies brotlose Kunst ist, aber wir mussten einfach unsere Ärsche hochkriegen. Wir wollten nicht am Ende des Jahres im Proberaum sitzen und uns gegenseitig einen vorheulen, dass wir wieder keinen Anruf vom Wacken oder von Nevermore bekommen haben. Die Bands sind heiß drauf, und wir werden schauen, wie viele Undergroundmaniacs wir ziehen können. Schaut bei den Tourdaten vorbei, ein Konzert wird bestimmt irgendwo bei Euch in der Nähe sein. Kommt vorbei und unterstützt drei geile Newcomerbands.

SM: Werdet ihr auch versuchen, euch im Ausland einen Namen zu machen? Gibt es schon positive Resonanzen aus dem Ausland?

Positive Resonanzen gibt es viele aus dem Ausland. Durch das Internet ist der Verbreitungsradius ja fast unbegrenzt. Im Ausland gespielt haben wir aber bisher noch nicht, was nicht heißt, das wir es nicht gerne tun würden. Es ist nur sehr kostspielig. Wenn du im Ausland spielen willst, muss der Veranstalter von vornherein eine gewisse Festgage zahlen, sonst legst du drauf. Dazu sind viele Locations nicht bereit. Verständlich, denn einen solchen Namen haben wir nun auch nicht. Trotzdem, wenn eine Band uns gerne mitnehmen möchte, sind wir für jeden Spaß zu haben.

Ich bedanke mich sehr herzlich für dieses Interview und wünsche euch viel Glück und Erfolg für die Zukunft.

(Reiner Behling, März 2002)