AXXIS
07.05.2006
Link: www.axxis.de 

Mit dem Oberhammer-Album 'Paradise In Flames' haben es AXXIS geschafft, aus dem Stand von 0 auf Platz 45 in die deutschen Album-Charts einzusteigen. Und auch bei uns wurde die Scheibe, mit der AXXIS zur Bestform zurückkehren, verdientermaßen "Album des Monats Januar". Aus diesem Grund machten wir uns auf, die Jungs auf ihrer Tournee mit Krokus zu besuchen und zu diesem Meisterwerk zu befragen. Sänger Bernie Weiss und Schlagzeuger André Hilgers standen uns in der Rockfabrik Ludwigsburg hierzu Rede und Antwort.

Schweres-Metall (SM): Hi André, Hi Bernie, wie geht´s Euch & wie fühlt ihr Euch dabei endlich wieder auf Tour zu sein?
André: Uns geht´s super. Wir haben ein super Gefühl auf Tour. Wir sind die besten Kumpels und es macht Spaß. Ich find die Tour nur ein bisschen kurz.
Bernie: Ich find´s optimal. Optimale Tour. Wir haben jeden Tag schöne Vitamine hier, heut haben wir schon zu viele Vitamine hier, ich hoffe das überleben wir.
André Also wir haben richtig gut gegessen. Das mit dem Abnehmen funktioniert nicht.
Bernie: Aber das geile ist, wir hätten auch nicht erwartet, dass die Tour so gut läuft. Ich war jetzt bei soviel Konzerten, auch namhaften Bands wo ich dachte da geht voll die Post ab, da war ich sehr enttäuscht von den Besucherzahlen. Hatte auch ein bisschen Schiss gehabt auch bei uns, aber ich muss sagen, bisher bei der Tournee war alles richtig geil, sah alles super aus und da bin ich sehr happy drum, dass das so geklappt hat. Hätte auch in die Hose gehen können. Wussten wir ja nicht.

SM: Bernie, „Paradise In Flames“ wurde verdientermaßen Album des Monats Januar in unserem Magazin, und ist nach einhelliger Meinung Eure bislang beste Veröffentlichung. Hattet Ihr Euch besonders intensiv auf diesen Longplayer vorbereitet und wie lang habt Ihr insgesamt daran gearbeitet?
Bernie: Also wir haben eigentlich nicht gedacht, dass das ganze so gut ankommt. Im Gegenteil, wir hatten am Anfang arge Probleme damit, auch Lakonia einzubinden in die ganze Sache weil wir gesagt haben, das könnte auch in die Hose gehen, weil die Fans eventuell sehr negativ darauf reagieren würden. Sie würden uns unterstellen wollen, dass wir z. B. Nightwish nachäffen wollen, oder ich weiß nicht was. Und das ist ja schon sehr wagemutig, Axxis mit Nightwish zu vergleichen. Aber die Angst war eben da, dass dann solche Sachen, solche Kommentare kommen. Kam ja teilweise auch von gewissen Redakteuren, die uns da mit Within Temptation verglichen haben. Das fand ich also sehr wagemutig. Aber das war ja eine Entwicklung. Wir hatten am Anfang ja Lakonia nur eingebunden als Background-Sängerin bei Time Machine und waren eigentlich überrascht von dem Talent, das in der Frau steckt. Die Frau macht 1st Take, die singt super, ist sehr bescheiden dabei, die haut nicht aufn Zeiger, konzentriert sich auf ihre Arbeit als Künstlerin, nicht so wie viele andere Musiker, die ich bei mir im Studio hab, die erst mit Rock ´n´ Roll anfangen und sich dann überlegen, wie sie ´ne Gitarre stimmen müssen. Das war schon sehr interessant, mit dieser Frau zu arbeiten. Wir haben uns überlegt, die Frau zu produzieren. Dann haben wir die ersten 5 Songs zu unserem Album geschrieben und die fand ich Scheiße. Das war eigentlich mehr eine Kopie von uns selbst und darauf hatte ich keinen Bock. Und dann kam die Idee eben zu sagen „Eh, weißte was? Wir integrieren eine Sängerin, eben in das Songwriting auch“ und von da an fluppte es und um auf Deine Frage zurückzukommen, wie lange das dann gedauert hat: Dann gings schnell, relativ schnell. Wir haben 2 – 3 Monate gebraucht fürs Songwriting und dann einen Monat das Ding aufgenommen und gemixt und schon war das Ding im Kasten. Wir sind überrascht darüber, wie positiv die Leute darauf reagieren. Das hätten wir nicht gedacht. Wir haben uns jetzt nicht mehr und nicht weniger Mühe gegeben als bei allen anderen Alben. Das ist eben diese Klangfärbung mit Lakonia zusammen, die klassischen Elemente die automatisch dann dazukamen von den Keyboards die ein bisschen mehr gefeatured wurden usw. Das ist dann eben so eskaliert und so geworden.

SM: Andre, mittlerweile bist Du neben Axxis auch in einige andere Bands und Projekte involviert. Fällt es Dir leicht, Dich auf die jeweiligen Stile umzustellen und was kannst Du den Fans über Deine Zusammenarbeit mit Legenden wie Tony Martin (Ex-Black Sabbath) und Neil Murray (Ex-Whitesnake) bzgl. Empire berichten?
André: Also, es ist kein großes Problem sich umzustellen, weil alle Bands sich irgendwo ähneln und zu so Bands wie Empire, was jetzt auch so zufällig entstanden ist, kann ich nur soviel sagen: Dass es einfach mal eine sehr geile Erfahrung war, mit so Leuten wie Tony Martin oder Neil Murray zu arbeiten und mal kennen zu lernen. Das sind lebende Legenden. Auch wie locker die sind, und auch zu sehen, dass umso kleiner die Bands sind, umso arroganter sind sie. Je größer die Leute, umso netter. Das habe ich auch damals bei meinem Einstieg bei Axxis genauso gemerkt. Die Jungs sind seit 15 Jahren im Geschäft und da geht man eben einfach ganz anders miteinander um. Es ist einfach easier, man kann locker reden über irgendwelche Sachen. Macht schon Spaß!
Bernie: Ist auch sehr interessant, dass er mit Tony Martin zusammenarbeitet. Wir haben ja damals die Headless Cross–Tour zusammen gemacht und da war Tony Martin der Sänger von Black Sabbath, damals auch noch mit Cozy Powell. Die Szene ist irgendwie obwohl sie sehr groß ist, doch irgendwie auch sehr klein, man trifft sich immer wieder 3 – 4 Mal in dem Geschäft. Das ist einfach wunderbar. Das macht dann auch richtig Spaß, in dieser Szene zu agieren.

SM: Bernie, bist Du mit den Albumverkäufen von „Paradise In Flames“ bis dato zufrieden, und wie ist insgesamt das Feedback von Fans und Presse ausgefallen?
Bernie: Ja, also wir haben ja einen wunderschönen kleinen Obolus von Euch bekommen, hängt bei mir im Studio und das war auch sehr schön. Platte des Monats war´s ja auch bei Euch. Und das fand ich schon sehr klasse. Die Reaktionen sind sehr, sehr gut, das muss ich schon sagen. Es ist wirklich sehr klasse. Auf der anderen Seite, die Verkäufe sind immer so eine Sache. Ich hab keine speziellen Verkaufszahlen. Ich weiß einfach nur, dass der gesamte Markt auch für Plattenfirmen total schwer ist im Moment. Saturn und die Media Märkte nehmen immer mehr CDs aus dem Programm raus. Unsere ist Gott sei dank noch nicht dabei, aber das CD-Sortiment wird immer kleiner, das DVD-Ding kommt immer mehr, ist billiger als eine Audio-CD teilweise. Das ist ein ganz verrückter Markt im Moment. Ich hab keine offiziellen Verkaufszahlen im Moment. Die Reaktionen der Leute sind super. Ob wir aber verkauft haben, das weiß ich im Moment nicht. Ich hab auch schon Sandra von AFM, die mit auf Tour ist, gefragt. Die haben auch keine offiziellen Zahlen. Die sammeln erstmal. Das wird noch ein bisschen dauern. Ich tipp mal, also für die erste Abrechnung braucht man immer so ein halbes Jahr, und dann wissen wir Bescheid was Sache ist.

SM: Andre, war die laufende Tournee mit Krokus erste Wahl oder gab es im Vorfeld andere Anfragen, was hältst Du insgesamt von diesem Package und sind Dezperadoz auf diese Tour aufgesprungen, weil sie auch bei AFM Records unter Vertrag stehen, oder hattet ihr ein Mitspracherecht was den Support Act betrifft?
André: Also zuerst Mal waren schon andere Sachen geplant, wie man schon überall lesen kann, dass wir uns eigentlich auf eine Double-Headliner-Tour mit Doro eingeschossen hatten. Das hat dann leider nicht stattgefunden aus verschiedenen Gründen. Die Sache mit Krokus hat sich dann übers Management so ergeben. Ob´s das beste Package ist, kann ich nicht beurteilen. Das sollen die Fans beurteilen. Die Tour ist bisher gut besucht, wir sind zufrieden. Von daher muss es ok sein. Und die Jungs von Dezperadoz… klar die sind bei AFM. Da denke ich mal hatten wir jetzt nicht so… Sicherlich hatten wir Mitspracherecht, aber das läuft alles übers Management. Wir haben das dann letztendlich zum Schluss dann auch erst erfahren, wer da Vorband ist und so weiter und so fort. Es macht aber einen Höllenspaß auch mit den Jungs und ihrem Western-Metal. Die gehen ab wie Schmidts Katze, trinken ihren Jacky auf der Bühne und machen Party. Ist halt Rock´n´Roll. Die haben sich aber sehr gut eingefügt und man merkt schon, dass die wissen wo der Hase lang läuft. Benehmen sich auch nicht daneben. Man hört ja immer, dass die Vorbands mal richtig schön auf die Kacke hauen und die Jungs sind super easy und es macht richtig Spass. Auch die Jungs von Krokus sind alle super nett. Wir haben auch mit Stefan (Schwarzmann; Krokus) schon am ein oder anderen Tag was getrunken und können uns an nichts mehr erinnern (grins). Aber es war bis jetzt eine erfolgreiche, lustige und spannende Tour. Definitiv.

SM: Bernie, wie Du schon bei unserem letzten Interview erläutert hast, waren die Tourneen mit Pink Cream 69 mehr oder weniger Familienausflüge. Wie sieht´s dieses Mal aus bzw. wie kommt Ihr mit den anderen Bands klar?
Bernie Wie der André schon sagte, also auf Tournee hier, die Krokus-Jungs sind einfach der Hammer, das macht einfach richtig Spaß. Natürlich war´s eine andere Sache. Am Anfang vor allen Dingen gab es da einige Probleme. Wir hatten da z. B. auch das Problem Drum-Sharing. Wir waren es gewohnt von Pink Cream 69 her, dass wir sagten, wir nehmen ein Drum-Kit mit, da spielen beide Bands dann d´rüber. Das haben wir dieses Mal nicht machen können. Krokus hat verlangt auch immer als letzte zu spielen. Uns ist es relativ egal, wann wir spielen. Ich liebe es auch früher zu spielen, weil danach sind noch die Leute im Publikum, wir an den Merchandise-Stand können gehen, die Getränke sind alle noch da. Es hat eigentlich nur Vorteile. Ich find das eigentlich schön. Auf der anderen Seite war´s dann ein bisschen problematisch, weil wir gerne gehabt hätten dass der Promoter vor Ort immer entscheidet, wer Headliner ist. Weil uns ist es wie gesagt egal. In Tuttlingen gestern wär´s z. B. besser gewesen, wenn´s anders herum gewesen wäre weil der Promoter das schon gerne gehabt hätte, wenn wir da zuletzt gespielt hätten. By the end of the day, uns ist es egal und wir haben 3 – 4 Tage gebraucht um uns einzuproben. Jetzt so langsam läuft´s auch, läuft auch ganz gut. Das kommt auch mehr von dem Management. Die Managements versuchen ja immer für Ihre Bands das beste rauszuholen. Wenn Du dann mit der Band selber sprichst, ist alles ganz locker. Hätten wir mit denen direkt gesprochen, wäre das kein Problem gewesen.

SM: Andre, wie liefen die 4 Einzelgigs im Februar als Support von Helloween für Euch, wie kamt Ihr mit den Kürbisköpfen klar und gibt es irgendwelche lustige Begebenheiten zu berichten?
André: Also zu erstmal stimmt überhaupt nichts was man über die Helloween-Crew geschweige denn über die Helloween-Jungs hört oder liest! Die Jungs sind alle so easy, die sind alle so cool und das hat so einen Spaß gemacht mit den Jungs, dass wir uns im nachhinein echt geärgert haben, die ganze Tour abgesagt zu haben!
Bernie: Wir haben ja das Angebot von Helloween damals erhalten, die ganze Tour zu machen. Jetzt war aber das Timing ein bisschen blöd, weil die im November schon auf Tour gegangen sind und unsere Platte im Januar eben rauskam. Deshalb haben wir gesagt, konzentrieren wir uns auf Doro, das kriegen wir schon hin. Das ist optimal vom Timing her. Und im nachhinein haben wir gesagt: "Verdammte Kacke, Helloween wir so geil alles!" Die saßen die ganze Zeit bei uns in der Kabine und wir haben nur Gas gegeben.
André: Wir haben also Party gefeiert. Der Grosskopf kam erst mal mit einem Kasten und einer Flasche in unsere Umkleide und meinte: "So jetzt lernen wir uns erstmal kennen!" Da gings dann also richtig ab. Und mit dem Andy schön gequatscht. Gestern in Tuttlingen hat uns der Danny, der Trommler von Helloween, noch besucht und das war dann auch ein Abschuss für mich und ihn, weil uns dann natürlich noch die Keule gegeben haben auch lustige Gespräche geführt haben. Es wird halt immer auch unheimlich viel Negatives über die Leute erzählt und da ist überhaupt nichts dran. Die Jungs sind voll easy.
Bernie:: Auch bei uns gibts manche Bands, die über Axxis dann erzählen, wie wir sie behandelt haben im Support. Dass die Bands sich aber verhalten haben wie die Ärsche auf Tour, das wird natürlich dann verschwiegen. Das sagt natürlich keiner dann, das ist immer das Problem dabei.

SM: Der Grund der Frage ist auch der, dass über den Michael Weikath von Helloween wird halt viel Negatives berichtet betreffend Michael Kiske oder Kai Hansen. Der ist also auch easy drauf?
Bernie: Wirklich, die sind alle voll der Hammer! Die saßen bei uns in unserer Support-Kabine und wir haben Gas gegeben. Den Deris kannten wir ja noch aus den Pink Cream 69 Zeiten. Und es ist ja eine kleine Anekdote dass wir Bottom Row und Helloween wieder zusammengebracht haben. Es war halt so, hier in der Rockfabrik Ludwigsburg, als die 25jähriges Jubiläum hatten, dahaben sich alle hier getroffen und ich kannte halt den Deris sehr gut, ich kannte Bottom Row gut, aber ich wußte dass die beiden so ein bisschen nicht konnten. Auch aufgrund der dubiosen Trennung, die da stattfind zwischen Pink Cream, Bottom Row und auch Helloween. Ich hab denen dann mal locker allen ein Bier ausgegeben und komischer Weise hatten die auch einen Monat später den Deal mit Bottom Row zusammen. Haben dann das Management gemacht. Das war eine sehr schöne Sache. Wie gesagt, es wird immer viel gemacht und gelabert, aber by the end of the day sind die alle cool.
André: Weiki ist so ein Typ, ich hab den also Backstage, ich glaube es war in Mailand, nach seiner Show gesehen beim Catering, alleine mit seiner Schachtel Zigaretten und mit einem Buch. Da hat er sich erstmal entspannt. Das war eine Erfahrung, einfach unglaublich. Und der raucht wirklich so viel. Ich hab den nicht erlebt, wo er keine Kippe im Mund hatte, auch in Italien auf der Bühne, wo das Rauchen verboten war, ihn hat´s nicht gestört.
Bernie: Ich denke es liegt auch immer daran, wie Du mit den Leuten umgehst. Wenn Du natürlich wie ein Arsch da abhängst und die anpißt die ganze Zeit, dann kriegst natürlich dementsprechend auch die Reaktionen. Und wenn Du da ganz locker bist, mal ein bisschen Jack Daniels in die Garderobe stellst, dann ist die Stimmung natürlich gleich einen Level höher. So einfach ist das.

SM: Bernie, wie wir aus etlichen Gesprächen erfahren haben, sind die Axxis-Fans in unserer Ecke sehr heiß darauf, Euch mal wieder bei uns in Pirmasens spielen zu sehen. Wir von Schweres-Metall.de und die Quasimodo Music & Event Hall arbeiten im Moment hart daran, dieses für besagte Fans zustande zu bringen. Welche Erinnerung hast Du an die bisherigen Konzerte in Pirmasens und wie stehen die Chancen für einen baldigen Gig?
Bernie Im Quasimodo haben wir ja meines Wissens nur einmal gespielt, mit Kamelot damals. Ich kann mich erinnern, das war ein sehr schönes Konzert aus meiner Sicht, weil ich da nämlich jemand auf die Bühne geholt hab, der hinterher mit mir zusammen das Fachabitur gemacht hat und nun irgendwie in Pirmasens lebt, und wie Schuppen aus den Haaren hat er mich da auf der Bühne geoutet, was für eine Pfeife ich damals war. Das war schon sehr witzig! Ich hab den gar nicht erkannt und aus dem ist auch richtig was geworden. Der ist jetzt Pilot bei der Lufthansa während ich da Rockmusik mache, hahaha... das war ein sehr witziges Konzert. Ich kann mich auch erinnern, da war so ein Laufsteg ins Publikum. Dann hat der Laden aber auch dicht gemacht. Wir hatten ja mehrmals auch Anfragen gehabt und da gabs dann immer wieder Probleme, auch mit dem Promoter. Das hat dann da nie wieder geklappt. Ich kann mich dann noch erinnern, das wir da in der Nähe gespielt haben, in der Kaninchenzuchtverein-Halle, wo die Fenster dann noch auf waren und die Leute draußen gestanden haben und dann irgendwie umsonst das Konzert sehen konnten.
André: Das kuriose daran war ja, dass wir im Quasimoto wegen den Brandschutzauflagen nicht gespielt haben. Und dann haben wir in einer Blockhütte im Wald gespielt.
Bernie Quasimodo fand ich total klasse. Um auf Deine Frage zurückzukommen: Meines Wissens läuft ja auch eine Anfrage von Euch an unsere Agentur. Wir versuchen natürlich, das zu ermöglichen.

SM: Andre, wie schätzt Du Deinen Einfluss dahingehend ein, dass der Stil von Axxis wieder mehr in die Richtung Ihrer Wurzeln, sprich so kraftvoll wie zu „Kingdom Of The Night“ oder „II“, ging?
André: Ich hab überhaupt nichts zu melden, ich bin nur der Trommler, hahaha... Ich bin kurz nach der "Time Machine"-Produktion zu den Jungs gestoßen und da sind die ja schon ein bisschen in die Richtung gegangen, auch was Double-Bass betraf usw. "Paradise In Flames" ist vielleicht noch eine Ecke härter geworden, ich will aber nicht behaupten, dass das wirklich jetzt am Drumming liegt, sondern die Jungs haben jetzt auch ein bisschen in die Richtung Songs geschrieben, weil sie jetzt wußten behaupte ich einfach mal, dass sie jetzt einen Schlagzeuger haben, der auch ein wenig Double-Bass-fest ist. Wir können mal ein paar Sachen neu ausprobieren, die wir vorher vielleicht nicht machen konnten. Letztendlich liegt aber das produtionstechnische und das Songwriting zum größten Teil bei Bernie und bei Harry. Wir veruchen uns jetzt als Band mehr zu involvieren für´s nächste Album. Das begrüßen die Jungs, ist natürlich immer ein bisschen schwer. Wir müssen dann auch mal schauen, wie wir das so auf die Reihe kriegen mit dem Songwriting. Der Bernie schimpft ja schon immer mit uns, hält uns ja auch immer die Pistole auf die Brust, wir sollen endlich Gas geben. Was ich schön find.
Bernie Immer wenn die Jungs was machen, die machen zu wenig, aber wenn sie was machen, kommt so ein Song wie "Break Your Soul" raus oder was anderes. Und da finde ich einfach, die sollten mal ein bisschen mehr Gas geben. Ich meine, ich will ja nicht wegen der Gema-Kohle die ganze Zeit Songs schreiben. Ich bin immer dankbar, wenn andere Leute da ein wenig Gas geben, einfach auch um ein wenig Farbe da in die ganze Sache reinzukriegen. Bei dieser Produktion haben wir von Lakonia profitiert und natürlich davon, da hat er vollkommen recht, dass wir wissen wir haben einen Drummer mit dem man etwas Double-Bass-mäßiges machen kann und vom Drumming her etwas Gas können. Und von daher kann man natürlich auch wieder anders Songs schreiben. Wir müssen natürlich immer, wie sagt man so in der Betriebswirtschaft, mit dem Human Kapital arbeiten, das wir haben. Wenn Du natürlich einen Drummer hast, der so spielen kann, dann kannst Du wieder ganz anders Songs schreiben. Wenn Du eine Sängerin wie Lakonia hast, kannst Du wieder anders Songs schreiben. So einfach ist das. Das gibt dann wieder eine ganz andere Farbe und die Band steht wieder in einem anderen Gewand da. Ich hasse es, mich selbst zu kopieren. Auf der anderen Seite muss ich aufpassen, dass ich nicht zu weit weggehe von Axxis. Das ist immer so eine Gradwanderung. "Voodoo Vibes" war mal so ein Experiment, wo wirklich so einen Schritt in die ganz andere Richtung gegangen sind und haben dann einen auf den Deckel gekriegt. Zu Recht auch. Die Platte ist zwar geil, aber man hätte nicht Axxis draufschreiben müssen. Man hätte da was anderes draufschreiben müssen. Wenn die Leute Axxis sehen, erwarten sie das auch. Zu Recht auch. Als Sideproject wäre die "Voodoo Vibes" mit Sicherheit auch ein geiles Album gewesen, weißt Du. Und diese Gradwanderung müssen wir eben immer wieder schaffen.

SM: Bernie, wie schätzt Du den momentanen Stellenwert des Melodic Metal ein, ist auch auf dem nächsten Axxis-Album eine Zusammenarbeit mit Sängerin Lakonia geplant und wann kommt endlich die heiß erwartete Axxis Live DVD auf den Markt? Bernie: Also wenn ich sehe, dass die DVD-Preise billiger sind als eine CD, und wenn ich weiß dass die Produktionskosten bei einer DVD dreimal so hoch sind mit Foto- und Bildmaterial, da krieg ich schon jetzt die Krise, wenn mich jemand d´rauf anspricht, weil ich gar nicht weiß, wie Du das da machen vernünftig willst. Auf der anderen Seite, weiß ich auch dass wir eine DVD irgendwann einmal machen wollen. Das Problem ist einfach bei uns so, dadurch dass wir so lange im Geschäft sind, ist es so dass wir unheimlich viel Material gesammelt haben. Unheimlich viele Videos, VHS-Videos etc. Und ich würde gerne, wenn wir schon eine DVD auf den Markt bringen, dann sollte es auf alle Fälle alles Material beinhalten. Die ganze History usw. Mit Tony Martin haben wir ein paar Szenen, Black Sabbath etc. Das sind immer Sachen die ich geil finde, wenn wir das alles hinbrächten. Und das aber ist wieder so teuer, dass ich dann im Vergleich zu den Preisen, die ich da im Laden sehe, 4,99 Euro für eine DVD oder so, da muss ich sagen, ich weiß nicht genau wie wir das hinkriegen sollen.

SM: Ok, es ist einfach so, wie Du schon gesagt hast, dass es Axxis sehr lange gibt und Ihr auch einen gewissen Stellenwert in der Szene habt. Und die Fans möchten auch halt irgendwann eine DVD. Irgendwann müßt Ihr nachziehen, andere Bands haben vorgelegt und für eine so alteingesessene Metal-Ikone muss man das machen.
Bernie Auf der anderen Seite sollen sie weniger downloaden, dann können wir das locker machen. Da geht das schon besser. Die Fans erwarten immer, aber dann müssen sie auch was kaufen.

SM: Andre, seid Ihr mit den bisherigen Konzerten der laufenden Tour, sprich mit den Zuschauerzahlen, zufrieden und wo waren die Publikumsreaktionen am besten?
André: Das ist schwer. Wir sind auf jeden Fall für die heutige Zeit zufrieden. Ich hab vorhin noch ein Gespräch mit Bernie gehabt unter 4 Augen, weil er natürlich vor 10 Jahren noch ganz andere Hallen und ganz andere Besuchszahlen miterlebt hat. Ich war leider nicht dabei. Aber für die heutige Zeit 600 Leute oder vielleicht auch ein paar mehr, das können wir jetzt noch nicht genau beurteilen, hinterm Ofen rauszulocken, ist schon verdammt viel. Wenn man überlegt, dass andere Bands teilweise sagen wir mal in Hamburg vor 80 Leuten spielen, wo man echt nicht mit rechnet, stehen wir im Moment recht gut da. Die Publikumsresonanzen für uns...? Ich meine wir hatten gestern in Tuttlingen das größte Publikum auf der Tour bis jetzt. Die beste Resonanz würde ich sagen, die war immer gleich. Die Eindrücke, das ist immer auch sehr interessant nach den Konzerten, wie von den einzelnen Musikern jetzt von uns: Mal komm ich in die Garderobe rein, bin voll am Jubeln und der Bernie zieht ein Gesicht, ich fands heut nicht so gut. Und mal kommen die Jungs in die Umkleidekabine, sind am Jubeln und ich denk, so drall war das heute gar nicht. Die Eindrücke von jedem Einzelnen sind so unterschiedlich, dass Du das gar nicht so richtig beurteilen kannst. Letztendlich waren alle Konzerte für uns ok, die Leute haben alle Zugabe gerufen, das war ja schon mal schön, wir durften also weiterspielen. Wenn wir Anfangen nach dem Intro, da geht dann schon die Post ab.

SM: Bernie, André, wir bedanken uns für dieses Interview.
Letzte Worte v. Euch an unsere Leser bzw. die deutschen Metal-Fans?
Bernie: Ja, weiter so. Viel Gas geben. Ich find das klasse, dass wir soviel Support auch bei den Tourneen hier bekommen. Dass die Tournee so gut besucht ist, hätten wir alle nicht erwartet. Nachdem ich die Erfahrung gemacht habe, wie ich eben schon erwähnt habe, ich bei den anderen Bands sehr niedrige Besucherzahlen gesehen habe, habe ich mir da schon Sorgen gemacht auch bei dem schönen Wetter jetzt im Mai. Das Wetter ist ja traumhaft im Moment, das da jetzt so viele zu den Konzerten kommen und da abschwitzen wie die Bekloppten, das finde ich schon ziemich geil. Also wir sind im Moment sehr happy und würden uns wünschen, wenn es auch so bleiben würde für die Zukunft. Noch leben wir von der Musik, noch funktioniert das alles und von daher ist das eigentlich für uns eine sehr gute Situation.
André: Um nochmals zurückzukommen, die Fans schreien halt immer nach einer DVD und dass man noch mehr machen soll, alles soll fetter werden. Es ist also wirklich so, dass die Fans bei den offiziellen Plattformen downloaden, weil die Bands immer mehr darunter leiden. Es sind keine Gelder mehr da, die Vorschüsse werden kleiner, die Promotion-Etare werden kleiner und selbst in einer Band, die seit 16-17 Jahren im Geschäft ist, 19 CDs auf den Markt gebracht hat, hat´s dann auch ab einem gewissen Punkt echt schwer, weiter so präsent zu sein, wie sie eigentlich möchte. Weil, wenn man noch davon lebt, ist es heutzutage echt schwer, das so zu handhaben wie andere Bands, die einen Liner von ihren Eltern bezahlt kriegen und durch die Wallachei fahren, weil sie nicht davon leben.
Bernie Ich wundere mich immer, wie viele Bands auf Tour sind mit großen Truppen, ich sag jetzt keine Namen, und in Wirklichkeit sind das teilweise Leute, die bei einer Versicherung arbeiten, sind Lehrer oder ich weiß nicht was alles. Der Trend geht immer dahin, dass die ganzen Bands, die in den Magazinen stehen, so Hobby-Truppen sind, und nur die ganz Großen noch davon leben. Und Axxis ist eben so auf der Schwelle, dass wir das alles so hinkriegen und von daher ist das mit diesen Downloads schon immer eine sehr riskante Gradwanderung. Auf der anderen Seite sehr positiv, weil die Konzerte voll sind. Auf der anderen Seite, wenn die eine DVD haben wollen, brauchen wir ein Income, wo wir was Investieren können. Ohne Kohle, kann ich keine Firma beauftragen, die die Sache digitalisiert. Und so beißt sich dann die Katze ja in den Schwanz. Eine sehr schwierige Situation.

Interview: Pit Schneider
Photos: Yvonne Bernhard